10k Taunus DNF #2 – dat war dann wohl doch zu heiss, ne.


Rot gestrichelt: Planung | Rot durchgezogen: aktuell gefahren.
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306 km 8003 hm

2. Versuch meines 10000hm Projekt. Sehenden Auges in die 36º gefahren. Ich habs mir lange als Hitzeexperimant schöngeredet, aber nachts hats mich dann doch arg gebeutelt. Abbruch am nächsten morgen wegen drastischem Zeitverzug und Unfähigkeit, noch mehr Wasser zu trinken.

Es ging mit Verspätung los (halb 4 statt 2) und es war gleich satt schwülheiß am Platte Climb.
Im Gegensatz zum letzten Kurs habe ich mir mehr von den Hausbergen eingebaut, u.a. auch 3x Hohe Wurzel aus unterschiedlichen Richtungen.
Beim 2. Mal wurde es schon hell und den 3. Wurzelclimb kam überraschend Alina dazu.

Wir fuhren dann den Hansenkopf bei Schlangenbad und mir fiel erneut das Desaster auf, das hier der Wald mittlerweile darstellt.
Über den Preis der sinnlosen Fichtemonokultur hab ich mich ja schon genug ausgelassen, von der steht nun wirklich kein einziger lebender Baum mehr rum. Aber auch die Laubbäume haben extremen Trockenstress und es sieht teilweise aus, wie im Oktober.

Die Grüne Bank hoch war diesmal extrem hart, die Hitze kam schon langsam durch und anscheinend hatten zahlreiche Holz-LKW den staubigen Belag versaut, daß man laum noch grip hatte, was Alina mit ihren 30mm Slicks auf dem Hosenboden bezahlt hat.

Ab Erbacher Kopf dann wieder alleine und die Kalte Herberge hoch gegen 11:30 war schon eine echte Hitzetortour. Oben war dann genau richtig mein geheimer Fressbunker, den ich ein paar Tage vorher im Unterholz versteckt hatte. (hier wollte ich spätabends nochmal vorbeikommen – da wusste ich noch nicht, daß das eher frühmorgens 6.00 werden würde)

Ab da wurde alles nur noch sau anstrengend und ich musste wirklich hart arbeiten, nicht in einen Krisenmodus zu kommen. Auch die Zeit passte überhaupt nicht mehr zum Plan und ich ärgerte mich schon über meinen hemmungslosen Optimismus, mit dem ich solche Sachen immer wieder anzugehen scheine. In Östrich musste eine extra Wasserfüllung am Friedhof genommen werden und bei Marienthal um ca 15:00 kam meine erste große Erschöpfungspause.
Die zahlreichen Zustiege in den Weinbergen vom Rhein hoch bis Waldrand mit Mittagssonne im Nacken haben ihren Tribut gezollt.

In Geisenheim beim Rewe dann großer Flüssignachschub – hier war ich schon bei ca. 7 Liter. Viele aggressive Jugendliche unterwegs – jeder hat so seine recht bis schlechte Art, mit der Hitze umzugehen.

Rüdesheim bis Rheinknie (davor hatte ich am meisten Angst gehabt) war dann relativ OK, war der Nachmittag ja schon spät. Langsam machte ich mir Sorgen, ob ich den Rewe bei Lorch noch erwische??

Tatsächlich kam ich da Schlag 21:00 an und konnte grad noch so einkaufen. Und ZACK war es auch schon dunkel! Auch hier wieder mein bescheuerter Optimismus: „Haja bis 10 wirds schon irgendwie hell sein“ – als ob ich keine Hightech hätte, die mir genau den Sonnenuntergang sagt. Und im August ist die Blaue Stunde anscheinend ziemlich kurz.

So ab da wurds schwierig und langwierig. Ich konnte nicht mehr so gut trinken, bzw. musste mich dazu zwingen. Dementsprechend schwierig war das Riegel essen.
Kaub Trail im Dunkeln war schade, Kaum Climb war zu erwarten krass und wollte einfach nicht enden.
Wispertal war erfrischend kalt, ca 20 grad,
Presberg Climb (ich bin den schon so oft nachts gefahren) machte ich komplett im Dunkeln bei hellem Mondlicht, das war schon geil.
Oben am Forsthaus hat sich eine kurze Pause in einen veritablen Parkbankschlaf von ca. 2 Stunden verwandelt.

Hier war also der erste Teil der Challenge schon verloren (kein Schlaf)

Wieder unten im Wispertal KALT, 15 grad (!!!!!) bei Dämmerung. 500 Höhenmeter weiter oben auf der Kalten Herberge stand die Hitze vom Vortag bei 30 Grad. Das war schon krass, dieser Temperatursprung.

Also 6 Uhr morgens statt 12 Uhr nachts Kalte Herberge, 6 Stunden hinterm Zeitplan. Ich fuhr noch einen kleinen Climb und runter nach Niedergladbach, wo ich mich um halb 8 entschied, abzubrechen.

Ich hätte noch 100km gehabt und wäre in die krasse Mittagshitze gekommen – das war so nicht geplant und ich konnte nun wirklich auch nichts mehr trinken, ohne daß mir schlecht wurde.

Fazit: Das bleibt jetzt vorerst gescheitert, ich hab keinen Bock auf ein 3. Mal.. möchte lieber wieder weite Sprünge in neue Gebiete machen, statt mich an den Hausbergen abzuarbeiten.
Außerdem wars das vorerst mit Durchmachfahrten. Der Preis hinterher ist zu hoch und nur was wert, wenn die gesetzte Challenge auch geschafft wird.

Beim Ersten Mal war ich besser drauf und hätte körperlich gesehen auch locker gefinisht, aber dieses Mal wars ein echter Kampf.

10kTaunus DNF #1 – totzdem geile Aktion!


Rot gestrichelt: Planung | Rot durchgezogen: aktuell gefahren.
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313 km 7966 hm

tl;dr: 10.000hm und 400km in 30h sollten es werden, aber nachts kamen Stromprobleme und ich musste vorzeitig abbrechen. Ich hatte viel Support: zeitweise 3 Mitfahrer: Knut, Jens und Armin. Vielen Dank Euch dreien, ich hab mich echt sehr gefreut über die nette Company! Und vielen Dank an meine Brotzeitcamps: die Geisis und die Wispers und die suupercoole Brotzeit Überraschung bei Presberg durch meine lieben Nachbarn und Freunde Benny und Jessy!

Die ersten 2500 hm waren quasi Heimspiel. Bin pünktlich um 4 los und hatte nach 100km reichlich Vorsprung. dann Brotzeit in Geisenheim und ab da Begleitung von Knut und Jens bis Lorch. Über der Mittagszeit in den Weinhängen wurde es recht heiß, ich habe viel Wasser verbraucht und trotzdem zuwenig getrunken.
Nach Lorch in nem heißen Hang hatte ich ein großes Tief. Nach ner kleinen Pause wartete hinterm Berg schon der nächste Mitfahrer: Armin. Er fuhr mit mir die heftigsten Rampe (Kaub) und einen wunderbaren Naturtrail im Steilhang. Ab Presberg nahm er dann den Shortcut nach Hause und nach einer Extraschleife übers Grohloch warteten hinter Presberg meine Nachbarn mit einer deftigen Brotzeit auf mich!!
Dann kam der Hinterlandswald/Kalte Herberge.. leider größtenteils im Dunkeln. Viel verblockter Grobschotter hat meiner Konzentration sehr viel abverlangt.

Aber ab Wisper->Espenschied und den geplanten Asphaltsegmenten fiel mir ständig bergauf mein Pufferakku aus und ich musste komplett im Dunkeln hochfahren. (Bergab gab der Dynamo genug Strom) Hatte noch Notlicht für wenn bergauf Verkehr kommt, aber das war sowas von anstrengend, ständig die Augen umstellen und links und rechts nach den gerade zu erahnenden weissen Linien fahren.. dann kam um 2:00 noch die Nachricht, daß mein Kleiner Fieber hat und dann war die Motivation vollends im Keller. Ich war 3 Stunden hinterm Idealschnitt, also fuhr ich direkt ins Wisper Basecamp, wo nachts um 3 ein riesen Brotzeittisch auf mich wartete! Danke Daniel und Belinda!!

Dann fiel der Hammer und ich schlief bis 7 und demmelte dann gemütlich auf der Bäderstraße heim.

Insgesamt waren es zu viel Pausen. Bewegungsschnitt war top, aber Gesamtschnitt war nach 200km um 3 Stunden der Planung hinterher, also hatte ich das technisch und mental schwierigste Stück komplett im Dunkeln. (der Hinterlandswald)
Das hat wie gesagt sehr viel Konzentration und Energie gefressen.
Das Ding muß ich nochmal optimieren und die Nachtfahrt besser planen!

10k Taunus – startklar

600g Gummitiere, 1200g Riegel, 2,5 Liter Wasser.
Roadbook steht.
Hab auch noch extra ein kleines Kettenblatt draufgezogen, von 42 auf 38 runter.
Die Felgen sind ziemlich verdellt und runtergerockt, aber tubeless hält noch zuverlässig.
Die hintere Bremse quietscht immer noch ziemlich ekelhaft, trotz neuer Scheibe und frischen Belägen.. ich werde morgen kotzen bei den vielen Abfahrten!
Lichtsetup läuft, vielfach erprobt im Winter.
Körper ist vollgeladen mit Kohlehydraten.
Passt!
Für morgen haben sich ein paar Leute zur Begleitung angekündigt, ich bin schon mega gespannt.

Hessen Peaks – Wasserkuppe, Hohe Hölle, Taufstein, Feldberg, Hohe Wurzel. Alles low traffic oder Schotter. ?


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287 km 5043 hm

Wasserkuppe 950m | Hohe Hölle 894m | Taufstein 773m | Feldberg 879m | Hohe Wurzel 618m | Ich wollte immer schon den Milseburgradweg mit seinem Tunnel fahren (Grüße an Olaf) und das war wirklich eine schöne Überraschung, so frühmorgens im Sonnenaufgang ganz alleine auf dem Damm, links und rechts Büsche, fast wie Flusswandern.
Von dort Nordaufstieg über Almen auf die Wasserkuppe.
Traverse via Rotes Moor auf Schotter richtung Hohe Hölle. Diesen Berg musste ich schieben/tragen, der Aufstieg ist zu steil für 1:1 Übersetzung. Die Mühe hat sich aber gelohnt: hier oben war es spektakulär alpin mit Almwiesen auf langen geschwungenen Bergrücken. Phänomentale Weitsicht bis in den weit entfernten Frankenwald.
Hammergeile Abfahrt 28km auf dem Rhönexpress Bahnradweg, hier konnte ich meinen bisherigen 16er Gesamtschnitt auf 21 aufarbeiten.
Den konnte ich auch auf der Traverse vom Sinntal bis ins Kinzigtal halten, auf ruhigen Landstraßen und Wirtschaftswegen.
Im Vogelsberg gings auf Radwegen bis Hartmannshain, dort Tankstellenromantik. Weiter auf Schotter bis zum Taufstein. Leider war die Gipfeltreppe gesperrt.
Über die Niddaquelle auf Trails und Schotter zur Burg Ulrichstein. Hier Blick auf den Taunus, die Frankfurter Skyline, den Donnersberg (!) und sogar das Rothaargebirge. Phänomenal.
Dann über einige fiese Gegenanstiege zum Niddaradweg.
Dieser war heute zu voll, viel zu viele unkoordinierte Ebikerentner. Hatte so meine Mühe, auf mich und hunderte Andere aufzupassen.
Nochmal Wasser füllen an der Tanke und dann Aufstieg Feldberg, sehr spaßig auf Schotter bis zum Sandplacken. Das letzte Stück auf Straße, aber das war richtig scheiße. Pfingsmontag die Feldbergstraße fahren: keine gute Idee. Blechparty.
Oben dann entsprechend gestopft, also schnell die Flucht ergriffen und nochmal einen Bogen über die Berge bei Oberems/Wüstems.
Heimschottern zur Platte und zum Abschluß, wie es sich gehört, noch den Hausberg (Hohe Wurzel) mitgenommen.
Eine sehr gelungene Tour heute und ich fühl mich relativ fit, als wär ich einen Hunderter gefahren. Die letzten beiden Grinds haben also ihre Wirkung hinterlassen.

Bimbach Marathon Extreme³ ITT mit dem Gravelracer (wir hatten ja nüscht)


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302 km 6256 hm

Das Rennen wäre kommenden Sonntag gewesen.
Meine erste 100% Road Langdistanz war härter als gedacht. Viel Wind von allen Richtungen und die ersten 100km saukalt. Bin auch kein guter Road Fahrer, das wurde hier wieder klar. Mir fehlt der regelmäßige Adrenalinkick technischer Segmente oder schwimmender Gravelpisten. Auf Linie Fahren bringt mich immer wieder in Schwung nach harten Anstiegen. Verkehr mag ich auch nicht so, bin etwas traumatisiert vom Körperkontakt mit Blech. Und Blech war viel unterwegs heut, inbesondere viele LKW auch in den Bergen.
Höhenmetermäßig wars ne sehr gute Übung für die kommene Großchallenge. ? Drei mal die Lange Rhön rauf und runter war schon ne Ansage. In der Gegend beim Sinntal waren ein paar wirklich giftige Rampen. Vogelsberg war dann fast ne Erholung, aber da tat es schon arg weh in den Beinen.
2x Nasenbluten aufgrund der Trockenheit durch den Wind und 1x musste ich die Bremsen fixen (Caliper waren lose gerüttelt)
Ernährung war ok, Bäckerzeugs und die üblichen Gummitiere und Nussmische.
Reifen: Gravelking Slick 32mm @5.5 bar tubeless.

… mal eben kurz ne Gravel-Feierabenendrun-ALL GLORY TO THE HYPNOTOAD!


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523km 6465 hm

Gib ner Ameise Acid und sag ihr „lauf mal um den Block“ -> Mischung aus meiner Feierabendrunde, Taunustaler CX und dem Frankfurter Greffelründsche.
Start Samstag 6:30, Ende Sonntag 19:30 ergibt 37 Stunden Vollwaschgang. Kein Schlaf, manchmal geschwitzt, oft gefroren. (in der Wetterau morgens wars unter null.)
Danke @Rüdy W. für den Taunustaler, sorry ich hab mich einfach kurzerhand Deiner letzten Strava-Aufzeichnung bedient und die nachgebaut. Danke @Ken Kanuma für dieses wunderbar hypnotische und durchgeknallte Frankfurter „Ründchen“.

https://www.greffelruendsche.de/blog/

BPF Tag 1 – erschdamol durchbreddern


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255km 5750 hm

Es ist schon einen Monat her, ich hatte leider viel zu tun und es fühlt sich schon wieder an, wie eine Ewigkeit..
BIKEPACKING FRANCONIA, eine supercoole Veranstaltung durch Oberfranken, Start am wunderschönen Badesee Trebgast. Am Vorabend Treffen mit Eintopf, Bier und Schnacken mit ein paar alten Bekannten, Gegenseitiges Bewundern der Rigs und ein Diavortrag über das Silkroadrace in Kirgistan.
Frühmorgens ein sauberer Regenduscher, zum Glück hatte ich das Tarp gespannt.
Die BTG ist nichtmal eine Woche her, aber ich hab gerade genug Erholung und bin eigentlich in Topform, wenn man mal von den tauben Stellen an Hand und Fuß absieht.
Das Rad ist diesmal auch nur schmal bepackt + kein Rucksack mehr. Bivak, Trinkblase plus Backupflasche und viel Essen in der Rahmentasche, Satteltasche ein paar Klamotten und vorne Schlafsack und der übliche Bürokram: Batterien, Lader, Riegel, Überzugsklamotte. Ohne Essen und Wasser Gesamtgewicht 14,5 kg.

Die Aufregung kommt hoch. Wer wird wohl gleich am Start vorneweg preschen? Werd ich mich ranhalten können? Mein BTG 18 und Mainfrankengraveller-Kumpel Holger und Christian Beyer stehen am See und schnacken.. da sind sie schon, die Kurbelmaschinen. Christian ist ungeschlagener BTG-Champion, sozusagen z.Zt. der schnellste Deutsche. Nach den paar Worten mit ihm und dem Lesen seines Blogs (radness.de) weiß ich mittlerweile auch, was sein Geheimnis ist: Zu den essentiellen Faktoren unermüdliche Ausdauer, Präzision/Analytische herangehensweise und hart ans Limit gehen kommt auch noch die Tatsache, daß er einfach ein mega auftrainiertes Fitness-Tier ist. Ergebnis am Start: „Zack“ — und weg.
Ich hab nicht mal den Hauch einer Chance dran zu bleiben.

Tja, aber und hinter mir?
Tumbleweed.
Um gleich die Spannung rauszunehmen: so wird es die ganze restliche Fahrt bleiben. Ewiger zweiter, an den Spitzen fährt es sich halt einsam.
Nunja nicht ganz, da die ersten 160km eine Doppelveranstaltung sind: Oneday und „Rockstar“. Zwei der Oneday-Fahrer treffe ich immer wieder mal und sie schließen den Tag am End auch reichlich weit vor mir ab.

