3 Tage Sevilla, ich fass mich kurz. Sehr coole Stadt. Die Orangen blühen gerade, intensiver, ein bisschen artifizieller Geruch. Abgefahren. Parallel hängen die Früchte dran I Unendlich viele Touristen. Ryanair fliegt mittlerweile auch nach Sevilla. Vor den Hauptmonumenten lange Schlangen. Mach ich natürlich nicht. Kathedrale, Palast, euch schau ich online an I Die Semana Santa läuft noch. Ein völliger Wahnsinn. Die ganze Stadt ist dicht mit Umzügen. Kapuzen, Kerzen, gefühlt alle Sevillanos von alt bis jung sind ganz tief drin im Thema (jeder weiß, welche Musik was bedeutet, wo als nächstes welcher Paso statt findet I danach: die Hauptwege in die Stadt sind vollgetropft mit Wachs, ich freu mich schon, wenn die Sonne drauf knallt I unendlich viele Bars und Kneipen und ich versteh einfach nicht, wann was aufhat. Sehe mittags eine coole Bar (Wein und Tapas), offen, leider nur drinnen. Will um 20 Uhr hin: zu. Dadurch wechselt auch ständig das Stadtbild I ich geh ständig verloren. Was für ein Straßenwirrwarr. Googlemaps geht auch ständig verloren. Die
Chance, dass ich in die richtige Richtung starte, liegt bei 10%. Alle anderen Fremden irren ähnlich irrlichtig durch die Gegen wie ich I am Dienstag ist die schöne Stadt mit roten Bayerntrikots geflutet. Ich hoffe, dass ich nicht sonderlich deutsch, sondern eher europäischinterntaional aussehe. eh nicht I am Sonntag ist der erste Stierkampf des Jahres. Ich frage neugierig, ob es noch Karten gibt. Nein, 18.000 tickets ausverkauft (vermutlich auch viel an Touristen) I Immerhin schleich ich um die Arena drum rum, es riecht nach wildem Tier. Irgendwo draußen steht ein Wagen zur Live-Übertragung. Da sammeln sich alle ohne Ticket und schauen zu. Junge Mädels gehen vorbei, schauen hin und rufen voller Freude: que torro bonito! I am Fluss ist die ganze Tradition ein bisschen ausgeschaltet, mehr das gängige, allgemeine, hippe, jugendliche Halligalli. Die Spanierinnen aber wie gewohnt schwer schick. Alle hochhackig oder mit Plateauschuh – zumindest in Spanien wieder in. Die Füße sehen ungefähr so aus, wie Pilgerfüße: voller Pflaster. Spaß ist was anderes I am Sonntag Abend zum Abschluss der Semana Santa und nach der Corrida platzt noch mal jede Bar aus allen Nähten. Ich lande in einem spontanen Flamenco-Konzert. Der Schlager des Andalusen I noch mal Semana Santa: dank dem Philosophie Professor Manuel (inner Kneipe kennengelernt) am Samstag noch mal tief ins Thema eingestiegen. Selber in einer Hermandad, seine Nichte ist mitgelaufen. Ja, nachts hinter so nem uralten, sauschweren Bildnis herzulaufen (getragen von 26 Männern, die danach offene Stellen am Rücken / Nacken haben), Musik und hochemotionale Sevillanos ist schon beeindruckend I die Semana Santa ist vorbei, ganz Sevilla scheint über die Feria zu sprechen, die in zwei Wochen beginnt. Hier ist alles Flamenco, ganz Sevilla deckt sich von 0 – 90 mit Flamenco-Klamotte und Fächer ein. Das muss ein großes großes Fest sein I sportlich sind sie. Es wird unglaublich viel gejoggt und gerudert. Das sieht sehr sehr toll aus I und auch toll: die Beleuchtung nachts: ganz warm-orange. Der einzige Zeitpunkt, zu dem man es an Kathedrale gut aushalten kann I apropos: tagsüber bei der Kathedrale schnappt sich natürlich eine Zigeunerin meine Hand: ich werde lange leben, immer glücklich und gesund sein, bin sehr verliebt, habe ein großes Herz und werde 2 Söhne haben. Alles Geld etc. habe ich auch noch I Tapas kann ich langsam nicht mehr sehen und Weißbrot echt auch nicht. Nur noch morgens mit Tomate I zum Fußballspiel: natürlich will ich’s in ner Bar schauen. Touriehre. Ich find was nettes, Fernseh am Start, setz mich, bestell was zu essen und check irgendwann: die zeigen hier nicht Sevilla, hier läuft Juventus – Madrid. What the fuck… damit konnt ich doch wirklich nicht rechnen, aber ja, völlige Anfängerin. Also essen und dann Barwechsel. Denkste. Ich bestell die cuenta, bekomm ein cerveza. Schaff es erst zur Halbzeit in eine Sev-Bay-Kneipe. Und da war das Ding (wohl) schon gelaufen. Meine Baramigos waren zumindest eher ruhig, konzentriert, aber relativ geschlagen I
jetzt Schluss mit Sevilla. Die Würfel sind fürs Meer gefallen. Cadiz und wenn alles passt, lauf ich ab morgen gen Tarifa.
Ach toll! Wenn ich dir einen cadiz Tipp geben darf, Pension espana, nicht edel aber günstig und nett und charmant, flamenco in der pena juanito villar direkt an der Brücke in den Sonnenuntergang und einmal im chiringuito nahubeach. Laufen nach tarifa würde ich ab canos de Meca 🙂
Auch bei uns geht Kreta zu Ende. Wir fahren jetzt nach Iraklion, übernachten dort und werden morgen in der Früh über Athen nach Stuttgart fliegen. Wieder mal Kreta ohne Tourismus erlebt, Wanderungen über Berge, durch Schluchten, weite Blicke über das Meer.
Essen was die Natur bietet, Kräuter, Zicklein u Lamm (Fleisch sparsam), Landwein aus dem selbstgekelterten Fass und alle Menschen sehr freundlich und hilfsbereit (die Deutschen haben hier in der Gegend 1943/44 ganze Dörfer exekutiert und dem Erdboden gleichgemacht).so, unser Auto hupt, Koffer rein, Blick zurück und los geht’s!