80 km 2500 hm
bisher gefahren: 680 km
um 5 zieht mich die feuchtigkeit raus. Flussnähe. Ein betrunkener vom Staff bietet mir Bier an, ich lehne dankend ab. Am Feuer steht tatsächlich ein Rider mit Pivo in der Hand, ob er sich Mut für die Flussüberquerung antrinkt?
Tatsächlich ist da, wo der Track rübergeht, keine Untiefe. Boden ist nicht zu sehen, auch kein Pfad oder sowas. Wieder so eine Teufelei, letztes Mal war unsere Furt 2 km weiter unten. Soll ich da hin? Ich sehe leider kein Versuchskanninchen.
Irgendwann finde ich eine Stelle. Ich trage Rucksack und Bike getrennt rüber, ist zwar nur, hüfttief, aber der Fluss hat ordentlich Druck und unten liegen lauter rutschige Pebbles.
Drüben nutze ich den Fluss, mich und Klamotten zu waschen. Letzteres wird sich noch als Idiotie herausstellen.
Das alles frisst Zeit, jetzt ist es bald halb 8. Ein paar Paddelcamper auf dem Weg den Fluss entlang bieten mir Kaffee an und Brownies. Das rettet mich gerade, ich bin super dankbar.
Ein Laden. Ich decke mich ein mit Riegeln und Brotzeit, treffe andere Riders. Alles Leute, die ich den ganzen Vormittag sehen werde, und dann nicht mehr. Ich falle seit Tagen zurück.
Aufstieg ins Grenzgebirge. Es gewittert. Eine Verlegenheitspause unter einem Baum stellt sich als sinnlos heraus, denn es wird 5 Stunden dauerregnen. Das teils steile Grenzgebirge ist super schlammig.
In Tschechien angekommen brauche ich lange, um den Flow zu finden. Es hört auf zu regnen, ich hänge meine dauerfeuchten Schlafsachen über einen Zaun, esse und schreibe 2 Blogposts.
Weiter auf steilen Schiebestrecken, es wird sonnig. Auch in mir geht eine Sonne auf. Meine Mitfahrer, denen ich sporadisch begegne, können auch mal lächeln.
Trotzdem, diese kleinen Gebirge sind hart, steiles auf und ab wie beim Herrmannsweg auf dem Cherusker Track. Dann kommt noch ein Stück, da ich nicht kenne, neue Zusatzkilometer.
Lauter kleine Verzögerungen. Jacke an Jacke aus, Bremsbeläge wechseln, Pissen, Schaltung ölen. Ich komm einfach nicht voran, ich wollte doch km schrubben.
In Visovice einkauf. Mikal oder Michael, mein Mitschläfer aus der Bushalte taucht auf. Sein Gps hat dem Wasser nicht standgehalten, er navigiert mit Smartphone, was aber nicht wasserdicht ist. Verschärftes handycap.
Sturm zieht auf. Ich gehe noch in einen Biergarten, aber eher um das Klo nutzen zu können. Dann los, es wird dunkel. Ich möchte noch 40 km machen, scheissegal wie. Hab erst 60.
Was jetzt kommt ist nur noch schieben, bzw stemmend schieben. Üble steilheit. Bissl runter, dann wieder supersteil rauf. Aufsteigen lohnt fast nie.
Gut, die Arbeit muss gemacht werden. Besser jetzt als morgen früh. Im Kopfhörer läuft eine Analyse über die Serie Westworld. Das hilft.
Ich suche gg 12 einen Pennplatz. Weit bin ich nicht gekommen. Aber Augen sehe ich permanent wegen der Kopflampe. Die Tiere flüchten nicht, sie schauen mich nur an. Hasen, Wiesen, Rehe. Ein junger Iltis.
Auf einer Wiese in 700m finde ich ein verlassenes Haus. Vollmond. Im Schuppen nebenan hänge ich die Matte auf. Ich erwarte immer noch Gewitter, es hat mehrere Zellen links und rechts.
Das wird ja immer härter. Du mußt ja eine eiserne Kondition haben. Wer denkt sich solche „Teufeleien“ bloß aus? Du hast schon viel geleistet. Du wirst auch diesen Durchhänger überstehen. Überspanne Deine Kräfte aber nicht! Wenn die Sonne scheint geht alles leichter. Der Wetterbericht ist nicht schlecht. Also weiter! Weiter! Wie sagt man bei Euch? Ahoi
Hoffe, du nimmst nicht so hart, dass du langsamer bist als geplant und hast auch deine Freude. Zumindest am fotografieren noch?! Wieder so Schöne Bilder! Beim Einen selfi so genial mit höhenwegmarkierung!