Haja dann fahre ich also wieder mal so allein durch Franken, dann aber auch durch Franken, den Ort in Franken. Frankenception.
Gleich nach gefühlten 60 Minuten schon eine von 3 Verpflegungsstationen. Sehr ungewöhnlich für eine Bikepackingveranstaltung und ich hab auch noch gar keinen großen Bedarf, aber man nimmt was man kriegt… Der Gastgeber hat sich ganz schön ins Zeug gelegt und ich hau mir 3 halbe Aufstrichsemmeln quer rein und hetze weiter. Ich bin sicher, hinter mir werden einige länger halten und das Buffet wertschätzen.
Auf BTG Spuren geht es durch Gefrees und richtung Waldstein.. wir war ich erst vor 2 Wochen, aber da wars nachts um 3 bei 5 Grad und ich am Durchmachen. Schotter wird immer wieder aufgelockert durch lustige Trails und schnelle Feldwegetappen 3-4 mal wird mir auch von eifrigen BPF Fotografen paparrazimäßig aufgelauert. Victorygrinsen.
Hoch zum Ochsenkopf gehts moderat aber bei der Abfahrt lande ich als erstes fast im Gemüse… zu lange aufs GPS geschaut.
Bei km 100 der 2. Verpflegungsstand.. ein von Tims Familie mega aufgebautes Buffet mit Nudeln, Kuchen, Riegeln.. alles was das Radlerherz begehrt, aber es ist 11 Uhr und ich esse ohnehin die ganze Zeit aus der Rahmentasche. Babbel mit die Leut, presse mir 3 Nusskuchen rein und weiter.

Die 160 km sind wirklich eine super schöne Strecke, Besonderes Highlight ist der Görauer Anger, meiner Meinung nach der bessere Staffelberg… Gegendtypisches Hochplateau mit mega Aussicht.
Bei der Ankunft am Badesee mach ich kurz auf ein Bier halt, die Jungs vom Audaxclub geben mir einen aus. Und weiter gehts, ich möchte noch 260 km vollmachen heute.
Ab hier verblasst die Erinnerung… anscheinend bin ich ab jetzt mehr im kontemplativen Demmelmodus.
Überhaupt läuft seit der BTG beim Radfahren immer ein automatisches Protokoll im Hirn ab:
Hab ich getrunken? Hab ich gegessen? wie ist der Zuckerstand? Braucht der Hintern wieder Hirschtalg? Muß ich Pissen? Was macht die Atmung? Und wieder von vorn mit den Basalen Dingen des Lebens…

Die Radspitze ist noch ein spektakuläres Higlight, was mir im Kopf ist, den Rest fahre im im Dunkeln bis kurz hinter Kulmbach um Null Uhr der Hammer fällt: Diese Waldhütte ist einfach zu verlockend.

BTG Tag 8 – fahr das Ding heim jetz ey


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182km 1637 hm

Geweckt von Nazilieder singenden betrunkenen Kids wache ich auf und bin froh, daß sie mich nicht gesehen haben, den stinkenden Gammler auf der Parkbank. Nächstes Mal penn ich wieder im Wald. Wasser leer, Kopf zerschossen, Beine steif. Daniel hinter mir hat fast aufgeholt. Ich finde einen Garten, wo ich durch dem Zaun durch Wasser zapfen kann. Danach gehts so gemischt, mal gut mal schlecht. Ich hab letzte Nacht schon alle 10 min. gezuckert und muss das grad so weiter machen. In meinem linken Feedbag befindet sich eine planetesimale Proto-Erde aus Fritt, Snickers, Haribo und Traubenzucker.
Dann ein nerviges Stück sinnlose Energievernichtung steil auf und ab an einer Seeküste. Die 1. Fähre kann ich nicht nehmen, zu früh. Also Ausweichroute, welche mich mindestens 1 Stunde kostet. Aber sie hat ne Tanke. Kaffee und neu eindecken. Danach ab ca. 8 Uhr hab ich wieder nen Lauf, der die restlichen 100 km hält.
Baller Baller mein neues Hobby: Flachlandbrettern über teils echt beschissene Wege. Panzerplatteee Panzerplatteee, Rüttelwaldboden, Kopfsteinstraße, Sand, Sand, Sand und Grobschotter… immer schön abwechselnd. Die Challenge ist, die immer am Stück vollstoff durchfahren.
Auf Rügen gehts dann grad so weiter, bis auf die Schlussetappe, da sind zu viele Familien unterwegs. Auch gut, mal runter zu kommen.
Im Ziel die Überraschung: Ich hab echt ein Jubelkommitee: Tilo, Stefan und Susanne.
Supercool, wie sie mich aufgenommen haben, ich durfte mit auf ihre Camper Stellfläche und die Campingdusche mitbenutzen, ich bekam Bier, wir waren Essen und haben sehr nett gequatscht. Das war nochmal ein echtes Highlight, wie sie mir über meinen Adrenalinkater geholfen haben.

Bin sehr zufrieden mit meiner Leistung.
Finish als 19. von ca. 100 in 7 Tagen 8 Stunden, fast um 2 Tage gegenüber dem Vorjahr verbessert, alles völlig ohne Hungerloch überstanden und auf 90% der Strecke sehr sehr gut Leistung gehabt. Viel viel gelernt!

BTG Tag 7 – noch mehr Sand und Plan durchzufahren


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198km 2732 hm

Shelter im Tal der Mücken war ok aber bei 100% Luftfeuchte gings bissl hart los. Nach dem Wunder eines Bäckers mitten in der Wildnis (Puddingteilchen und Mettsemmel) hab ich den Rest des Tages eigentlich ziemlich geil gerockt. Highlight war das endlos lange „Sand“ Segment, was mich letztes Jahr so fertig gemacht hat. Neue Fahrtechnik: Oberlenker, Rücken gestreckt, Arme anwinkeln, Kopf voraus. Wie Brad Pitt, wenn er morgens um 3 als dümmlicher General in „War Machine“ durchs Compound joggt. Dazu hohe Trittfrequenz und immer einen Gang niedriger als Reserve, wenn die fiesen Bremsbunker kommen.
Und wat soll isch sagen? Ich hab bei Strava auf diesem Segment die Krone geholt. Sand, mein neues Hobby. All Hail to the Gravelbike und WTB Nano mit wenig Druck.
Also ich hab meinen Frieden gefunden mit den Flachlandetappen. Ist halt ne ganz andere Nummer als Bergprojekte.
Nach einem Monster Einkauf (dünne Versorgungslage) bereit, die restlichen 250k durchzufahren. Viel Wasserverbrauch, 3 Liter in 2 Stunden. Ich nehme jede Gelegenheit mit und frage Leute sobald ich Häuser sehe.
In Reuterstadt Stavenhagen um halb 2 fällt allerdings der Hammer: Friedhof abgeschlossen, Keine Tanke, keine Menschen auf der Gass. Ich kann nicht weiter, die Zwangspause hat meine Entscheidungskraft gefressen. Ich nehme die harte Holzbank auf der Bushalte um nicht in völliges Ausschlafen zu verfallen. Trotzdem schlafe ich viel zu lange, bis ca halb 5.

BTG Tag 6 – Sand


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210km 2695 hm

Früh auf und schon schwül. Leichter Regen in Polen, hier ziemlich verblockte Wege. Mein Arm und mein Bein sind dick wie ne Wurst von den Stichen. Den dicksten Schauer verbringe ich hotdog essend in einer Grenztanke. Hier spielen sich Dramen ab zwischen den Arrogannten deutschen und dem polischen Personal.
Checkpoint Mordor am Braunkohleloch: immer noch Regen. Danach Sand Sand Sand. Ging besser als gedacht, trotz Gravelbike, insbesondere aufgrund des Regens. All Hail to the WTB Nano. (Reifen) Hatte sich auf den rumpeligen polnischen Wegen schon runter geburpt (Luft verloren) und der niedrige Druck gab mega Traktion auf dem feuchten Sand.
Es ging dann alles wieder rasend schnell, Landschaft flog an mir vorbei und nach dem letzten Platzregen (alles alles nass) wurde es wieder sonnig. Später nochmal mega Einkauf, dann ein endloser Flowtrail richtung Erkner bei Berlin, Shelter im Tal der Mücken.

BTG Tag 5 – sächsische Schweiz


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200km 3926 hm

Morgens fahren wir zu 5. los: Flo, Consti, Michi, Jakub, Ich. Sammeln auf dem Weg noch Per und Dan auf. Allerdings auf dem Anstieg zum Cinovec hoch hängen sie mich ab.
Der Cinovec: Ein Berg und ich. Zum 4 Mal ein hängenbleibendes Erlebnis, wir haben eine persönliche Beziehung miteinander.
1. 1000miles 2015: 4 Stunden im Hungerloch, weil Nik unsere Einkäufe hat und nicht aufzufinden ist.
2. 1000miles 2017: Hammer fällt nach durchgemachter Nacht im Dauerregen und anschließender Party in Panenska
3. BTG 2018: Durstloch, hier oben gibts kein Wasser
4. und jetzt, die durchgemachte Nacht schlägt sich wieder Bahn.
Allerdings nur für eine Stunde, ab Hochmoor gehts wieder voran.

Ich treffe ca. 4 Fahrer von den 1000miles, die mir entgegen kommen. Das Rennen ist zeitgleich, ging 1 Woche vorher in der Ostslowakei los und die Fahrer, welche ungefähr unsere Leistungsklasse haben, kommen uns just hier entgegen, nur daß sie schon eine Woche mehr auf dem Zähler haben. Man siehts auch an ihren Augen, die haben schon viel gesehen und sind 1 Tag vorm Ziel. Ich halte einen an und quatsche, mache ein selfie.

Elbsandstein geht wieder sau schnell. Checkpoint 3 husch husch weiter. Bad Schandau, Netto, Consti fährt grad los, die anderen sind schon weiter. Ich kaufe Unmengen.
Später nach dem obligatorischen Kacken im Wald trete ich in ein Wespennest. 8 Stiche am rechten Bein, 2 am linken, 4 am rechten Arm.
Die Schmerzen treiben mich erstmal voran und ich denke mir: da haste noch lange was von.
Ich werfe mich in einen kühlen Bach und den Rest des Tages treiben immer wieder Giftschauder durch meinen Körper. Performance ist nur noch 80% und die fiesen kurzen steilen Rampen in der Niederlausitz (?) machen das nicht besser.
Ich schaffs noch bis zum ersten Braunkohlerevier nachts um 1 und nehme ein Shelter.

BTG Tag 3+4, durchgemacht: Franggn und Erzgebirge


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459km 9533 hm

Ich trau’s mich fast gar nicht zu schreiben, aber ich bin schon wieder vom Start weg total gut drauf. Mich beflügelt auch die Aussicht, den Tag in Franken zu verbringen und also träller ich zum Takt der demmelnden Beine ein Lied über das, was ich demnächst beim nächsten Anhaltegrund tun werde: „Wursti Wursti.. Broti Broti.. Parmigiani!“ Um 7 erreiche ich Franken und beim ersten Bäcker treffe ich wieder Konstantin. Um 9 beim Edeka wieder, wir essen und quatschen, fahren wieder ein paar km .. er ist stärker am Berg, aber auf den langen geraden Waldautobahnen hänge ich ihn ab. Ich bin glaube ich auf Platz 23 oder so? Die Strecke bis Erlangen ist ein eiziger Höhenflug, ich halte kaum an und esse aus der Rahmentasche.. ÜBERHAUPT: ich hab nach 5 Jahren endlich kapiert: immer essen, während der Fahrt mindestens jede Stunde ne kleine Mahlzeit und dazwischen Zuckerzeugs… nicht drauf verlassen, daß die großen Mahlzeiten reichen. Gar nicht erst warten, bis der Hunger kommt, dann isses nämlich zu spät und der Tag will nicht mehr.
Wie auch immer, Die Rille läuft und ich bin frühnachmittags in Erlangen. Möchte gleich weiter, große Städte sind immer ein Kulturschock, verwirren und fressen Zeit. Aber hey! Ein Eis vielleicht??
Ich esse das schlechteste Eis, was Deutschland zu bieten hat. Soll ich es wegwerfen? Aber die Kalorien!! Meine Güte was haben die damit gemacht??! Silikon reingekippt?

Hach die Fränkische.. Eine Kirschobstwiese mit Kren dazwischen.. ein alter Dorfladen.. Fachwerk..
Vor Checkpoint 2 bekomme ich ein Wasserloch. Leicht dehydriert mach ich noch die Burg und dann hoffend die 10 km bis Behringersmühle durchzuhalten.. aber HEY Trailmagic: Ein super schöner Brunnen. Läuft.
in Behringersmühle dann doch die Erschöpfung, es ist auch schon Abend. Ich esse einen Flammkuchen und Pausiere eine Stunde. Hier entsteht der Entschluss: Ich fahre diese Nacht durch. Weil: Im Grunde läufts ja gut, ich könnte diese Nacht ca 10 Leute einholen und es wird sehr kalt.. da fahre ich lieber, statt zu frieren.

Den Rest der Fränkischen im Dämmerlicht gehts richtung Bayreuth. Dort um ca 23 Uhr decke ich mich an einer Tanke für die Nacht ein. Die nächsten 20 km gehen auf Asphalt und dann nach Bad Berneck einen Steilen udn bitterkalten Talweg hoch. Hier pflücke ich einen Fahrer nach dem Anderen, die laut Trackerwebsite irgendwo links oder rechts in den Büschen oder Sheltern schlafen.
Nach Gefrees Einstieg ins Fichtelgebirge, langsam dämmert es wieder. Der Anstiegt klappt ganz gut und so lange ich nicht anhalte, friere ich auch nicht. Oben am großen Waldstein – es ist mittlerweile halb 5 und hell – treffe ich Per. Er hat dort gepennt und ist grad am Zähneputzen. Sein Thermometer zeigt 3 Grad!! Ich stretche meine steifen Beine und wir fahren grob zusammen bis zum Dreiländereck Sachses/Bayern/CZ. Ab da hab ich nen lauf und ziehe durch bis Adorf, wo ich für den Tag einkaufe. Gerade wieder am losfahren, treffe ich wieder Per.. ich warte nicht auf ihn, denn er wird ich ohnehin einholen.
Ich befinde mich nämlich zwar auf Platz 13 oder so, aber meiner Meinung nach gerade in einer Leistungsklasse, die etwas über mir liegt. All die Fahrer knapp hinter mir hab ich nur aufgrund des Durchmachens eingeholt und ob das hält, muss sich noch zeigen 😀 Per ist ein durchzugsstarker Fahrer, er wird mich ja gleich wieder treffen.
Der erste teil Erzgebirge besteht buchstäblich aus Waldautobahnen. Leicht rollender festgefahrener Splitt, lange Geraden, leichte Steugungen. Später wirds steiler und gegen Mittag fällt mal für eine Stunde der Hammer. Powernap und dann wirds auch Heiß. Das Wasser geht mir aus auf 1000 Meter höhe. Eine Ansammlung Häuser: hier bekomme ich eine Orangina von einem netten Dachdecker geschenkt.
Ich schlage mich durch bis Johanngeorgenstadt, hier gibts wieder Wasser und: Per 😀 Wir sind in einem skurillen Grenzdorf, wo es allen möglichen Billo Kram gibt: Gartenzwerge, UnkrautEx, Zigaretten. Per fragt nach meinem Geheimrezept zum Durchmachen.. und kauft sich Koffeintabletten im Schieberdorf.
Vor uns der höchste Berg der Tour: Fichtelberg. Per und Dan: Schwupp, weg waren se. Ich Acker mich hoch, die steilen Hänge zum Gipfel permanent mit sauren Gumibärchen im Mund. Oben nochmal hallo zu Per und dann eine wirklich eklig steile und verblockte Abfahrt. Nix für Gravelbike.
Im nächsten Dorf wieder Einkauf, hier trudeln Constantin und Flo ein (Flo kenne ich vom Cherusker) Ein lustiges Hallo und wir fahren den Rest des Abends miteinander, quatschend und demmelnd. Ein Shelter, das wir anvisiert haben, ist schon von Michi und Jakub besetzt aber hey trailmagic: gleich daneben ist noch eins! Flo und Consti erleben einen unvergesslichen Abend, als ich meine Schuhe ausziehe nach 460 km und 20 Stunden Grind am Stück.

BTG Tag 2 – Schwäbische Alb


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222km 4980 hm

suuuper geschlafen! Und die DM-Koffeintabs sind der Hammer, geht glei weider mit 100%. Im Hellen ist auch der Wurzeltrail anständig machbar.. ich treffe wieder Kili und wir machen ein paar km zusammen. Erste Begegnung mit normalen Menschen beim Bäcker, ich ernte erstaunte Blicke, in Windeseile 2 süsse und 2 deftige Teilchen eingeatmet.
Ab Bad Urach fahre ich mit Constantin, er hat über das Brevetfahren zu diesem Event gefunden. Dann erster großer Einkauf, ich esse zuviel auf einmal.. 2 Pizzateilchen und ein riesen Pott Nudelsalat. Hoch zur Teck habe ich es 2 Stunden lang schwer.. ich wusste gar nicht, wie hart dieser Berg ist.
Ich hab übrigens schon 1 Tag reingeholt gegenüber dem Vorjahr. Also alles im Grünen. Irgendwann gehts wieder & spätnachmittag fahre ich mit Wurstblinker-Daniel. Er hat einen Riesenspaß mit mir bergab zu ballern und überhaupt haben wir einen tollen Lauf durch die Alp. Kommen durch spektakuläre Felsmeere, ich muss hier nochmal her. Abends seile ich mich ab und fahre bis spät nachts kurz vor die fränkische Grenze. Wieder schön angenehm warm und trocken, falle sofort in komatösen Schlaf.

BTG Tag 1 – Checkpoint 1


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228km 4322 hm

Ziemlich zerschossen und zerstochen nach der fiesen heissen Mückennacht eile ich zum Startpunkt in Basel.. über hundert Fahrer bieten schon ein ganz anderes Bild als letztes Jahr, ein bissl aufgeregt bin ich schon. Einige Leute begrüßen mich, obwohl ich sie noch nicht kenne.. anscheinend hab ich durch dieses Blog einen gewissen Bekanntheitsgrad mittlerweile… ich laufe rot an.
Dann ein paar Bekannte.. Stano kenne ich von 1000miles, Benni vom letzten Jahr, Tilo von Strava. Und auch neue Bekannte: Daniel, der in der Tat einen echten Wurstblinker installiert hat! 😉 Große Freude unter den Umstehenden.

