BTG Tag 07 – Sachsen – Tschechien – Polen – Brandenburg


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200 km 1500 hm

Brr es ist wirklich scheisse kalt. Schnell hoch und raus hier aus diesem Tal, dessen Fluss auch noch Schwarzbach heißt.
So, ab heute bin ich voll im Racemode.
Deshalb werde ich auch keine zeit mehr haben, zu bloggen. Ich will diesen 11. Platz halten.

Detlev, der Frühaufsteher nähert sich schon wieder bedohlich. Anja schläft noch auf CP3. Vor mir ist Andrew, aber mittlerweile fast unerreichbare 100 km weg. Den bekomme ich nur, wenn er Probleme bekommt, rein tecchnisch hole ich ihn nicht mehr ein.

Mist, wo jetzt frühstücken? Es wird lang nix größeres kommen. Ich könnte einen Abstecher nach Neustadt in Sachsen machen, 3km vom Track weg.
Natürlich gehts dorthin 12% bergab. Diese Nummer kostet mich eine halbe Stunde.
Neustadt in Sachsen – hier ist die DDR noch deutlich zu spüren. Der Bäcker hat wenig Auswahl, alle stehen brav in einer Reihe Schlange mit ihren Mausgrauen Sandaletten. Als Antworrt sagt man nicht ja, sondern „Nu“. Süsse Teilchen? „Pfannkuchen“ hätten wir noch. Ich schaue wie ein Schaf. Pfannkuchen? “ Na Berliner“ Ach. Krapfen? „Nu“ 3 Krapfen, 2 Kaffee. Ich nehme to go, denn Detlef kommt näher. Frühstücken muß er wohl auch nicht, das beunruhigt mich. 😀
Es geht weiter durch ein Stück Tschechien, deren „Nordkap“. Hier hatte ich auf den 1000miles den fürchterlichen Grenztrail zu bewältigen, 20 km unfahrbare Wurzelwege. Aber hier gehts angenehm auf Nebenstrassen und Waldwegen, ich bin sehr dankbar. Schiebe mir alle halbe std. einen Krapfen rein.
Wieder in Sachsen kommen nochmal ein paar richtig dreckige kleine Anstiege, zum Abgewöhnen. Steilhang Rad hochstemmen, Cherusker-Style. Dann wirds flacher, Mittagszeit naht und ich erhoffe mir im nächstgrößeren Ort einen Braten oder irgendsowas deftiges.
Hochkirch/Bucegy. Ich bin im Sorbischen. Es gibt hier 4 Wirtshäuser, alle zu. Einwohner mit schlechten Zähnen sagen mir, die haben alle dauerhaft zu, nix geht mehr. Ich soll doch zum „Dönermann“ an der B6, wo die LKW stehen. Also gut, wieder Döner. Verlier ich wenigstens nicht viel Zeit.
Ab jetzt wird es etwas trostlos. Ich beschäftige mich viel mit meinen Verfolgern auf der Tracking-Site, schon komisch, was so ein Rennen mit einem macht. Das ist auch eine völlig neue Art zu racen, einerseits mit sich selbst alleine in weiter Flur, andererseits das Handy am Cockpit zu haben, wo man genau sieht, wo wer gerade ist, ob er/sie Pause macht und über die Tage hinweg was für einen Rhytmus diese haben. z.B. scheint Detlev einigermaßen stabil zu fahren aber hinter ihm ist Shane, der bedrohlich aufschließt. Langfristig könnte er ein gefährlicherer Renngegner sein.
Es treibt mich an, ich erreiche Bad Muskau und bin schwupps in Polen. teils sind die Wege hier sehr zäh, holperig und sandig.. ich bin ja mehr der Bergmensch und diese flachen Passagen, die trotzdem nicht schnell gehen können mich schon sehr fertig machen.
Die Sonne steht schon steil und ich bin wieder in Deutschland, Auf dem Damm der lausitzer Neiße geht es richtig flott voran. CP3 liegt vor mir, ich führe nach wie vor das Mittelfeld an, stabil auf Platz 11. Gas Junge, gib Gas.
Checkpoint 3 ist eine riesige Mining Operation. Im Hintergrund ein Braunkohle Kraftwerk, direkt vor mir Quadratkilometerweise Mordor. Völliger Wahnsinn, mir war diese Dimension zwar theoretisch bewußt, aber das mal live zu sehen ist schon nochmal ne andere Nummer. Ich zieh mir 20 Minuten den kakophonischen Lärm der Risenmaschinen rein, dann heiz ich im Sonnenuntergang weiter durch Fichtenwälder, die schon befestigte armierte Schneisen in sich haben für die nächsten 10 Jahre Braunkohleförderung.
Irgendwann in der Dämmerung erreiche ich einen See, ich springe rein. Die erste Wäsche seit Basel. Anscheinend läuft grad Fussball, irgendwas mit Kroatien. Auf den umliegenden Camipings wird gejubelt. Ich heize weiter durch endlose Geraden, die fiesen Sandpisten fangen an. teils wie Tiefschnee.
Nachts um 2 beim nächsten See schlage ich mein Lager auf.

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