Tag 10 – Estremadura

Eine kalte Nacht gehabt, früh aufgewacht, es wurde gerade hell. Da es überall ca gleich kalt ist, macht laufen am meisten Sinn. Meine peregrinos companeros von der Nacht (16 Stück in der Herberge, einen einsamen Weg stelle ich mir anders vor) laufen alle gen Norden, ich lauf der Sonne entgegen. Yeah! Heute ist (sobald die Sonne richtig da ist und den Frost vertrieben hat) der perfekte Lauftag. Strahlend blau, wenig Wind, volle Sonne bei vielleicht 14 Grad. Es läuft sich sehr smooth durch schöne Landschaft, landwirtschaftlich genutzt, aber völlig idyllisch. Olivenbäume, Korkeichen, Kühe, Schafe, Reben. Zwar habe ich gefürchtet, dass die Strecke nah an der Straße ist, aber das war wenn überhaupt eine völlig ungenutzte Landstraße. Die Extremadura ist dünnbesiedelt und wohl auch ein sehr armes Fleckchen (eher Fleck, so groß wie die Schweiz) Spnainens. Einziges Hinderniss sind immerwieder die feucht, gesättigten Wege und die überbordenten Wasser, denen ich ausweichen oder über (dankenswerter Weise vorhandene) Granitblöcke steigen muss. Hier möchte ich wahrlich nicht vor ein paar Tagen mit noch mehr vorhandenem Wasser gelaufen sein. Kein Wunder, dass gestern alle so platt von ihrem bisherigen Lauf waren. heute aber: alles tranquilo. Mir kommen immer mal wieder ein paar Pilger entgegen, mit riesem Gepäck, eingepackt als wärs noch vorgestern. Sie schauen mich relativ irritiert an, weil ich in die falsche Richtung laufe, bekehren wollte mich aber noch keiner (bisher). Die Spanier, mit denen ich rede, feiern mich, weil ich in die Sonne und nach Andalusien laufe. Sehr nett ist es in Aldea del Cano, netter Laden, nette Dame in der Bäckerei (quak, quak, quak). Im nächsten Ort grüßt mich ne Lady, wir quatschen kurz: stellt sich raus, sie war in den 50ern in Fulda als Arbeitsmigrantin. Sie lädt mich noch zu sich auf einen Kaffee ein. Sehr sehr nette Dame. Und jetzt bin ich in Alcuescar. Untergekommen in einem Kloster (ich muss noch mal meine Zelle fotografieren), bitterkalt, aber ich habe hier nichts anderes gefunden. Ich hoffe, Schlafsack, 2 Kolter und volle Klamotte machens erträglich. 21.30 ist Zapfenstreich, 8 Uhr morgens ist rauskehren. Morgen wird’s voraussichtlich ein noch längerer Tag (dann 34 km…) olala. Aber dann wird erst mal wieder gefaulenzt und Füße gepflegt. Der nächsten Regenfront sei Dank.

2 Antworten auf „Tag 10 – Estremadura“

  1. Das sieht sehr sonnig aus , wie schön dass du eine Dame mit Fulda Wurzeln getroffen hast , viel Sonne und wenig bis keine Schmerzen wünschen die zuhaus gebliebenen

  2. sehr tolles Blau heute und überhaupt tolle Bilder!
    Morgen sieht hart aus, wenn du bis Merida willst. Ich wünsch Deinen Füßen alles Gute!
    Cool daß die Spanier dich feiern, weil Du gegen den Strom wanderst. 😀

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