Als es losgeht reihe ich mich ins vordere Mittelfeld ein und bleibe da auch erstmal. 80 km Rhein & Wutach fahre ich größtenteils allein, stabil bei Platz ca. 26 und erst vor der Teufels Küche (Schlucht, in der getragen werden muss) finden sich ein paar Leute ein. Aber hier kommt mein leichtbau Rad und meine 1000miles Härtung zum Zuge und in ca. 20 Minuten ist das Thema Teufels Küche auch schon gegessen.
Endlich gehts in die Berge. Ich hab zum Glück vorher nochmal Wasser getankt, denn der Verbrauch ist hoch und es kommt lange nix. Irgendwann nach der Schweiz kommt die obligatorische Bienenparty: Ein Imkerverein macht sein jährliches Treffen und unsere Orga hat einen Deal mit denen, daß sie Extra Würschtl und Kuchen für uns (für recht schmales Geld) anbieten. Übrigens ist das hier eine Belegstelle, hier gibts die besten Drohnen und Imker aus der ganzen Republik bringen ihre Königinnen hier her.
2 Steaks, 3 Kuchen.. es donnert und ich mach mich auf den Weg. Wieder eine spannende Radarsituation, ich hau regelrecht vor dem Gewitter ab.
Tuttlingen Döner, ein lustiges hin und her mit mehreren Fahrern seit den Bienen. Fahre eine Zeitlang mit Kilian.
Später im Dunkeln fahre ich bis zum Checkpoint und möchte danach noch ein paar schlafengelegte Leute wegpflücken, allerdings ist der Trail für nachts zu schwierig und ich würde hier nur Zeit vergeuden… also Hammock aufgehängt an der Abrisskante Schwäbiche Alp. Hoffentlich hält das Wetter. War ein guter Tag!

BTG19 Tag minus 1 – Fronkroisch


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205km 1940 hm

Aufgewacht von alleine beim ersten Morgengrauen, eine ausgesprochen gute, wenn auch kurze Nacht gehabt. Schön trocken und warm.
Zacki zacki Sachen in Rekordzeit gepackt, dem ging der allerneueste Trick voraus: sofort beim Aufwachen 2 Koffeintabletten vom DM reinschieben.. und kaum hat man sich aus dem Schlafsack geschält, geht das los mit der Hibbelei.

Beim nächsten Dorf, dem Letzten kurz vor der französischen Grenze am Friedhof Wasser geholt und hallo zu einer frühaufstehenden Ommse gesagt, dann bei einem phänomenal guten Bäcker Teilchen zum Mitnehmen geholt. Kaffee? Brauchts zwar nicht mehr dank DM-Doping aber gehört irgendwie dazu.
Noch 200 km bis Basel!
Fronkroisch überrascht mit ein paar Hügeln. Auch hier: Bewässerung der Landwirtschaft. Ich werd mich mal bei passender Gelegenheit näher dazu auslassen – gerade in Bezug zu unserer Spanientour neulich. Kurzfassung: „Willst Du wissen, wie es bei uns in 10 Jahren aussieht, dann schau jetzt nach Spanien.“ Thema: Leere Flussbetten, forever.

Auf jedenfall freut mich, die frz. Seite gewählt zu haben, denn direkt am Rhein lang isses doch recht stier und langweilig gewesen letztes Jahr, hier kann das Auge schweifen.
Straßburg durch geht super schnell und straight – vorbildliche Radwege, keine jähen Überraschungen wie in z.B. „fucking Wiesbaden“. (Ich kanns nicht of genug dissen.)

Nach Straßburg geht es ca. 50 km an einem Kanal lang, stur geradeaus. Trotzdem nicht so schlimm, weil fast durchgehend eine Platanen-Allee und immer wieder hübsche Hausboote.. und ich habe Zeit, während der endlosen Geradeausfahrt ein paar Dinge am Handy zu erledigen.
Es wird immer schwüler und gegen Nachmittag fängt es richtig an zu drücken. Über die gesamte Schweiz zieht ein riesiger Unwettersturm, ich sehe die schwarze Wand 60km vor mir und auch auf dem Regenradar der Wetterapp. Der Sturm schiebt eine Bugwelle heißen Windes direkt gegen mich.. ich muss mich permanent gegen heiße Böen kämpfen, mein Mund trocknet aus und mein Heuschnupfen fährt auf Maximallast. Ich frag mich die ganze Zeit, ob ich noch was abbekomme vom Gewitter.. Livetracking und Regenradar zusammen könnten jetzt für Zuhausegebliebene eine spannende Kombination geben.

Ich hab Glück und komme trocken in Basel an. Am Freibad in Grenzach sind schon etliche der BTGler eingetrudelt. Da ich von den 200km einen ziemlichen Hunger schiebe, müssen erstmal zig Würstel rein. Bissl quatschen mit ein paar Leuten und Tracker sowie Schildchen abholen, dann gehts aber auch schnell schon schlafen.
Schlafen? Haste Dir so gedacht mein Jung. Radar sagt: da kommt noch was, also unters Vordach der Schwimmbadanlage auf den Teer gepflanzt, bei nächtlichen 32 Grad. Im Schlafsack ist es nicht auszuhalten und ohne Schlafsack zerstechen mich eine Millionen Mücken. Ich bade in Schweiß. Kann nicht schlafen. Laufe rum, leg mich ins feuchte Gras.. Dies ist die unangenehmste Nacht, die man sich vorstellen kann. Irgendwann regnets, macht die Sache aber nicht viel besser.

BTG19 Tag minus 2 – durch dürre Äcker


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142km 1190 hm

Es ging gleich los mit einem mysteriösem tubeless Platten, als das Rad in der Hitze stand. Ich konnte nicht rausfinden , warum und musste mit Schlauch weiterfahren. Hab dann eine ganze Zeit gebraucht, um in den Mood zu kommen aber irgendwann kam dann doch die Freude zurück. Viel Agrarland rechts des Rhein und es wird alles bewässert: Kartoffeln Mais Rüben Weizen… Es ist nach wie vor Dürre seit über einem Jahr.
Später gabs Döner und eine ereignislose Fahrt in die Nacht auf endlosen Geraden. Hänge jetzt mit Hammock im Wald.

Glückwunsch, Sie haben ein Grind gezeugt!


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432km 6200 hm

Durchmachtraining – oder: „Ein Grind zeugen ist ja einfach, aber es ordentlich groß zu ziehen..“ ihr wißt schon. Am Besten man plant erstmal mit einer ordentlichen Portion Selbstüberschätzung: 24 Stunden, 500km / 6000hm / 3-4 deutsche Mittelgebirge. Straßenverkehr vermeiden, gewünscht sind Nebenstrecken, Schotter, Trails, ruhige Radwege.

Samstagmorgen mit leicht Partyschädel im Bett entstand spontan die Planung auf dem Tool brouter.de mit dem Trekking Profil (ideales Gravel Profil btw.) Ein paar Waypoints auf den anzufahrenden Gipfeln: Rhön: Feuerberg, Kreuzberg, Heidelstein, Hochrhönstraße, Wasserkuppe. Vogelsberg: Hoherodskopf. Taunus: Feldberg, Platte, Hohe Wurzel. Uiuiui, Höhenmeter passt, aber noch zu kurz. Also einen Bogen gezogen nach Aschaffenburg, um die Nachtfahrt im dunklen Bauch des Spessarts in den Flusstälern Lohr, Main und Sinn hochzujuckeln, damit das Grind dann im Morgengrauen in der Rhön geboren wird und gleich mit einer ordentlichen Wachstumsphase ins Leben starten kann.

Nach einem schwülen Gammelnachmittag im Gärtle gings also um 17 Uhr los, keckerweise gleich mit einem lauwarmen Nachmittagsbier im Kopf (whatthefuck?!) Der Track trieb mich in die monotonste Waldlandschaft Hessens, südlich des Flughafen, direkt in die Ausläufer einer Gewitterfront. 2 Stunden Regen, Sandschlamm, stieres Geradeausdemmeln.

„Was zu einem richtigen Grind nicht dazugehört #1: Nass werden und trotzdem nicht frieren.“

Podcasts sei Dank konnte ich mich mit einer Zweitbeschäftigung bei Laune halten und mich ansonsten auf meine mit 90% treten Regel konzentrieren. Ihr wisst schon, nicht 100, nicht 80.

Nach dem Regen und ein paar unschönen Erlebnissen mit gesperrten Mainbrücken gabs fette Pasta Carbonara in Aschaffenburg. Der auch radfahrerfahrene italienische Gastwirt gab mir mitleidig kopfschüttelnd noch eine große Handvoll Maoam mit und meinte, in Lohr gäbe es fei viele Hotels. Im Abendgrauen dann der erste Berg, vor Heigenbrücken. Was für eine Erlösung, endlich ein Projekt, nicht mehr dieses stiere gradaus.

Spektakulär dann ab ca. 23:00 das Lohrtal, mit leichtem Restlicht im Himmel und Nebel zwischen den Fichten.

Die Nacht ging insgesamt ganz gut durch Lohrtal, Maintal, Sinntal. 4x hab ich gezielt Friedhöfe angesteuert um Wasser zu tanken, 8x bin ich an Partys oder Dorffesten vorbeigefahren (der Socialarkward in mir wollte aber weder anhalten, noch ein einziges Wort mit Besoffenen wechseln) Die Orte Mittelsinn, Burgsinn und Obersinn hatten in mir noch nicht die Sinnfrage ausgelöst, allerdings der wiederum sehr stiere Bahnradweg bei Bad Brückenau dann schon, hier hatte ich um halb 3:00 auch mein erstes Tief.

Da die Klamotten immer noch nass waren und ich meinen iPod Classic in der Hosentasche in eine Mülltüte gepackt hatte, zeigte sich auch langsam zum ersten Mal das Grind: ein 100 cm^2 Pflatschen Nesselquaddel auf dem linken Oberschenkel, ausgelöst durch ständige Reibung, Nässe, Sand und Luftabschluss.

Und das Timing war perfekt: um 3:00 am Fuße der Rhön, halbe Stunde Zeit zum verarzten, Riegel essen, Schuhe aus und abhängen.

Um halb 4 dann Dämmerlicht, auf zum Würzburger Haus, mittlerweile auch ohne Lampe machbar. Spektakuläre Sicht auf die Nebelverhangenen Gipfel im leider nicht begehbaren Kriegswaffenspielplatz Wildflecken. Weiter zum Feuerberg, ich freue mich, diese Strecke auch mal mit Licht zu fahren. Neulich beim MFG war ich hier ja im Dunkeln unterwegs gewesen.

Der Kreuzberg war nochmal heftig, ich hatte da wohl eine steile Trailvariante gewählt. In Oberweissenbrunn dann „tada“ ein Brunnen. Thumbs up, kein versicherungsobligatorisches Schild „kein Trinkwasser“. Weiter über Schwedenschanze nach Hessen. Ob das Wetter hält? Überm Grabfeld hingen sehr dunkle Wolken. Aber da klangen noch die klugen Worte meiner Mutter aus der Kindheit in den Ohren „Schwedenschanze ist ne Wetterscheide, Bayrische Seite hat immer anderes Wetter wie die Hessische“.

Rotes Moor, dann die große Entscheidung: rüber zum Heidelstein und nochmal die komplette lange Rhön mitnehmen? Oder direkt weiter auf die Wasserkuppe?

„Was zu einem richtigen Grind nicht dazugehört #2: Zwischenhalt in Fulda bei den Schwiegereltern mit einem riesen mega Frühstück und einer luxuriösen Hygieneopportunität.“

Da Frühstück mit Family schon abgesprochen war, entschied ich mich für die kurze Rhönetappe, sonst wäre aus dem Frühstück ein Mittagessen geworden und meiner, sowie 3 andere Tagespläne aus dem Ruder gelaufen.

halb 8 auf der Wasserkuppe.. endlich Sonne auf dem Rücken. Völlig leer dieser Berg, zum erstem Mal, daß ich da überhaupt niemanden sah. Schnell runter nach Poppenhausen und beim Pappert 2 süsse Teilchen, halb 9 dann in Fulda und 1 1/2 Stunden ausgiebig auf der Sonnenterasse essen.

Zum Vogelsberg hoch ging es relativ unspektakulär, nur daß teilweise schon heftig die Sonne am Reinhauen war. Auf dem Hoherodskopf war mittags das Halligalli, was ich eigentlich von der Wasserkuppe kenne.. schnell ne Cola und ne Wurst und weg… dann der Nidda Radweg. Uiuiui, viele EBike Rentner und Kiddies.. nicht gerade kompatibel mit ner stumpf durchdemmelnden endurance Lok. Aber die Straßen waren auch scheisse voll.

Die Traverse durch die Ebene südlich Friedberg war dann schon gscheit heiss, so ohne Wald. Das Stück Rösbach-Köppern-Lochmühle mit der A5 als großes Hindernis war dann richtig Scheisse, ich hab mir das schonmal von nem halben Jahr in Gegenrichtung gegeben, zum 3. Mal mach ich den Fehler nicht. Zuviel Verkehrsaufkommen und beim Einstig in den Taunus der beschissenste Radweg ever, völlig verrumpelt und direkt neben der absurd vollen Straße. Hier hatte ich meinen ersten und einzigen großen innerlichen Wutanfall. Die 3 Snickers Eis von der Rosbacher Tanke hatten das nicht verhindern können.

Das Grind ist also schon recht groß gewachsen und kommt in einen neue Phase: bei 18% Steigung hinter der Lochmühle erstmal die miese Laune im Schotter vergraben und dann ab Saalburgpass den sehr schönen Aufstieg richtung Sandplacken. Ein Rennrad überholt mich. wtf?

1km später überhole ich, es wird verschotterter. Wie kommt der mit diesen Reifen überhaupt hier durch? Irgendwas schleift bei ihm, aber er tritt weiter und will nicht mit mir drüber reden.. na gut, ich zieh vorbei. 1 km vorm Sandplacken hat wer nen Platten? Ich.

Es stellt sich raus, daß der WTB Riddler ein mieser Scheißdrecksreifen ist. Hat mich immer wieder im Wiegetritt schön oft durchrauschen lassen und jetzt das: Bissl Basaltschotter und schon ein Riss in der Seitenwand. Ich will zurück zum Nano!

Erster Versuch mit der Dichtwurst klappt bis Sandplacken, dann muss ich nochmal nachstecken. Feldbergclimp hält. Aber oben in der Applauskurve pfeifts und die Milch spritzt. Ich stecke nochmal das größte Stück wurst nach, was ich habe und kleb noch ein Stück Gaffa drüber.

Long story Short: der Reifen hält bis nach Hause, trotz Schotter und Trails. Ich nehm noch die Platte und den Schläferskopf mit, um nicht durch die Stadt zu müssen und komme nach 28 Stunden relativ fit an. Zuhause wartet ein riesen Risotto auf mich.

Das Grind ist halbwegs ausgewachsen, ich kann loslassen.

Mainfranken Graveller Tag 3 – Finish


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118km 1820 hm

4,5 Stunden Schlaf, der ganze Körper schmerzt. OK Erkenntnis: also Maximaltempo durchhalten geht exakt 2 Tage, mehr nicht. Aber das war ja auch der Sinn dieser Strecke: Ausprobieren, was geht. Für die BTG muss ich wieder anfangs Kraft aufteilen.
Klaus T. ist schon kurz vorm Ziel, ich hab noch 120 km. Er muss ein hohes Tempo trotz Dunkelheit gefahren haben. Ich geb mir den letzten 250 hm Berg im Steigerwald, dann muss ich erstmal Reste Essen. Runter nach Iphofen, nochmal Essen beim Bäcker. Ein wirklich guter Bäcker, ich schlag mir den Bauch voll. Es stellt sich heraus, daß ich einfach mit dem Essen nicht mehr hinterhergekommen bin seit gestern Mittag.
Den Rest der Strecke fahre ich im Tour-Modus, mehr geht einfach nicht. Die vor mir kriege ich nicht mehr und Holger ist über 40 km hinter mir. Die Interessante Option, in unter 48 Stunden zu finishen ist auch vorbei, also ist irgendiwe egal, was ich mach. Es wird auch langsam sehr schwül, wird ein heisser Tag. Am Besten noch vormittags finishen.
Es geht lange durch Agrarwüste, um 10 kommt wieder Hunger auf. Runter zur Tauber. Endlich, Döner. Noch einer. Danach kann ich wieder 70% Druck machen, es geht auch einen schnellen Bahnradweg wieder hoch. An der Track-Kreuzung in Geichsheim, wo man 2x vorbei kommt, warte ich auf Holger, er müsste gleich zum 1. Mal da aufschlagen. Aber er ist so aufs Fahren konzentriert, daß er mich nicht rufen hört.
Ein paar km weiter werde ich Zeuge eines Unfalls: Eine Radfahrerin bleibt an den Radwegsperren hängen, die an jeder Kreuzung stehen. Schürfwunden, Lippe offen.. ich hab Desinfektionsmittel und Kompressen dabei, eine Ärztin ist zufällig auch am Start. Es sieht glimpflich aus, also fahre ich weiter.
In der Vormittagshitze kommen nochmal 2-3 kurze aber giftige Rampen, ich bin froh, daß es bald vorbei ist. Ich bekomme eine SMS: „Ich lad Dich auf ein Bier an der Residenz ein“ – ja wie geil, ich hab nen Fan oder wie??
Stellt sich raus, es ist Jochen, der Veranstalter. Wir stoßen auf meinen 4. Platz an und ich esse nochmal 2 Portionen Würstl, dann schlagen nach und nach die anderen auf: Holger, Tim, Josh, Jesko. Sehr geile Idee von Jochen, wir sind nochmal ne lustige Runde..
Der MFG war sehr lehrreich für mich. Ich hab viel richtig gemacht, aber auch einige Fehler. Der größte Fehler war, mich mit Tilo zu batteln. Die neuen Schuhe waren auch scheisse, ich hatte viele Krämpfe in der Fussohle und immer noch taube Stellen. Der Gravel Lenker kommt weg und wieder ein normaler RR Lenker ran. Ich muss mich wegen Ernährung beraten lassen, ich hab einfach nicht genug Kalorien reinbekommen.
Und ich muss für die BTG den Zettel von Shane ausdrucken und aufs GPS kleben:
Day 1-3: Don’t be stupid. Day 4-7: Don’t be soft. Day 7+: Fuck it, drink beer.

Mainfranken Graveller Tag 2 – Rhön Grabfeld Hassberge Steigerwald


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271km 5100 hm

Um 4 Uhr aufstehen, ich fühl mich top fit nach 3 Stunden Schlaf. Heute Großkampftag. Überraschung auf dem Tracking: Frank ist schon im Saaletal und die 3 hinter mir sind auch schon auf. Mal sehen, wie lange ich Platz 2 halten kann.
Bischofsheim ist zu früh fürn Bäcker, also Riegel rein und dann einen für mich momentan sehr harten Anstieg zur Hochrhönstraße. Sonne geht auf. Kette rechts. Kalte Abfahrt nach Fladungen, hier muss ich 15 Minuten auf den Bäcker warten. Doppelter Espresso, 3 süsse Teilchen. Draussen schlägt Tilo auf.. alter der Typ ist so fucking schnell! Ich bin nur vorne, weil ich bisher mehr Ausdauer hatte. Weiter gehts, wieder hoch in die Rhön zur Thüringer Hütte. Nach der Abfahrt kommt 40 km Flussradweg: Elsbach und Saale – hier kann ich Druck machen und Abstand gewinnen. Es wird langsam schwül um 8 Uhr morgens.
Hinter Bad Königshofen (hier bin ich aufgewachsen) an einer Kapelle treff ich meinen Vater, er verfolgte wie gebannt das Tracking. Wir schnacken 20 Minuten und dann gehts hoch in meine Heimatberge. Erst Annabild/Judenhügel durch einen sehr düsteren Friedhof, dann runter nach Sulzfeld, wo ich im Kindergarten war. Beim Metzger hole ich mir ein Schweinebauchbrötchen auf die Hand – für 1 Euro 10!! Völliger Wahnsinn. Ich bin ja Fleischlos esser, aber beim Radfahren geht das nicht. Rauf zum Wildberg holt mich Tilo ein. Bergauf doppelt so schnell wie ich. Danach Vollgas auf dem Rennweg, eine ewige Schottergerade durch die Hassberge. In Hofheim kaufe ich ein und dann wirds richtig hart, bei Unfinden die erste ultrasteile Schiebepassage einen Hohlweg hoch. auf der Bramburg muss ich hinten Beläge wechseln, ich Depp. Hätte ich auch im Vorfeld machen können, das sind immer noch die Beläge vom Pico Veleta vor 6 Wochen.
Altenstein nochmal eine kernige Rampe. im Wald werde ich fast von 2 Quads überfahren.. die NPD Plakate in Altenstein hatten mir schon angekündigt, daß hier anscheinend viel Assi Gschwerl wohnt. Nach der Abfahrt Untermerzbach bei Tageskilometer 160 kommt der Vorschlaghammer und ich muss mich in die Pampa setzen und Vorräte essen. Banane, Bretzeln, Knacker, Parmesan, Weingummis. Derweil schlagen Tilo und Fabian auf. Tilos GPS ist kaputt, er braucht einen von uns als Guide. Wir fahren größtenteils zusammen den Rest der Hassberge.
Ich lasse mich von meinem Hormon- oder Adrenalinspiegel dazu hinreissen, mit Tilos Pace mitzuhalten.. Es geht lange gut, aber ich sollte sowas besser lassen.
Wir kommen am Main um 17 Uhr an. Das ist etliche Stunden früher, als ich im Besten Falle geplant hatte! Der Steigerwald ist Tilos Heimat, er erzählt mir ein bissl über die Strecken. Überhaupt ist er mittlerweile ein wenig aufgetaut und nicht mehr so unterfränkisch Wortkarg. Auf dem Tracker sehe ich, daß Frank an der Spitze nur noch 7 km vorne liegt.. Tilo meint, entweder seine Kack Schlauchreifen sind durch oder ihn hat der große Hammer erwischt. Ich erinnere mich an meine Gedanken zu 2x Durchmachen am Stück. Später treffen wir ihn, wie er sich grad abholen läßt wegen Knieproblemen.
Fabian möchte bis Iphofen fahren, Tilo durchmachen. Tilo kann Franks Navi haben, also ist wieder jeder für sich… ich muß eh mein eigenes Tempo wieder finden und fahre vor. Im Wald mach ich ne Pause und telefoniere ein bissl.. und höre Bremsen. Überholt mich da jemand off the track? 😉 Wär ja nicht das erste Mal heute. Hunger kommt auf. Noch 20 km bis Geiselwind MacDoof. Keine andere Option und mein Hunger entwickelt ein Perverses Gelüst nach McRib mit BBQ Soße. Irgendwann nach Dämmerung bin ich beim McDrive und hau schnell wieder ab, essen möchte ich da nicht. Ich setz mich unter eine Kastanie. Licht kommt auf mich zu: Klaus T. Er war die ganze Zeit 5. mit etwas Abstand. Wir schnacken ein bissl, er möchte auch durchfahren. Er zieht wieder los mit dem Spruch: „Du holst mich gleich eh wieder ein!“ Ich melde Zweifel an. Er sieht nämlich noch topfit aus und wird tatsächlich auch das Rennen machen und als Erster um 5 Uhr früh finishen. Strategisch hat er alles richtig gemacht, immer schon hinter der Spitzengruppe halten und dann das Feld von hinten aufrollen.
Ich schaffs noch bis über den vorletzten Berg des Steigerwald und dann fällt nach 270 Tageskilometer um 23:30 bei mir der Hammer. Taumelnd hau ich mich auf eine Parkbank in voller Montur – Powernap. Ach vergiss es, 1 Stunde Später schaff ich gerade so den Schlafsack rauszuzerren und die Schuhe und Helm auszuziehen.

Mainfranken Graveller Tag 1 – Spessart Vollgas – Rhön im Dunkeln


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246km 5140 hm

Um Schlag 9 gings los im Critial Mass Modus durch die Würzburger Altstadt. Ich hab mich wie immer hinten gehalten, um dann beim Vorbeifahren ein paar Fotos der Fahrer zu machen. Aus Würzburg raus kam der erste Anstieg das Steinbachtal hoch – ich konnte die Spitzengruppe weit vorne noch erkennen und hab mich gefragt, wer da wohl so Gas gibt. Am ersten Steilhang fielen gleich ein paar Leute zurück und ich hab mich vorgekämpft, bis ich an Holger und Fabian dran hing. Später dann holte ich noch Klaus T. ein und irgendwann hing ich an den 2 vordersten dran: Tilo und Frank.
Das ging eine ganze Zeit so hin und her mit den Beiden, ich bin auch die ersten 100km nonstop gefahren mit einem 21er Schnitt. Völlig baff, mit so einem Tempo hatte ich niemals gerechnet mit meistens Schotter, bissl Asphalt, aber auch paar Matschtrails.
Die beiden Jungs waren mit super schmalen Gepäck unterwegs und sprachen von Durchmachen.. ich war ein bissl beeindruckt, aber auch Ungläubig, ob das klappt. Weil eigentlich heißt das dann 2 Nightrides. Ich glaube nicht, daß man diesen Track ohne explizites Durchmachtraining am Stück schafft.
Wie auch immer, die waren schneller am Berg als ich, also fuhr ich eine ganze Zeit lang mit Holger. Er ist auch ne ziemlich harte Nummer am Berg, ich reiss es halt immer wieder in flachen Passagen raus.
Meine erste Mahlzeit war bei km 140 auf der Bayrischen Schanz, vorher hab ich mich mit Annes selbstgemachten Riegeln über Wasser gehalten. Tilo & Frank waren grad am Gehen, Frank sah nicht ganz so gut aus, ich hatte den Eindruck, er overpaced um dran zu bleiben. Ich gab mir erstmal Schweinebraten & Kuchen, dann schloss Holger wieder auf und wir fuhren zusammen bis Gemünden. Alleine dann die Saale hoch traf ich an einem Feuerwehrfest Klaus und Fabian – hä? Wann hatten die mich überholt?
Jetzt kam ein 35 km langer Aufstieg die Schondra hoch, erste Ermüdungserscheinungen. Bei km 200 auf dem Dreistelzkopf war ich eigentlich fast da, wo ich geplant hatte, anzukommen, aber es war ja noch hell! Also vollgas runter nach Bad Brückenau. Danach Aufstieg in die Rhön. Wo wäre wohl die beste Strategie zu pennen? Gleich am Fuß hatte ich meine erste totale Erschöpfungspause. Ich war bisher im selben Modus gefahren, wie wenn ich meine 60 km Feierabend im Hausberg fahre.
Aufstieg Würzburger Haus im Dämmerlicht war OK, dann Feuerberg. Mein Licht hat nen Wackler, ich muss öfter mit einem Stein draufhauen. Auf dem Tracking gegen 23 Uhr sah ich, daß Tilo, Fabian und Klaus in der Restauranthütte am Feuerberg sitzen. Und Frank war schon bei Bischofsheim, anscheinend will er alleine durchmachen.
Ich entscheide mich, den Kreuzberg noch nachts zu fahren und mich dann strategisch vorne als 2. zu Platzieren. In der Osterburgruine im 1:00 Uhr Biwak und Reste Essen, hier isses schön windgeschützt und ich schlafe gut.

Mainfranken Graveller Tag 1 – Pre Start

Am Vorabend gab es schonmal eine sehr nette Runde, Jochen und seine Frau haben sich wirklich ins Zeug gelegt und den Pavillon am Blindeninstitut organisiert, Bier besorgt und den Grill angeschmissen. Eine gute Gelegenheit, einander kennenzulernen und Szene&Tech-Talk zu sprechen.
Den einen oder anderen kannte ich schon, so z.B. Holger aus der Eifel, den ich auf der BTG 2018 kennengelernt hatte. Spannend zu sehen, wie sich innerhalb der letzten 3 Jahre die Eventszene weiter ausgebildet hat. Es waren einige Veranstalter von anderen Events mit am Start: Holger macht den „Eifel Graveller“, Tim von Audax Franconia macht das andere bald kommende fränkische Event „Bikepacking Franconia“, Jesko vom „Taunus Bikepacking“ war ab Start dabei und ich bin mir sicher, den einen oder anderen juckt es schon in den Fingern, auch was aufzustellen. Im Gespräch hat sich bei allen herausgestellt, wie sehr sie Spaß daran haben, Strecken zu scouten und landschaftlich attraktive Runden zusammenzustellen.
Wie das halt so passiert, ging ich dann mit 4 Bier im Kopp in die Falle – Entsprechend war das Aufstehen morgens. Nicht die allerbeste Vorraussetzung.
Morgens kam noch unter anderem noch Detlev dazu, mein tagelanger Verfolger und gemeinsamer Finisher auf der BTG.
Dann gings zum Start an der Residenz, hier eine kurze Ansprache von Jochen und eine Fotosession mit jedem Fahrer + Bike einzeln.

Tag 27 – zum Flieger


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38 km 240 hm

Heute gehts zurück. Sehr sehr schade. Pete geht’s nur halb gut, vermutlich einen Sonnenstich, von den 2 Strandtagen. Nutzt nüscht. Ausnahmsweise stehen wir mal um 8 Uhr auf, ein schneller Kaffee und dann hopphopp auf die Straße. Es sind 38 km bis Puerto real, wo unser Zug nach Jerez Flughafen fährt. Wir haben Glück: die Strecke ist durchs Hinterland geroutet, das recht entspannt ist. Kleine, mäßig befahrene Straßen, viel Landwirtschaft, ziemlich flach und sogar der Wind zeigt sich zurückhaltend. So ist das machbar. Mit ner halben Stunde Puffer kommen wir am Bahnhof an, das Zugthema ist so durcheinander, dass ich es immer noch nicht verstehe. Aber mit Umsteigen, Fahrrad hoch und Runtertragen und ausreichend Kopfschütteln ernten sind wir jetzt am Flughafen in Jerez und warten auf den Taxifahrer, der uns unsere Fahrradkartons bringt. Kontakt von Nils…. Und das wars dann leider schon. Schön wars, in Spanien!

Tag 26 – Conil


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22 km 200 hm

Unter Pinien aufgewacht, ich habe hervorragend geschlafen, Pete ist leider wieder schlecht. Wir hängen noch ein bisschen rum, genießen das Grün und das Vogelgezwitscher – ist ja schon fast vorbei. Zusammenpacken, über den völlig versandeten Weg zurück zur Straße. Wir müssen nicht den gleichen Weg zurück, wie wir gekommen sind, es gibt einen Weg durch ein Stückwald: das hiesige Naherholungsgebiet. Eine Klasse macht Schnitzeljagd, in der Kneipe davor gibt es ein Käffchen. Und dann gehts einen relativ verblockten Weg mit vielen ausgetrockneten Wasserrinnen runter. Zum Fahren keine Freude, aber ich schiebe viel und der Wald ist sehr hübsch, also alles fein. Wir kommen hinter unserem gestrigen Leuchtturm raus und haben für unsere Fahrt bis Conil nur eine Straße zur Auswahl, die alle Dörfer verbindet. Leider leider ist da ziemlich viel Verkehr und als i-Tüpfelchen gibts noch Gegenwind oben drauf. Garstig. Da werden auch kleine 22 km zäh. Wir versuchen immer mal dem Verkehr auszuweichen, Zahara erweist sich als einzige Sackgasse, am Stran von Las Palmeras gibt es eine zwar auch volle aber entspanntere Alternativstraße. Immerhin. Und das Meer ist traumhaft schön und die ewigen Strände großartig. Beim Routen der Strecke wurde uns ja übrigens der Eurovelo 8 vorgeschlagen. Das war der eigentliche, entspannte Plan gewesen. Falls den mal jemand sucht: gibt’s nicht, nicht einen Fetzen. Es sei den man fährt gerne durch Sand, über Zäune und durch Wasserläufe. Danke auch. Nunja, irgendwann kommen wir leicht abgekämpft im wunderschönen Conil an. Erst mal trinken und da es Pete gar nicht so gut geht entscheiden wir uns für ein nettes kleines Hotel und geben da gleich unseren Kladderadatsch ab. Es folgt klassisches Urlaubsprogramm: Eis, Strandspaziergang, Leute gucken, essen…. auch mal fein.

Tag 25 – ans Meer


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54 km 800 hm

Unter unserer grooooßen Korkeiche aufgewacht, die Bauern fahren schon früh vorbei, diesmal sehen sie uns, grüßen aber nur freundlich. Der gestern noch blaue Himmel ist heute morgen komplett grau, mit leichter Tendenz zum Nieseln. Egal, heute geht’s ans Meer. Die Strecke ans Meer besticht nicht durch absolute Schönheit, lässt sich aber sehr gut fahren. Gerade Straßen, primär langweilig landwirtschaftlich genutzt. Wann immer unser Weg durch ein Dorf führt, heißt es, zack 100 – 150 Höhenmeter. Man wohnt gerne oben. In unserem ersten Dorf gibts unser obligatorisches Pancontomate Frühstück mit sehr gutem Käse. Wir kommen immer näher ans Meer, davon sieht man aber immer noch nix, Hügelchen um Hügelchen. Dann die leider recht stark befahrene Straße nach Caños de Meca, die uns beide etwas nervt. Aber um 2 Uhr sind wir schon da, in der Surferlodge gibt’s ein okayenes Mittagessen, dann endlich Strand. Megamegaschön! Wir flätzen stundenlang, perfekte Temperatur, tolles Meer. Dann noch ein Spaziergang zum Leuchtturm und dann heißt es noch ein Schlafplätzchen finden. Wir entscheiden uns für die Parque naturale überhalb der Steilküste, d.h. durchs – außerhalb der Saison – völlig ausgestorbene Dorf durch, und mal wieder hoch. Der Park ist wid immer eingezäunt, aber da er offiziell für Fußgänger und Fahrradfahrer frei ist, werfen wir unsere Fahrräder über den Zaun und suchen uns ein Plätzchen zwischen Pinien.

Tag 24 – der einsame Korkeichen-Höhenweg raus aus den Bergen


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72 km 1440 hm

Der Schlafplatz war entgegen unseren Befürchtungen sehr ruhig, vom Bellen der Hunde die halbe Nacht mal abgesehen. Hundegebell ist ja ähnlich, wie Hähnekräen: es kommt immer in Wellen. Einer kann den Tourette nicht länger halten, schwupps.. schon zieht sich eine Bellwelle von links nach rechts, rüber zu den Dörfern au der anderen Talseite und zurück.
Daß Hähne nur morgens krähen ist übrigens auch ein Mythos.. sobald die Hunde wach werden, werdens auch die Gockel.
Unsere Schlafsäcke sind leicht feucht, irgendwas ist in der Luft, trotz Morgensonne. 20 Minuten nach dem Losfahren kommt der Nebel die Berghänge hinab und hüllt uns in Kälte. Es ist wieder Mützenzeit.
Heute soll es 55 km keine einzige Ortschaft geben, also haben wir uns eingedeckt. Noch ein paar Höfe und dann kommt wirklich lange lange nichts außer Korkeichen, Korkeichen, Korkeichen. Ein paar Steigungen auf und ab, aber langsam verlassen wir die höheren Lagen. Lange nicht mehr so steil, wie die letzten Tage seit dem Hippiecamp gewesen sind. Auf dem letzten Grat auf ca 700 m wollen wir in den Eichen mit der Hängematte chillen, der Wind bläst aber so gescheit rein, so daß Schlafsack und alle Klamotten aktiviert werden.
Dann kommt die Sonne. Endlich. Der Wald wird mediterraner und offener und wir erreichen eine sanfte Abfahrt, die ich noch aus meinen Downhill-Sk8-Anfängerzeiten kenne. Wir erreichen Alcala de los Gazules, ein Dorf, das einfach mal 140 Meter höher liegt, als alles drumherum. Anne flucht. Oben nochmal Obst und Bier, langsam brauchen wir einen Pennplatz. SEIT RONDA IST HIER FAST ALLES EINGEZÄUNT!! Ein paar Meter abseits der Strasse eine uralte Korkeiche in einem keinen Steinbruch, hier können wir bleiben. Picknick in der Abendsonne und einschlafen bei Nachtigallpiepsen.

Tag 23 – noch angeschlagen


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36 km 900 hm

Unser Hotel Casa Grande in Aipandere war wirklich der Hammer, geführt von einem Paar, bissl älter als wir, mit toller Küche, gutem Frühstück, haben sich super um uns gekümmert und man merkt, sie haben – wie sagt man so schön – „Skin in the Game“. Hier mit 100 Einwohnern braucht man einen weitreichenden Ruf, damit genug Leute kommen. Die einen stellen Schlümpfe auf, die anderen machens halt einfach richtig super gut.

Heut sind wir nur ein Tal weiter gekommen richtung Jerez, wo am Samstag unser Flug geht. Ich hab imer noch Übelkeitsanflüge und Anne fiesen Blähbauch. Das wenige Essen, was wir unterwegs bekamen, war nur so halb gut und wir verbtachten den Nachmittag unter Oliven und habem die letzten 5 Tage Blog nachgeholt. Jetzt sind wir in Cortez de La Frontera an einem Park und haben Bäume gefunden… aussenrum ist immer noch alles eingezäunt und nix zu finden. Der Camping hier hat schon Jahre zu, also wird jetzt halt mal exponiert gehängemattet, mal sehen wan morgens die ersten Gassigeher aufschlagen.

Tag 22 – Jetzt der Andere krank, Gammeltag.

Ich wach auf und fühl mich topfit und hungrig. Das ist doch mal schön. Weniger schön ist: jetzt hat es Pete erwischt. Er verlässt recht fix das Frühstück und verschwindet für den Rest des Tages im Bett. Eigentlich hat das Hotel von Montag auf Dienstag zu, aber nett wie sie sind, dürfen wir bleiben (mal wieder alleine in einem Hotel) und werden von den 2 Inhabern bevor sie gehen noch mit Wasser, Obst, Joghurt, Brot für den Tag versorgt. Meganett! Dass ich so fit war, war auch nur angetäuscht, bin also ganz froh den Tag lesend auf einer der Terrassen oder auch noch mal im Bett verbringen zu können. Laaangweiliiiig.

Tag 21 – Los Reales de Sierra Bermeja


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113 km 3500 hm

Anne muss leider noch Auskurieren. ich möchte auf den Los Reales fahren, ein 1400erter direkt an der Küste. Die über 100 km sind hier schwer reinzufahren mit vielen Höhenmetern und es lässt sich hier auch nix abkürzen ohne kaputtmachendes Canyoncrossing.

Um 11 komm ich los, wieder nach Schlumpfhausen und zum 3. mal die fiese Rampe hoch. Es ist Sonntag, mir begegnen Reiter, die scheuen Araberpferde haben eine Riesenangst vor so einem keuchenden Monster wie mir. Hinter Pujerra verlasse ich die Strasse und biege in einen Karrenweg. Bergauf geht er noch, aber bergab wird er echt hart, ich wünsche mir so sehr mein Trailbike… stattdessen Rüttelplatte mit Starrcarbon und 40er Reifen. Aber diese Landschaft und der Reales zum Greifen nah. Ganz harmlos sieht er aus, so 800 Meter höher und 3 Täler dazwischen.

Ich komme wieder auf eine Strasse und nach einer Hungerlochbrotzeit gehts supergut weiter bis zur Stichstrasse zum Gipfel. Die Sicht wird langsam Phantastisch, die Küste liegt direkt unter mir. 200 hm vorm Gipfel ist Ende Asphalt und nun gehts ans Eingemachte mit dem Gravelbike. Auch hier wieder MTB Gelände, viele tiefe Rinnen und ich muss konzentriert Linie Fahren.

Der Gipfel selber lohnt sich nicht, die 3 Sender sind eingezäunt. Aber die Sicht vom Weg aus reicht völlig. Ich eiere wieder runter und ernte völlig entgeisterte Blicke von Spaziergängern.

Abfahrt mit ein Paar Gegenanstiegen von 1440 auf 230 Meter. Ich hab Angst um die Bremsen, diese Sram Force Pienzchen haben sich noch nicht mit Ruhm bekleckert, dafür aber mit beständigem DOT-Nässen unter dem Gummigriff seit Beginn der Reise und wandernden Druckpunkten. Aber alles Gut, sie schaffen das. Im Canyon unten gibts Nüsse und Bier und ich hab noch 1200 Höhenmeter vor mir, es ist 19 Uhr. Der Aufstieg geht gut, aber irgendwann fliegt die Kette und es stellt sich Dauerrasseln ein. Ich finde keinen Fehler – ist wohl Verschleiß – und haue fett viel Öl drauf, 1 Stunde später beruhigt sich der Antrieb. Oben der Highway geht sehr schnell, um halb 9 ist unser Dorf Luftlinie 2 km zum Greifen nah…. aber andere Talseite. Ich muss noch auf 1080 hoch und 16 km fahren.

Der Tag lief super gut als Benchmark für die kommenden Rennen und ich war schwer überrascht, wie viele Höhenmeter in 115 km stecken können.

Tag 20 – Teil 2 – 2.Abendrunde, Dörfer kucken


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50 km 1400 hm

Das Schieben der 2 Räder über 250 Höhenmeter hat mich erstmal fertig gemacht und so verpenne ich neben der kranken Anne den Nachmittag. Um 17 Uhr fahre ich mit einem Hungerloch los bis wieder nach Schlunpfhausen und esse dort einen Bocadillo mit Wachteleiern. Dann zum zweiten Mal Canyon runter – Canyon rauf, die 20 Prozent Rampe diesmal mit mehr Durchzug und dann den Ziehweg links rum. Diesmal sollte ich die komplette Dörfer-Runde schaffen ohne den gestrig versuchten Umweg. Topfit, schöner Asphalt, gute Steigungen. Wieder viele sehr alte Leute am Weg und vor dwn Bars. Jedes dieser 100 Leute Dörfer hat mindestens 3 Bars, ein Restaurant und eine Apotheke. Sowas gibts in Deutschland lange nicht mehr.. Und trotzdem merkt man die Überalterung.

Oben am Highway wirds schattig aber immer noch nicht kalt. Ich kann noch einen Abstecher 250 hm runter und wieder hoch zu einem etwas abgelegenen Dorf machen und dann schön gemütlich abfahren bis Schlumpfhausen. Die restliche Strecke ist die traumatische Schiebestrecke von heut mittag und die kehr ich nun extra hart raus.

Tag 20 – Teil 1 – zurück schieben ins Hotel


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9 km 260 hm

Die Nacht war mässig. Mich hat ein Magendarmvirus erwischt, wer weiß woher… Jammerjammer… Wir wissen erst mal nicht was wir machen sollen, es ist grauhimmelig und nieselt leicht. Pete spannt die Plane und wir verkriechen uns noch mal in Hängematte und Schlafsack. Nach ein paar Mützen Schlaf und ein bisschen Recherche steht die Entscheidung: zurück in unser erste Dorf (Alpandeire) , unser tolles Restaurant von gestern Abend hat auch ein kleines Hotel und ich möchte irgendwohin, wo ich mich wohlfühle. Allerdings hatte ich gestern nachmittag leider übersehen, dass die 8 km Weg leider mindestens so viel bergab wie -aufgingen. D.h. die jetzigen Bergabstücke konnt ichs rollen lassen, schon bei der kleinsten Steigung scheitert mein Körper und der liebe Pete schiebt 2 Räder, während ich schneckig hinterhertapse. Endlich kommen wir an, es sind noch Zimmer frei. Ab unter die Dusche und rein ins frischbezogene Bett. Ich schlafe. Pete deeht – Überraschung – ne Abendrunde…

Tag 19 – Teil 2 – Abendrunde


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32 km 1100 hm

Anne ist müde und chillt schon. Es ist 19 uhr, noch 2 Stunden Helligkeit und ich könnte ja noch ne Runde im Trainingsmodus drehen. Also zurück nach Schlumpfhausen und noch weiter runter in den Canyon. Auf der anderen Seite des Tales geht es strack 20% steil hoch, ich demmel das Ding gerade so mit dem Gang hoch. Auf dem Ziehwehg bei Pujera kommen mir viele alte Leute spazierend entgegen, das ist anscheinend die Zeit, in der man hier die Straße auf und ab flaniert.

Mein Plan ist, weiter hoch bis zum Highway A397 zu fahren, den 20km entlang und dann auf unserer Talseite wieder runter. Das stellt sich schnell als sehr ambitioniert heraus und ich bin schon zu hoch und zu weit, um umzukehren. Es ist nicht ganz einfach in diesem steilen und eingezäunten Gelände. Auf 1000 Meter Höhe finde ich einen Trail links ab in den Canyon. Kein Zaun, hoffentlich bleibt das so. Es geht sehr runpelig und Verblockt bergab, mit einer tollen Abendsicht. 3 km weiter, wtf!? Ein Tor. Ich denk mir fickt euch, ihr…. achso, das kann man aufmachen, nur ne Schnur dran. Alles gut, geht weiter. Irgendwann kommt wieder die Strasse richtung Pujera bergauf. Dann meine Rampe runter, andere Seite wieder hoch nach Schlunpfhausen und weiter hoch zum Lager, wo mich eine leider kotzende Anne erwartet.

Tag 19 – Teil 1 – Ich hab gedacht, weisse Dörfer…


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27 km 840 hm

Auf unserem Campingplatz morgens erst noch mal gechilled wie die Großen. Dann das zähe Stücke des gestrigen abends gleich noch mal gefahren, vorbei an den verhassten Zäunen und Jagdgründen. Aber irgendwann verlassen wir die langweilige Straße in Richtung der andalusischen weißen Dörfer. Schöne Straße, schöne Blicke bis runter zum ersten entzückenden Dorf (160 Einwohner). Und da wir spät los sind, ist auch schon wieder Zeit fürs Mittagessen. Wir finden ein sehr nettes Restaurant und sind völlig begeistert vom (vegetarischen) Essen. Es gibt Artischocken! Mega. Es fällt uns etwas etwas schwer, weiter zu fahren, aber das war die Urlaubsidee. Also hopp, bergauf bergab nächste Dorf, übernächstes Dorf,das auch mini, aber nicht weiß sondern blau ist und an allen Ecken und Enden an Schlumpfhausen erinnert. Verrückt die Spanier. Pete kauft sich ein leckres Bier für den Abend, ich jammere ein bisschen, dass ich nicht so fit bin und so machen wir uns nach dem Dorf auf Schlafplatzsuche. Obwohl auch hier viel eingezäunt ist, haben wir recht schnell Glück und finden eine schöne Maronenwiese. Ich lege mich in die Hängematte, der unersättliche Demmelpete macht noch ne Abendrunde und ich merke, dass mir leider echt schlecht ist.

Tag 18 – über die kleinen Alpen nach Ronda


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62 km 1790 hm

Warme Nacht, endlich nicht mehr frieren. Der Morgen fängt an, wie der Abend geendet hatte: Die Schafherde kommt klingelnd an uns vorbei, fast wie eine Düne, die auf einen zu schwimmt. Wir kennen das von Rumänien und es ist immer wieder erstaunlich, wie das aussieht, wenn sich so eine Herde auf einen zu bewegt. Als eines uns entdeckt, halten alle an und kucken. Wir müssen lachen. Der Schäfer grüsst freundlich und sie ziehen weiter.

Wir essen im Dorf das übliche pan con tomate und bloggen die letzten 3 Tage nach. Weiter gehts auf eine sehr ruhige Strasse hoch, bei einer Pause treffen wir einen anderen Radreisenden. Manfred ist frisch in Rente gegangen und fährt sich seinen Arbeitstakt 2 Monate lang auf einem Iberischen Roundtrip raus. Anscheinend legt er einen ganz anderen pace vor, als wir, hat er heute morgen gestartet, wo wir gestern vormittag irgendwo waren…

Im nächsten Dorf gibts viel Obst und diverse Alberheiten (siehe Fotos) dann folgt eine lange harte Bergetappe, die sich aber ganz gut fahren lässt und einen wahnsinns Ausblick nach dem Anderen bietet. Wir verlassen die Pinienwälder uns es wird karstig und Alpin. Auf dem ersten Pass bei ca 980 m huscht wieder Manfred an uns vorbei: er hatte den falschen Weg genommen und war in einem Trail gelandet.

Nochmal bergab und wieder hoch zum nächsten Pass, danach eine lange Abfahrt nach Ronda, die leider gar keinen Spass macht aufgrund heftigster Windböhen. Wir haben grosse Angriffsfläche wegen der bepackten Räder und eiern nur so runter.

In Ronda erstmal Kulturschock: zu viele Menschen, zu viele verstrahlte Touristen. Busladungen voller Asiaten Marke Europe in five Days mit Sonnenhüten schieben sich durch die Stadt. Ich hab keine Fotos gemacht von Rondas Sehenswürdigkeiten, das Netz sollte bereits genügend gefüllt sein.

Wir essen Eis und chillen, wollen uns beraten, wie der Schlachtplan fürs Pennen aussieht. Hier ist ja das Ende von Nils Etappenvorschlag und wir wissen nicht so recht, wies weiter geht. Es ist schon 19 uhr, nicht mehr so viel Zeit. Manfred taucht auf, man sieht sich immer 3 mal. Wir quatschen uns fest, kaufen noch Vorräte und Wasser und machen uns auf den Weg aus der Stadt.

Es stellt sich raus, daß hier wirklich alles eingezäunt ist, man kommt nicht von der Strasse weg. kurz vorm Einstieg ins nächste Gebirge finden wir ein offenes Tor und schlagen uns ein paar 100 m durch, finden aber keine Bäume, weil alles zu dornig und verbuscht ist. Hungerloch, wir essen, Sonnenuntergang, und dann kommt der Wind. Ziemlich heftiger Wind.

Abbruch, zurück, Ortsausgang Ronda Campingplatz. Hier finden wir sogar Bäume und können Duschen.

Tag 17 – Landschaftgucken


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41 km 970 hm

Im kalten spanischen Haus aufgewacht, unser Vermieter schleicht schon um die Hütte rum. Kaum sind wir draußen erzählt er uns noch mal, wie schwer, es wär hier was zu finden und wie teuer und das seine Frau ja nicht wollte, aber wir haben ihm ja leid getan… Schlitzohr. Trotzdem nett. Wir brechen auf und wie gestern schon geht es senkrechte Rampen hoch und mal kurz runter. Auf dem Fahrrad sitzend würde ich hier rückwärtsrollen, ich schiebe viel. Wir finden ein Plätzchen mit rumpeligen Stühlen, einem Sperrmüllschränkchen und Sicht und frühstücken hier. Auch die Weiterfahrt bleibt erst mal, wirklich anstrengend, aber zumindest die Landschaft wird endlich wieder wunderschön und irgendwann laufen wir in ein nettes (und natürlich steiles) Dorf ein. Endlich Kaffee für Pete, in der Bar schnacken wir mit 3 Rennradfahrern (einer Schweizer auf Urlaub). Die machen diese Steigungen hier zum Frühstück. Als sie gehen, checken sie draußen natürlich noch unsere Räder. Der Schweizer ruft uns ein anerkennendes „heiße Komponenten“ zu. Es geht noch mal bergauf, aber jetzt fahrbarer und megaschön. Dann startet die lange Abfahrt zum Stausee (megaschön, diese Andalusien!) und landen schlussendlich in El Chorro: Busse, Auto, Kletterer, Wanderer, Rennradfahrer – ein Riesentrubel. Wir trinken Bier und essen Eis und schauen zu. Bei der Weiterfahrt checken wir endlich, warum den hier sooo viel los ist. Hier startet / endet der Caminito del Rey – ich kannte ihn natürlich nicht, ist aber wohl einer der berühmtesten europäischen Klettersteige. Und seitdem er ausgebaut und gesichert ist, wird er offensichtlich auch busseweise „beklettert“. Aber spektakulär ist er tatsächlich. Ebenso spekakulär aber auch der weitere Weg durch die zugehörigen Berge und Wälder. Oben angekommen gehts steil runter zum zweiten See, der völlig idyllisch ist. Die Sonne scheint, daher schnelle Planänderung: Ronda wird auf morgen verschoben, wir fahren in den hübschen Ort Ardales, essen auf dem trubeligen Platz zu mittag(16 Uhr) und begehen mit den Spaniern den Tag der Arbeit und fahren dann zurück zum See, um hier abzuhängen und zu übernachten. Es dauert noch etwas bis wir ein windstilles Plätzchen gescoutet haben(heute ist einer der Tage mit viel Wind), aber als wir den haben: mega! Als wir um 9 in der Matte liegen, kommt noch der Hirte mit der Schafsherde auf dem Heimweg vorbei und wir werden friedlich in den Schlaf geklinklongt.

Tag 16 – nach dem Essen wurd’s hart


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60 km 1560 hm

Sehr gut geschlafen auf unserem spektakulären Pennplatz mit Aussicht, dann Frühstück in einem Malagaesken Dörfchen, mit Aussicht. Vormittags eine gute ruhige Strecke am Hang entlang, mit Aussicht. Mittagessen in Colmenar, Eier in Mayo und Kartoffeln in Mayo, mehr gab die fischlastige Tapasbar nicht her für Nichtfischis. Danach mehrere Autobahncrossings und eine Wegeoption: Steil, mit Verkehr oder noch steiler, Feldweg. Feldweg gewählt und es kam, daß ich 2 Räder schiebte. Oben am Pass unter dem ersten Baum seit 45 Minuten ausruhen…. Ok nicht sehr lange. 2 LKW fuhren immer hin und her und brachten Kies für den Weg. Die Planierraupe kam auch bald und räumte just auf der Kurve rum, wo unser Baum stand. Ein deutliches fuck you an uns. Wir eierten den fies schwammigen Kiesweg runter, dann eine steile verkehrsreiche Strasse hoch. Anne am Limit, ich im Hungerloch. Im Supermarkt den Rucksack vollgepackt und dann kamen immer steilere Rampen hoch, und wieder runter. Wieder hoch wieder runter. Immer grad hoch, keine Kehren. Auch keine guten Schlafplätze, entweder zu windig oder eingezäunt. Irgendwann, am Limit, entschlossen, eine Finca zu mieten, die es hier zahlreich gab. Man gab uns zu verstehen, daß das für einw Nacht nicht geht, doch einer hatte Mitleid. Oder scharf auf die 50,-? Er wollte dann doch noch hart handeln. Der Garten ein Vogelparadies, Nachtigall und co wiegen uns in den Schlaf.

Tag 15 – wir machen mal, was Nils sagt


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68 km 1500 hm

Endlich mal wieder draussen pennen und fast nicht gefroren. Wir schieben durch den wie nach Höhenlinien terrassierten Waldhügel zu den Motocrosstrails und von dort auf einen Feldweg. Ziel ist es, nach Alhama de Granada zu fahren und ab dort einen Streckenvorschlag von Nils ca 200 km nach Ronda zu fahren.

Ich habe für das Zubringerstück mit Profil „trekking“ geroutet, doch das ist heute wirklich ein hartes auf und ab auf rumpeligen feldwegen. Wir schlagen einen Haken mit den „roadbike-lowtraffic“-profile und auch der bleibt hart genug, auch die kleinen aber steilen Anstiege habens in sich. Ich häng heut auch irgendwie drin, brauche viel Kaffee und Essen um auf touren zu kommen.

In Alhama gibts leckeres Bier und Pizza. Die skandinavischen Tischnachbarn lassen so viel Pizza übrig, es ist zum Heulen. Weiter gehts, hoch auf über 1000m. Hinter dem Pass eine von Bergen umschlossene Hochebene, nur sind hier keine Hobbits, sondern Schafe und Salatbauern. Durch ein tiefes Joch geht es auf die andere Bergseite und man sieht in der Ferne das Mittelmeer. Wir suchen in einem sonnigen Steilhang unseren zwei Bäume, es ist heute nicht wirklich leicht gewesen, was zu finden. Aber ein spektakulärer Platz im Sonnenuntergang mit Aussicht auf unseren morgigen Weg.

Tag 14 – Hippies und Motocross


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25 km 500 hm

In Granada aufgewacht, ein Kaffee noch, bevor es weitergeht. Ich trieze Pete durch und in die Tourihölle: Kaffee in einem Zigeunerkeller in Sacromonte. Pete schmeckt der Kaffee nicht, mir schon, wir haben Blick auf die Alhambra und es läuft großartiger Flamenco. Zurück durch die Menschenmassen, ein paar süße Teilchen, damit wirs aus der Stadt raus schaffen. Das geht verblüffend gut – ein bisschen Zickzack und dann kommen wir an einen Kanal, der zwar nicht schön ist aber straight raus führt. Wir verlassen bald den Kanal, kreuzen ein paar wenig spektakuläre Dörfer, es folgen wenig spektakuläre Plantagen (sind jetzt halt auch verwöhnt von Alhambra, Sierra Nevada etc…) und dann nehmen wir Kurs auf einen Geheimtipp von Nils : heiße Quellen bei Santa Fe. Wir haben keine Ahnung, was uns erwartet… Fahren ein paar recht steile Hänge hinauf, die vor 5 Tagen noch völlig vermatscht und unfahrbar gewesen sein müssen. Bald treffen wir auf den ersten Hippiebus, der freilaufende Hippiehund beißt Pete fast in die Wade (der tritt dem Hippiehund dafür auf die Nase). Es geht noch kurz steil weiter und dann erblicken wir Hippiehausen rund um ein Wasserloch. Bestimmt 20 – 30 Büsschen, Wohnwägen und ähnliches, die sich locker in den Olivenhainen verteilt haben. Wir fahren als erstes zum Wasserloch und strecken die Füße rein: heiß. Heiße Quelle halt. Und Schwefel gibts noch oben drauf. Und obwohl es warm ist, lassen wir uns das Bad natürlich nicht entgehen. Ab zum Planschen. Pete wäscht noch, ich schaue mir das Areal noch a weng an. Weiter oben winkt aber mehr Ruhe, besserer Blick und gute Hängemattenbäume. Wir schließen uns also nicht der Gemeinschaft an, sondern fahren bzw. schieben noch mal steil hoch. Währenddessen hören wir schon laute Motorengeräusche, clash of cultures: ca. 15 Motorcrosser heizen durch Hippiehausen und kommen dann unseren steilen Hang hoch. Das scheint der Sonntagstrainingsparcours zu sein. Wir hören sie noch einige Runden drehen. Wir schieben oben durch den jungen Kiefernwald und finden ein spektakulären Platz mit Blick auf die Sierra Nevada. Wie viele km heute? 25? Reicht. Doch zum Schlafplatz taugts hier nicht, es wird früh schattig und ein garschtiger Wind kommt auf. Wir wandern aus auf die andere Bergseite, genießen noch mal Sonne satt und schlafen windstill und warm ein.

Tag 13 – die höchste Strasse Europas


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80 km 2600 hm

Pico Veleta Climb – Heute war Anne in Granada unterwegs und ich auf dem Weg zum mit 3350m zweithöchsten Gipfel der Sierra Nevada. Es gibt eine bis fast ganz hoch per Rennrad befahrbare, weltberühmte Strasse.

Ich nahm die spektakulär steile Nordvariante über Güéjar Sierra. Leider nur bis zur Schneegrenze auf ca. 2550m statt 3400 geschafft, ab da ging nix mehr. Bin noch ein paar Schneefelder im Geröll umfahren und hatte noch jede Menge Tatendrang. Bergab gar nicht mal so kalt. Das letzte Stück dann weiter ostwärts, wo es noch abgeschiedener, steiler und rumpeliger war. Achja steil: die Segmente nach dem Canyon hinter Güéjar haben 22 Prozent straight up, war mit meinem 42 zu 42 Gang ganz schön hart am ochsen.

Eine phänomenale Strecke und ich hätte auch gern weiter übern Berg die MTB Variante richtung Mittelmeer runter gefahren, aber das is was für eine andere Jahreszeit.

Tag 12 – Richtung Sierra Nevada


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98 km 1400 hm

Frühstückskaffee wie vorher Abendessen bei Manolo, der war so freundlich und auf Zack… nur das Glas voll Minischnecken abends als Tapas zum Bier, das war gewöhnungsbedürftig. Die waren so gesotten, das sie komplett mit Fühlern usw draußen waren, die Locals saugen die hier an der Bar weg, wie Sonnenblumenkerne.

Die Fahrt war heute megagut, endlich nicht mehr frieren und schön Strecke machen. Ein Dorf mit Markt, ein Bahnhof mitten im Nirgends, immer die Sierra Nevada vor Augen mit ihren 3500ertern. Später mal fiese Bundesstrasse, die Alternativroute ist ein Karrenweg durch einen spektakulären Canyon mit plus 150 sehr steilen Höhenmetern…

Granada rein sehr stressig, erstmal platt. Aber wir finden nach dem Einchecken ins Hostal eine hübsche nette Bar mit lecker Tomatensuppe.

Tag 11 – Cordoba, Granada, Hauptsache Italien


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45 km 1150 hm

In unserem rumpelig, lauten Hotel aufgewacht. Wie angekündigt, ist es grau und regnet, teilweise heftig. Wir hängen noch ein bisschen rum, frühstücken, aber Quesada ist und bleibt eine wenig begeisternde Stadt mit zuviel Verkehr – keine Ahnung, wo der herkommt. Da ist doch nix. Sobald es fürs erste aufhört zu regnen, radeln wir los. An der Kreuzung Jodar – Larva muss ich mich endgültig entscheiden: stick to the plan und relativ flach nach Cordoba oder gen Granada und somit einen Haufen Bergetappen. Natürlich wähl ich die Höhenmeter (- was hat mich da nur geritten?!). Und dann haben wir den Rest des Tages Megaglück, zum einen erwischen wir lauter leere Landstraßen durch sehr schöne Landschaften, zum anderen begleitet uns fast ganztägig ein blaues Stück Himmel, während es drumrum teils gründlich schüttet. So fahren wir bald im Tshirt wohlgemut ziemlich viel und manchmal steil bergauf. In Larva gibts Eis mit Schnack aufm Dorfplatz. Dann folgt das, wovor der nette Herr am Dorfplatz warnte: Steil bergauf, viel bergab und dann richtig lang und viel bergauf bis Cabra de Santo Cristo. Aber: es wurde geschafft, das einzige Hotel am Platz gefunden und auf unseren Anruf hin kam der Inhaber auch ne halbe Stunde später vom Feld, um uns aufzuschließen. Das Dorf scheint nett zu sein – na denn. Viel Spaß uns und morgen gehts mal wieder bergauf nach Granada.

Tag 10 – Carretera de Pozo Alcón


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65 km 1500 hm

Unsere Höhle, die bis ca. 7 Meter in den Berg hineinreicht, hat im Vorderhaus auch eine Dusche. Der Flaschengasbetriebene Durchlauferhitzer tut seine Arbeit: Er kocht Wasser. Unter der Dusche stehend zählt sich meine Erfahrung aus dem Betrieb von Kernkraftwerken aus und ich fahre die schwer zu regelnde Anlage souverän remote mit dem Wasserhahn. Stellt man auf heiss, kommt nach ca 1 Minute Verzögerung kochendes Wasser, regelt man runter, macht er die Flamme aus und es kommt mit dem selben Verzug eiskalt. Aber ich habe das im Griff und entwickle ein ausgeklügeltes heiss-kalt Regelpattern, welches mir eine nicht mehr ganz so dynamische Temperaturkurve beschert. Später bei Anne wechsle ich die Methode und ziehe zusätzlich Heisswasser am Spülbecken, was Anne erlaubt, ganz normal zu duschen.

Die Höhle ist wirklich ein Traum, eine komplette Ferienwohnung im Berg. Unser sehr netter Vermieter ist auch Radfahrer und er hat uns einen alternativen Weg empfohlen, der uns nach der Hälfte des Tages weiter nördlich tiefer in die Ausläufer des Gebirges führt, das wir ja eigentlich umfahren. Es geht über endlose Olivenplantagen ubd über einen Canyon. Auf ca. 1000 Metern ist ein Restaurant, vor dem viele weisse Handwerkerautos stehen. Ich halte das für ein gutes Zeichen und wir werden nicht enttäuscht: sehr gute Lasagne, Muschelspaghetti und klare Suppe.

Danach haben wir ein Verdauungstief und es wird auch wieder kälter. Ich hab immer noch dauerhaft 2 Hosen und ne Mütze an. Wir kommen an den Abzweig: um den Berg rum wie geplant oder rüber, Anne hat Respekt vor den Höhenmetern aber sie nimmt die rote Pille.

Der Weg ist wirklich sehr schön und lässt sich gut fahren. Viel viel zu kucken und wir treffen lustige Locals, wie sie ihre eigenen seltsamen Motorgefährte durch die teils enge schluchtige Straße drücken. Über dem Pass ein wahnsinns Blick auf endlose Olivenplantagen. Die Abfahrt ist weniger kalt als befürchtet und in Quesada finden wir rechtzeitig eine Absteige, bevor wieder der Regen die Düsternis bringt.

Tag 09 – Regen, Wind und Höhlen


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76 km 930 hm

Nach einem entzückenden Frühstück in der Casa de los Arcos losgefahren. Hoch nach Maria, gestern hätte ich es niemals nicht geschafft, heute wars ok. Nach anfänglich blau, fängts wieder an zu tröpfeln. Noch ok. Aber dann: wir kommen auf 1.200 an, gleichzeitig der Regen und der Wind. Es beginnt eine hässliche, kalte, nasse, anstrengende Wegstrecke, auf der wir beide das Land, das Wetter und die Welt verfluchen. Kurz vor Urlaubsabbruch. Der Regen wird noch mal stärker, als wir in Orce ankommen und in die wohl deprimierenste Bar ganz Spaniens einkehren. Frust. Aber dann zeigt der Wind auch mal seine positive Seite: der Regen hört auf, wir schwingen uns aufs Rad und tatsächlich reißt der Himmel auf. Der Weg wird entzückend, es läuft, überall Höhlen, die Sonne wärmt, der Gegenwind trocknet immerhin. Gen Ende wird der Weg zäh, immer weiter heftiger Wind und Bergauf. Aber wir kommen bei Zeiten in der verabredeten Bar an, unser Airbnb-Emilio gibt uns Tipps für morgen, lädt uns ein und bringt uns in unsere Höhlenübernachtung. Megaspektakulär in den Berg getrieben – wie man hier halt so wohnt. Wowwowwow, müde, aber alles wieder gut.

Nach ausführlicher heißer (bis zu verbrühender) Dusche noch im Ort bei Victor essen gewesen. Kaminfeuer und die gleichen Tapas wie immer, aber diesmal in richtig lecker. Boah, tut gutes Essen gut! Damit der Tag nicht allzu gut endet regnet es auf unseren 10 Minuten Heimweg noch mal heftig und gründlich – nicht das wir noch milde und friedfertig werden… Ab in unsere Höhle!

Tag 08 – hoch nach Velez Blanco


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47 km 1300 hm

Es fängt an mit Dauerregen bis Mittag. Bar, Einkaufen, schwerer Start, Verkehr. Aber bald wirds ruhiger und lichtet auf. Anne hat weniger Kraft, wie sonst und mir steckt die Kälte in den Knochen.

Die Strecke ist wieder recht schön, aber eigentlich ist fas hier die wahre „Schweine und Mandeln“ Tour. Überall Mandelplantagen und Schweinemastanlagen. Es riecht auch durchgehend.

Später sogar bissl Sonne und Weitblick. In Velez Blanco finden wir als einzige Gäste ein mondänes zum Hotel umgebautes „Herrenhaus“.

Tag 07 – Mandeln und Schweine


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72 km 1400 hm

Endlich wieder weiter. Es soll noch regnen, aber nicht mehr so Schnürlregen. Wir frühstücken Tomatenbrot in einer guten Bar mit mehreren Kaffee.

Wir verlassen Mula und geben dem Via Verde nochmal eine Chance, aber 3 Meter im feuchten Tunnel und der zementähnliche Sandschlamm wickelt sich wieder um den Reifen und saut den Rahmen zu.

Also die neu entdeckte Variante, über einen kleinen Gebirgszug richtung südost. Wir wissen noch nicht, wo wir schlafen.

Der Weg ist wunderschön, keine Autos, viele Kurven, sanfte Steigung. Nach auf und ab geht es auf 1000 Meter im Nieselregen. Überall Mandelbäume auf Terassen und alle 10 km riesige Schweinemastanlagen. Sanft hügelig und weiter oben leicht bewaldet.

In Zarzadilla wärmen wir uns in einer Bar auf bei Kaffee und…? Tomatenbrot. Wir entscheiden, die 25 km nach Lorca abzufahren und ein Hotel mit Spa zu nehmen, denn es wird stärker regnen. Die Abfahrt ist nochmal eklig, wir kommen komplett nass und steifgefroren im Hotel an. Spa hat zu, aber heisse Dusche bringts auch. Tag war besser als befürchtet.

Tag 06 – Ausschlafen, Essen, Siesta, Gammeln.

Da gibts nicht viel zu erzählen, es regnet in Strömen, wir schlafen viel, Anne liest ein Buch komplett durch, ich Blogge und wir essen ein gutbürgerliches Tagesmenu. Wie man das halt so macht, im Auge des einzigen Schlechtwetterwirbels in Europa, während überall alle sonnige Ostern feiern. Immerhin gehen wir uns nicht selbst auf den Sack ?

Tag 05 – Regen is ok, Matsch nicht


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70 km 1067 hm

Unsere Gastgeberin kann es gar nicht fassen, was wir da machen: in strömendem Regen aufs Fahrrad setzen, wir sollen auf jeden Fall bescheid geben abends. Anne hat das nächste airbnb in Mula gebucht… bei uns ist klassische Rollenverteilung, Anne macht Kommunikation und ich Technik. Also hab ich einen autofreien Weg an einem Kanal entlang organisiert und später ein Stück „Via Verde“ ein Teil eines ehemaligen Bahntrassennetzes, was jetzt Radweg ist.

Der Weg am Kanal läuft richtig super und ist Landschaftlich sehr schön. Der Regen ist soweit erträglich, nicht allzu kalt. Wir haben eine gute Zeit und machen so unsere Späße. Und freuen uns auf den Via Verde.

Der Via Verde ist ein Via Maron. kein Asphalt, sondern ein Sand-Splitt-Lehmgemisch. Bei feuchten Bedingungen – was hier selten genug vorkommt – eine gefährliche Mischung, die sich verhält, wie ein mit Pattex versetzter Fliesenzement. Nach 100 Metern hat sich 10 kg pro Laufrad davon aufgewickelt und die 100 Meter zurück dreht sich kein rad mehr und es muss getragen werden. So schnell hat sich noch nie eine gute Laune voller Vorfreude in einen diabolischen doomsday Wutanfall gedreht.

Wir „putzen“ unsere heiligen Fahrräder und nehmen jede Pfütze mit. Irgendwann isses auch wieder Ok, es knirscht halt wie sau und ich mach mir sorgen ums Material.

Die alternative Route über kleine Strassen stellt sich als echt Ok heraus und die Landschaft wird immer Mondmäßiger. Wir erreichen Mula und unser Host hat sogar einen Wasserschlauch in seinem Mini mini Innenhof. Obwohl er ja ansonsten sehr pienzig ist mit Wasser und seine Toilette mit Regenwasser aus Eimern spült. Die Dusche ist eine Plastikschüssel, wir verzichten aufs erste. Er erzählt von seinem Lebensstil „Down Shifting“. Gewisse Dinge werden mich dennoch irritieren, so z.B der sorglose Umgang mit Plastik, sowie sein Hang zu weiten Flugreisen. Naja jeder hat so seine ethische selektiven Verzerrungen, ich mag mein Carbonfahrrad.

Tag 04 – Es wird grau


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74 km 793 hm

der stürmische Umzug des nächtens hat uns doch arg gestresst und entsprechend zerschossen sind wir morgens. Beim Blick auf die Wetterapp wird klar: Ok, die nächsten Tage wirds richtig scheisse und an draussen Pennen ist schon mal gar nicht zu denken. Wir buchen ein airbnb irgendwo in einem Dorf in ca 75 km. Es ist windig und ich friere, komm nicht auf Temperatur.

Die Strecke ist in weiten Teilen Ok und auch mal recht schön, aber auch unspektakulär. Wetter hält noch, wir kommen trocken bei einer sehr netten Lady an und können es warm und gemütlich abschliessen.

Tag 03 – In die Hochebene


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87 km 1625 hm

Die Wetteraussichten sind nicht so entzückend, es soll über Ostern 5 Tage regnen. Das läßt uns bissl ratlos zurück. Sogar die Zeitungen machen Karikaturen über die ins Wasser fallende Semana Santa.

Guter Kaffee in einer guten Bar, dann Aufstieg auf eine sehr schöne Hochebene mit großen Weingütern. Sehr wenig Verkehr und schön Rückenwind. Sie meinen es gut mit uns.

Später dann ein harter Spitzer Schotter direkt an einer Autobahn. Wir sind ja immer noch auf dem del cid, und der ist nicht immer gut gescoutet.

In Villena machen wir Supermarktbrotzeit und schauen alten Herren beim Boule zu. Wir haben schlechten Kreislauf und großen Hunger. Wetter zieht zu. wir brauchen auch bald nen Schlafplatz und heute ist Regenplane angesagt.

Ein angelegter arider Jungwald 15 km weiter mit Boden wie Mondlandschaft bietet einen guten Platz. Denken wir.

Erst noch fahren in lauer Nacht 8 Mountainbiker mit Licht ca 10m an uns vorbei, die sehen uns aber nicht. Aber der Sturm ca 2 Stunden später wirft uns aus den Matten. Wir bauen ab, packen notdürftig alles zusammen und suchen die vorher entdeckte Behelfshütte weiter unten, wo wir uns erschöpft am Boden auf isomatte ablegen.

Tag 02 – Orangen Orangen


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67 km 775 hm

Das sieht hier alles so aus, als hätten sie das Areal rund um Bettenburgen Bauruinen großräumig zu einem Naturpark erklärt und als Mahnmahl die Dinger stehenlassen. Vielleicht ist es ja auch ganz anders, wer weiß.

Im nächsten Dorf gibt es sehr guten Kaffee und O-Saft. Lecker Aioli und Grillgemüse.

Später Eis. Und immer wieder Orangen. Einfach Fallobst, das noch mitten in der neuen Blüte weiter wächst. Die sind so saftig und süß, wie wir sie so noch nicht kannten.

Auf einer Anhöhe, in der Nähe eines Betonwerkes und eine Orangenplantage, zwischen wilden Rosmarinbüschen und Kiefern, finden wir gute Bäume.

Tag 01 – Einfahren nach Valencia


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45 km 440 hm

Wir fliehen gleich vor der ersten sich per Wetterapp anbahnenden Schlechtwetterkälte nach süden und geben die letzte Bergetappe desCamino Del Cid Tracks auf, stattdessen Start bei Valencia. Die Entscheidung haben wir kurz vorm eigentlich geplanten Aussteigen in Cartagena getroffen und dann schnell noch den Schaffner gesucht zum Umbuchen.

Die Radwege nach und in und un Valencia sind krass konsequent durchgezogen und Raumgebend. Das war schon in Barcelona auffällig, auch mit so netten Gesten wie Radspur in der Mitte der Fahrbahn und mit Beton zum Auto abgesperrt.

Und die Autofahrer sind alle vorsichtig und rücksichtsvoll zu Fahrrädern. In Deutschland wollen sie dich umfahren, nur weil sie recht haben. Hier fahren sie, als würde jeder schiefe Blick auf ein Fahrrad sofort eine Bußgeldstrafe von 5000,- und 1 Jahr Gefängnis triggern.

Valencia ist uns aber bald zu hektisch und zu Tourimassen aus Reisebussen. Wir fahren zu einem bewaldeten Küstentreifen, der Weg durch Industrie und Autobahn auch hier hervorragend und sicher abseits geführt.

Im Pinienwald finden wir eine gute Stelle, hier ist es sehr ruhig und man hört nur Meer.

Und Flugzeuge.

Tag 00 – Zugreise und Barcelona

Fahrräder im Fernzug ist echt immer so eine Nummer… TGV Frankfurt Paris, Hier gingen die Kartons gerade so rein. Im Nachtzug nach Touluse sind wiederum die obligatorischen 120×90 cm nicht vorgesehen, zudem hatten da 3 Schaffnerpersonen 3 Meinungen. Am Ende durfte ich die Kisten Hochkant in ein Mini-Serviceabteil stopfen. TGV Touluse-Barcelona hatte wieder exakte Nischen, aber sie wollten diskutieren, was das soll. Achso, Bicicleta, ja das geht. puh.

Insgesamt entspannte Reise, Zum Glück haben die billo Gaffa Möbelrollen gehalten, in Paris gings ja doch durch die halbe Stadt von Bahnhof zu Bahnhof und so war das Schieben sehr lässig.

In Barcelona Sants abends gabs wirklich hervorragendes Bier. Amber Ale mit einer Schaumkrone wie ein Eis. como un helado.

Wetter zwar sonnig aber sehr kalter Wind.

Die Radl sind gepackt…

Sncf hat gesagt, ein Behältnis mit maximal 120 x 90 cm gelte als Handgepäck. Mit 117×76 sind wir da noch drunter.

Sieht trotzdem bedrohlich groß aus. Die Rollen sind mit Kabelbinder und Gaffa festgemacht, hoffentlich halten die durch. ?

BTG Tag 9plus – Race to the Clock!


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25 km 100 hm

Schlag sechs, Detlev und Shane sind am Start. Es geht recht herzlich zu, wir haben viel zu quatschen. Das Ding mit Gewalt auszufahren hat keiner von uns rechtes Interesse, also rollen wir gemütlich nach Wiek zum Bäker. 5 Süsse Teilchen, 3 Kaffee.

So im Labern kommen wir auf die Idee, daß es ja doch ganz cool wäre, wenn wir vor Acht am Ziel ankommen würden.
Schließlich sind wir ja vor knapp 9 Tagen um 8 gestartet und nun könnten wir es schaffen, daß auf unserer Ankunftszeit noch eine 8 davor steht. Also los, eine Stunde haben wir noch, 15 km.
Jo shit. da kommt nochmal tiefer Sand. Hier gehts nur mit voller Kraft durch, also werden die strategischen Zuckerreservern angezapft und durchgezogen. Hinter dem Sand ein Trail, die Zeit rennt. Ich gebe durchgehend vollgas, wirklich diesmal alles was geht. Hinter mir, Reifen an Reifen, Shane und Detlev. So geht das die letzten 6 km, totaler Wahnsinn, meine Lunge brennt.
Mit Fullspeed reiten wir direkt hintereinander am Leuchtturm ein.
Es ist 7:55. Alle lachen und schreien vor Glück, Abklatschen, Yeah!
Wir haben es geschafft in 8 Tagen, 23 Stunden, 55 Minuten. Oder so. Zielfoto, Telefonieren mit den Liebsten.
Wir hauen uns für 2 Stunden hin, dann macht der Tourikiosk auf, dort trinken wir 3 Bier und labern.
Nach ner Zeit verabschieden wir uns, die Beiden haben ihre Familien in der Gegend und fahren zu diesen, ich mit meinem Brummschädel weiß grad gar nix mehr mit mir anzufangen. Möchte nur noch schlafen.
Wie ein angeschossenes Reh suche ich mir ein Gebüsch an der Steilküste, hau mich in die Hängematte. Fühle mich wie ein Penner, unrasiert, stinkend, dreckig, weird.
Als ich nachmittags aufwache mit meinem Arenalinkater fühle ich mich Krank und Verfiebert. Die Insel macht mich fertig, ich weiß nicht wohin, bin unfähig eine Entscheidung zu treffen. Heule mich bei Anne am Telefon aus.
Ich gehe zum Ziel, dort kommen ja demnächst Anja und Fatih. Heureka, Anjas Mutter hat eine Wohnung gemietet und ich darf mit unterschlüpfen. Die Beiden fahren ins Ziel, dabei ist auch Peter, er hatte wohl seinen Tracker verloren. Nach kurzer Feier beziehen wir die Wohnung… endlich Duschen, rasieren, dann Burger essen. Ein Traum.

BTG Tag 09 – Race to the Ferry!


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260 km 1000 hm

Um halb vier Morgens fahr ich weiter. Jetzt fahr ich das Ding heim. Alle anderen schlafen noch, sagt mir die Tracking Site. Ich bin die Lärche und ich bin die Eule, so muss das.
Es geht über eine wunderschöne Heide mit einer wirklich quälenden Sandpiste. Echt nochmal zum Abgewöhnen. Sonne geht auf. Ich erreiche Himmelpfort. Zu früh für einen Bäcker..
Ein sehr nette älterer Herr, der grade Blumen gießt möchte mich mit Wurstbrötchen versorgen.. Aber ich hab ja schon auch den Rucksack voll mit sowas, hätte halt gerne meine 5 süssen teilchen mit 3 Kaffee.. Er gibt mir Wasser und erzählt von seiner Sportkarriere in der DDR-Liga. Wirklich eine sehr nette Begegnung. Beschwingt fahre ich ein Kaff weiter nach Fürstenberg, hier ist auch mein Bäcker.
Es gibt hier auch die frechsten Tauben Deutschlands.“Ick füttere imma die Piepmatzen (sie meint die Spatzen) mit die Körner aba dat mach ich etze nich mehr“ Besser ist das. Spatzen und Tauben teilen die selben Interessen.

Im Netto decke ich mich mit Riegeln ein, ich muss heut ohne Pause durchfahren. Meine Rechnung sagt, wenn ich nen 18er Schnitt fahre, komme ich vor 21:00 Uhr an der Fähre auf Rügen an, bevor diese schließt. Wenn ich das nicht schaffe, muß ich die letzten 25 Kilometer zum Ziel morgen früh um 6 fahren, im dümmsten Fall als Sprintrace gegen Detlev und Shane. Ich male mir die ganze Zeit aus, wie die beiden das wohl sehen, ob sie sich das geben wollen würden…
Noch 220 km bis zur Fähre.

Es geht jetzt auch schneller, ich rechne mir durchaus Chancen ein. Teilweise kann ich sogar durchgehend Kette Rechts mit hoher Kadenz fahren, 26 km/h gehen eine ganze Zeit lang, ich fliege über Waldwege und Nebenstrassen.

In Stavenhagen muss ich mir auf die Schnelle 3 Soljanka und 2 Kaffe reinpressen und weiter gehts. Shane und Detlev sind auch nicht grad langsam, aber stabil 3-4 Stunden hinter mir.
Ich habe mit meinen 26er Laufrädern einen strategischen Nachteil, mal sehen ob ich den durch Kraft kompensieren kann.

Dann kommt der Kummerower See. 2 Kilometer, 3/4 Stunde. Warum? Hier geht ein total Kräftezehrender Trail steil auf und ab, das Ding zieht mal so richtig den Schnitt runter. Dann kommt schonmal die erste Fähre, der Fährmann sagt: „erster werden kannste schonma nich, weeste oder?“ „Aber elfter! Auch gut oder?“ Gelächter.

Ab da kommt der Gegenwind. Aber so richtig. 12 kmh auf der Ebene und riesige Landwirtschaftliche Zugmaschinen mit 2-3 Hängern, die einen mit ihrem Windstoss fast umbügeln.
Langsam wird mir klar, ich schaffe es nicht zur Fähre vor 9. Ab jetzt müsste ich 22er Schnitt fahren und das ist schier unmöglich. Also kämpfe ich mich durch bis Stralsund.
Ich fahre rüber auf Rügen, hab mir via Google einen Griechen rausgesucht, bei dem ich fett essen will. Ich hab ja Zeit jetzt, meine Verfolger sind 4 Stunden hinter mir. Wir werden und so oder so morgen auf der Fähre treffen, egal was ich jetzt mach.
In Altefähr beim Griechen hau ich mir 2 gefüllte Steaks rein und nochmal gegrillte Auberginen oben drauf. Dann fahr ich im Dunkeln über die staubige Insel bis zur Fähre. Sehr windig hier.
Völlig schmerzbefreit und total Müde hau ich mich um halb 2 in einen ameisenbevölkerten Unterstand, Klamotten an, Schlafsack drübber. Das war der längste Tag meines Lebens.

BTG Tag 08 – Brandenburg hat auch Berge


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200 km 900 hm

6 uhr.. scheisse gehts mir schlecht. Ich schau auf den Tracker.. oh man dieser Detlev ist schon wieder seit über ner Stunde unterwegs. Die Gegend am Checkpoint ist bevölkert… Shane jagt Detlev, Peter ist direkt hinter ihm, dann Patrick, nur Big Apple (Anja) schläft anscheinend noch. Ich führe immer noch das Mittelfeld mit Platz 11 aber stabil ist das nicht.
Quälend gehts durch gerade Sandpisten. Aaaaah fick diesen scheiss Sand. Ich lass mich gegen 8 rücklings fallen und schlafe ne halbe Stunde.
Später ein Radweg. Eeendlich. Kette rechts, Arme in den Lenker und auf nach Fürstenwalde. Hier sollte es doch was zu Essen geben.
Der Bäcker macht grad zu, gerade noch 2 teilchen geschnappt und dann zum Döner nebenan. Döner Döner Döner. Ich hab kein Bock, aber er hat Burger. Ich nehme 2, diese Fettigen Dinger werden mich über den Tag bringen. Extra Majo. Extra Fett. 3 Ayran hinterher und Gas.
Dies ist wirklich ein verbissener Tag, ich steigere mich zu viel rein in meine Verfolger und in den Gedanken, meinen Platz zu halten.
Rund um Berlin wird es voll mit Leuten. Zwar mittlerweile sehr schöne Trails aber viel zu viel los, völlig inkompatibel wenn hier Leute mit Hunden und Kindern unterwegs sind und dann so ein verrückter Spinner mit Gepäck auf der Flucht ist. Ich fühle mich nicht so gut, irgendwie Outlaw.
Hinter Erkner wirds wieder ruhiger, aber jetzt kommt das Tal der Mücken. Eigentlich ein sehr schönes Tal, der Weg teilweise ordentlich auf und ab. Naturschutzgebiet, es liegen ständig Bäume quer. Schon anstrengend, aber ok, so ist das. Aber die Mücken…. kaum hältste an, fessen sie dich auf. Also immer weiter, bloß nicht anhalten…
Irgendwann völlige Erschöpfung. Scheiss auf Mücken scheiss auf Verfolger… Powernap.
Wahnsinn was der Körper aushält, nach ner halben Std. kann ich wieder Vollgas geben. Eigentlich hab ich nur Schlafmangel, ansonsten bin ich mittlerweile top eingefahren.

Bei Niederfinow am Schiffshebewerk esse ich ein gar nicht mal so gutes Eis. Eine Bier trinkende Familie mit leicht simplen Charakter reicht mir Wasser aus dem Garten. „Wo will er denn hin?“ „Nach Rügen“ „Rügen? da musste da lang!“ „Danke! Vielen Dank!“

Später am Grimmitzsee, halb 9, ein Strandlokal. Habd ihr was zu essen? „Küche schließt um halb 9“ „Aber das ist jetzt“ Chefin erbarmt sich, ich bekomme eine doppelte Soljanka. Oh man ist die gut, die wird mir noch lang helfen. Noch ein Weizen und ein netter schnack mit 2 älteren Herren mit Reiserädern und weiter im Dunkeln. Sandpisten, Hangars. Ein Dorf. Halb 2 Uhr Nachts.
Ich dachte ich mach durch und fahr bis Rügen aber ich brauch Schlaf. Lege mich ohne Hängematte einfach so mit Klamotten im Schlafsack auf eine Bank.

1 Stunde später. direkt über mir: SIRENE. Scheisse ist das laut.
Plötzlich rennen Leute durchs Dorf, springen ins Feuerwehrhaus und fahren mit der Leiter davon.

Jetzt wäre der Zeitpunkt gut, weiterzufahren. Ich entscheide mich aber fürs weiterschlafen.

BTG Tag 07 – Sachsen – Tschechien – Polen – Brandenburg


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200 km 1500 hm

Brr es ist wirklich scheisse kalt. Schnell hoch und raus hier aus diesem Tal, dessen Fluss auch noch Schwarzbach heißt.
So, ab heute bin ich voll im Racemode.
Deshalb werde ich auch keine zeit mehr haben, zu bloggen. Ich will diesen 11. Platz halten.

Detlev, der Frühaufsteher nähert sich schon wieder bedohlich. Anja schläft noch auf CP3. Vor mir ist Andrew, aber mittlerweile fast unerreichbare 100 km weg. Den bekomme ich nur, wenn er Probleme bekommt, rein tecchnisch hole ich ihn nicht mehr ein.

Mist, wo jetzt frühstücken? Es wird lang nix größeres kommen. Ich könnte einen Abstecher nach Neustadt in Sachsen machen, 3km vom Track weg.
Natürlich gehts dorthin 12% bergab. Diese Nummer kostet mich eine halbe Stunde.
Neustadt in Sachsen – hier ist die DDR noch deutlich zu spüren. Der Bäcker hat wenig Auswahl, alle stehen brav in einer Reihe Schlange mit ihren Mausgrauen Sandaletten. Als Antworrt sagt man nicht ja, sondern „Nu“. Süsse Teilchen? „Pfannkuchen“ hätten wir noch. Ich schaue wie ein Schaf. Pfannkuchen? “ Na Berliner“ Ach. Krapfen? „Nu“ 3 Krapfen, 2 Kaffee. Ich nehme to go, denn Detlef kommt näher. Frühstücken muß er wohl auch nicht, das beunruhigt mich. 😀
Es geht weiter durch ein Stück Tschechien, deren „Nordkap“. Hier hatte ich auf den 1000miles den fürchterlichen Grenztrail zu bewältigen, 20 km unfahrbare Wurzelwege. Aber hier gehts angenehm auf Nebenstrassen und Waldwegen, ich bin sehr dankbar. Schiebe mir alle halbe std. einen Krapfen rein.
Wieder in Sachsen kommen nochmal ein paar richtig dreckige kleine Anstiege, zum Abgewöhnen. Steilhang Rad hochstemmen, Cherusker-Style. Dann wirds flacher, Mittagszeit naht und ich erhoffe mir im nächstgrößeren Ort einen Braten oder irgendsowas deftiges.
Hochkirch/Bucegy. Ich bin im Sorbischen. Es gibt hier 4 Wirtshäuser, alle zu. Einwohner mit schlechten Zähnen sagen mir, die haben alle dauerhaft zu, nix geht mehr. Ich soll doch zum „Dönermann“ an der B6, wo die LKW stehen. Also gut, wieder Döner. Verlier ich wenigstens nicht viel Zeit.
Ab jetzt wird es etwas trostlos. Ich beschäftige mich viel mit meinen Verfolgern auf der Tracking-Site, schon komisch, was so ein Rennen mit einem macht. Das ist auch eine völlig neue Art zu racen, einerseits mit sich selbst alleine in weiter Flur, andererseits das Handy am Cockpit zu haben, wo man genau sieht, wo wer gerade ist, ob er/sie Pause macht und über die Tage hinweg was für einen Rhytmus diese haben. z.B. scheint Detlev einigermaßen stabil zu fahren aber hinter ihm ist Shane, der bedrohlich aufschließt. Langfristig könnte er ein gefährlicherer Renngegner sein.
Es treibt mich an, ich erreiche Bad Muskau und bin schwupps in Polen. teils sind die Wege hier sehr zäh, holperig und sandig.. ich bin ja mehr der Bergmensch und diese flachen Passagen, die trotzdem nicht schnell gehen können mich schon sehr fertig machen.
Die Sonne steht schon steil und ich bin wieder in Deutschland, Auf dem Damm der lausitzer Neiße geht es richtig flott voran. CP3 liegt vor mir, ich führe nach wie vor das Mittelfeld an, stabil auf Platz 11. Gas Junge, gib Gas.
Checkpoint 3 ist eine riesige Mining Operation. Im Hintergrund ein Braunkohle Kraftwerk, direkt vor mir Quadratkilometerweise Mordor. Völliger Wahnsinn, mir war diese Dimension zwar theoretisch bewußt, aber das mal live zu sehen ist schon nochmal ne andere Nummer. Ich zieh mir 20 Minuten den kakophonischen Lärm der Risenmaschinen rein, dann heiz ich im Sonnenuntergang weiter durch Fichtenwälder, die schon befestigte armierte Schneisen in sich haben für die nächsten 10 Jahre Braunkohleförderung.
Irgendwann in der Dämmerung erreiche ich einen See, ich springe rein. Die erste Wäsche seit Basel. Anscheinend läuft grad Fussball, irgendwas mit Kroatien. Auf den umliegenden Camipings wird gejubelt. Ich heize weiter durch endlose Geraden, die fiesen Sandpisten fangen an. teils wie Tiefschnee.
Nachts um 2 beim nächsten See schlage ich mein Lager auf.

BTG Tag 06 – Osterzgebirge-Elbsandstein


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172 km 2600 hm

Morgens halb 6, es regnet und hat ordentlich abgekühlt. Anja fährt vor, ich muss noch räumen. Ich zieh alles an, was ich habe, schlottere die 50 hm zum Gipfel und stehe in einer Nebelwand. Was für eine Aussicht.
Die Abfahrt im Regen ist so, naja, irgendwie bin ich noch nicht auf Spur. Unten im Tal der Ort Bärenstein. Ein Netto mit Bäcker. 3 Kaffee, 5 Süsse Teilchen. Anja ist schon da, Detlef schlägt auch auf, er hat oben am Gipfel übernachtet und sich dort ein bissl verkühlt.
Anja und ich fahren los, langsam läufts wieder. Regen hört langsam auf, aber der ganze Vormittag bleibt neblig. Irgendwo in einem kleinen Ort nahe der tschechischen Grenze treffen wir eine sehr nette Bäckerin, sie macht uns lecker Kaffee und Kuchen. Sie erzählt von den anderen Fahrern, z.B. dieser eine schnelle Franzose, der hier vor 2 Tagen aufschlug. Er hätte wohl ganz schnell ganz viel gegessen, telefoniert, mit ihr geschnackt und sofort vollspeed weiter. Und vor einem halben Jahr, da wäre ja ein Benjamin vorbeigekommen, ein soo netter Junge und er studiert Theologie…. irgendwie wusste die Dame wirklich alles. Stellt sich raus, sie meint Benni, mit dem wir knapp 2 Tage gefahren waren. Er hatte die Tour ja schonmal in Gegenrichtung auf eigene Faust gemacht. Benni hatte übrigens diesmal hinter Bayreuth abgebrochen, weil er meinte, es nicht in seinem Zeitbudget von 9 Tagen zu schaffen. Ich war da ja immer anderer Meinung, aber es wird ihm schon so gepasst haben.
Langsam klart es auf, wir erreichen Olbernhau-Grünthal. Mittagstisch, Perfekt. Und endlich mal ein geiler Laden, es gibt wirklich leckere Burger. Mein Burgerbrötchen ist rot, es gibt auch noch schwarze und gelbe… irgendwie muss das mit diesem Fussball zu tun haben, richtig? Ich hab Zeit, zu bloggen. Detlef fährt vorbei, fährt weiter. Er hat seinen eigenen Auftrag, will es in 9 Tagen schaffen, weil seine Familie dann in Rügen aufschlägt.

Nach dem Essen kickts mich, ich werde ganz hibbelig. Voller Energie fahre ich Anja davon. Sie schnupft mich an den Anstiegen nicht mehr, wie sonst immer. Es folgen mehrere Höhenmeterprojekte.. 200, 150, 250. Tschechien. Zinnwald/Cinovec. Hier oben ist eine phänomentale Aussicht, ich sehe 200 km weit zu den vielen Vulkankuppen in Tschechien, die Anne und ich leztes Jahr von der anderen Seite aus gesehen haben.
Außerdem fahre ich jetzt teilweise auf bekannten Pfaden, die Strecke geht immer wieder mehrere km zusammen mit der 1000miles-Route.
Wunderbare Bilder im Abendlicht. Schnelle und super flowige Abfahrten. Ich geb mal wieder vollgas, abends kommt immer MEIN Lauf. Ich nähere mich Panenska, dieser kleine Ort mit 3 Häusern, wo ich letztes Jahr nachts am Lagerfeuer so gut versorgt wurde. Es ist Freitag abend, ob die wieder da sind? Ich würde im Kreis springen vor Freude.

Leider ist Panenska verlassen. Ich mach ein Foto und heize weiter.. bekomme auch langsam ein Wasserproblem. Zwar konnte ich mir in einer Hütte ne Wurscht und ein Bier ziehen, aber anscheinend ist hier in den tschechischen Bergen Leitungswasser nicht trinkbar.
Ha! Trailmagic.. im letzten tschechischen Dorf gibts einen Trinkbrunnen. Gerade recht. Sonne geht unter, weiter gehts, ich bin im Elbsandstein und Checkpoint 3 ist kurz vor mir.
Wirklich schade, daß ich im Elbsandstein bei Nacht fahren muss, aber ich habe noch für bestimmt 6 Stunden Energie. Egal, hier komm ich eh nochmal her. Der Weg wird rumpeliger, Ich sehe auf dem Tracker, daß Detlef am Checkpoint ist und da anscheinend auch bleibt. Das ist interessant, dann kannnn ich mir einen sauberen Vorsprung erarbeiten heute nacht.
Ich sag Hallo am CP3 und zieh weiter runter zur Elbe. Bad Schandau wäre ein gute Frühstücksort gewesen, hilft aber nix, mal schauen wo ich morgen bleibe. Noch 2 Stunden ein Tal hoch bis zu einem wirklich ranzigen Shelter am Fluss, ich weiß daß das kalt werden wird. Ich bekomme Glückwunsch SMS von Andy, daß ich grad auf Platz 11 bin und durchziehen soll bis top 10. Mal sehen. Vor mir ist Andrew mit einem CX Bike, 60 km weit weg. Eigentlich unschaffbar, ihn zu schnupfen.
Bleibt spannend.

BTG Tag 05 – vom Fichtelgebirge zum Fichtelberg


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147 km 2600 hm

Nachts rennt fast ein Reh in mich rein. Anscheinend hänge ich in einem Wildpfad.
Verartztung hat geholfen, ich werde den ganzen Tag im Sattel sitzen können. 2km rein nach Gefrees, es ist kurz nach 6. Auf dem Tracker sehe ich, daß Anja in einer Hütte am Sportheim rumhängt.
Wir suchen einen Bäcker und finden beim Rewe. Ausgiebiges Fress, Kaffee und Beautyprogramm, dann frisch und fit hoch auf den großen Waldstein und weiter durchs Fichtelgebirge.
Wir treffen mehrere Male auf wirklich seehr nette und interessierte Leute. Ein Förster, 4 Waldarbeiter später richtung Dreiländereck die „Resi“ eine Wirtin, die uns aber gerade kein Essen machen kann, weil sie weg mus, gibt us aber Wasser und Süßes.
Am Checkpoint 2 – Dreiländereck (Sachsen Bayern Tschechien) 3 nette Herren, diefür uns ein Foto machen, dann rein nach Tschechien. Es ist sauschwül, dicke Wolken ziehen auf, gleich krachts. Wir müssten auch bald was essen, Hranice hat nichts für uns, also auf nach Adorf, wieder in Deutschland. Nachmittags um halb 3 hat nur noch ein Döner offfen, aber Salat und Pizza mit viel Ayran taugt mir auch. In einer Eisdiele sitzen wir den Regen aus und ich blogge.
Als es weiter geht, schlägt Detlef auf, wir fahren 2 km zu dritt aber ich hab so einen Lauf, daß ich alleine davonziehe. Ich heize durchs Vogtland und den ersten Kamm im Erzgebirge. ca 35 km ohne Pause. Irgendwann auf knapp 1000 Meter schlägt sofort ein Brett Müdigkeit ein und ich mus anhalten. Die Riegel, welche Anne für mich gebacken hat, wirken Wunder, wie diese Lembas bei Herr der Ringe. Ich will sie spontan anrufen, aber sie geht nicht ran.
Also weiter, Kette rechts. Lange schnelle Abfahrt. Johanngeorgenstadt. Das tschechische Nachbardorf direkt an der Grenze wirkt wie aus einem Film vonTarantino. Bordelle, komische Läden, überall kaputte Paletten… Tumbleweed. Niemand auf der Straße.
Ich weiß, vor mir liegt der Fichtelberg. Höchster Berg der Tour, 1200 Meter. In einem Straßenlokal am Dorfrand tanke ich Wasser, es ist halb 8 abends. Ich hab ein 650 Höhenmeter Projekt vor mir, aber das wird jetzt durchgezogen.
Die Auffahrt ist leichter als gedacht, der Vorberg ist komplett auf Sahneasphalt und geht sich problemlos… was eine Ruhe, niemand hier .
Es wird dunkel, ich fahr mit Scheinwerfer bis ins Bergdorf auf 1000 Meter, wo ich nochmal Wasser hole. Ich sehe Lichter, Anja und Detlef sind mir gefolgt. Anja ist gut drauf, will mit mir hoch, Detlef möchte im Dorf bleiben, Wir fahren die restlichen 150 Höhenmeter bis in ein Shelter kurz vorm Gipfel. Morgen werden wir uns eine viertelstunde warmfahren können, bevor es dann kalt runter geht.
Insgesamt nicht viele Kilometer geschafft, aber 3 große Bergetappen. Ich hatte mehr Respekt vorm Fichtelberg, da ich seinen Nachbarberg den Clinovec von den 1000Miles her kenne und dieser mir damals mehr zu schaffen gemacht hat. Auch gut.

BTG Tag 04 – frängische & frängische


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180 km 2150 hm

nach einer warmen Nacht in der Hütte wache ich mit Sonne im Gesicht aber dickem Kopf auf. Außerdem ist mein Hintern geschwollen und ich kann nicht wirlklich aufs Fahrrad sitzen. Im Stehen fahren wir nach einer kurzen Diskussion ins Dorf hinter uns, in der Hoffnung, daß ein Bäcker schon so früh um halb 7 offen hat, denn vor uns würde jetzt lange nichts mehr kommen. 4 süsse Teilchen, 2 Kaffee, frischmachen und los. Es geht über die fränkische Höhe angenehm schnell und auf den geraden haben wir viel zeit zu dritt zu quatschen. Benni erzählt von seiner Bachelorarbeit und es wird philosophisch. Danach haben wir die Probleme der Welt ausgiebig gelöst. Meine noch nicht, denn ich habe ständig Nasenbluten, schon seit 2 Tagen, aber es kommt immer wieder aufgrund der Trockenheit. Außerdem tut mir der Hintern weh.
Kurzer Halt an einer „Milchtanke“, ich lasse mir einen Käse aus dem Automaten, der mir abends hinter Bayreuth noch den Arsch retten wird.
Wir haben einen ganz guten Lauf, das Gelände ist gutmütig, rein gehts nach Erlangen.
In der Innenstadt wollen wir was dickes Essen. Ich hab das Gefühl, ich habe abgenommen und muss deswegen 2 Portionen essen. Später werde ich das bereuen.
Ein Fan taucht auf, er verfolgt das Rennen via Internet. Lustig, damit hätte ich nicht gerechnet.
Die Weiterfahrt wird hart. Ich bin richtig im Arsch, die Hitze drückt und das Essen, das gar nicht mal so gut war, will sich ständig in Erinnerung rufen.
Wir fahren in die fränkische Schweiz hoch, leider ohne Schatten, so daß ich immer krasser abkacke. Ich lege mich unter einen Baum und laß die anderen fahren. 1 Stunde Schlaf, dann langsam weiter. Pflaumen, Kirschen. In Ebermannstadt Biergarten und ich Blogge. Das dauert seine Zeit, so daß mich irgendwann der Hafer sticht und ich richtig stress bekomme, vor allem weil ich am Leaderboard sehe wie Leute an mir vorbeifahren. Also schnell Nachschub im Edeka und dann vollstoff los. Langsam (18 uhr) gehts auch wieder von der Hitze. Ich heize das Wiesenttal in den Wäldern rauf, immer wieder mit Taschenduch in den Nasenlöchern. Es geht weiter ein anderes Tal hoch, dann auf eine Höhe mit zapfigem Anstieg. Ich bin wieder da, werde immer schneller. Freue mich sehr über meine breite Aerolenkerkonstruktion, ich kann im stehen mit Arme vorne Druck geben, trotz Schlaglöcher Schotterpiste.
Später Radweg nach Bayreuth. Immer noch Satt vom Mittag, ich will da einfach durchheizen und schaun wie lange ich komme. Sonne geht unter, ich bettle nochmal an einem Garten nach Wasser, dann gehts den Berg hoch auf einen Golfplatz. Im letzten Restlicht esse ich Vorräte auf, Käse, Knacker und Laugenwecken. Und viel Salz, zum Glück habe ich diese Dose Salzkristalle. Ich sehe ein Licht auf mich zukommen. Es ist Shane, der Brite. Lustiger Kerl, wir schnacken, er fährt weiter, ich esse weiter. Den werde ich mir noch schnupfen, ich kann noch stundenlang fahren. Also los.
Diese Nacht ist perfekt zum Gas geben, es geht primär auf Asphalt durch irgendwelche Dörfer… kein Mensch, kein Auto, nur ich, die Grillen und mein Keuchen.
Goldkronach, Bad Berneck. Ich möchte bis Gefrees, zum Fuß des großen Waldstein. Dann kann ich morgen da Kaffe trinken, bevor die Bergetappen kommen. Berg kündigt sich schon an, das letzte Stück wird tough. Ich checke die Trackerkarte, Shane und Benni habe ich anscheinend an ihren Lagern überholt, Big Apple (Anja) scheint in Gefrees zu hängen. Ich bin der Einzige in der Gegend, der noch fährt. Es geht bis halb 2, dann finde ich kurz vor Gefrees im Fichtenwald ein gutes moosiges Plätzle, wo ich mir im Licht meines Scheinwerfers erstmal den Hintern verarzten muss. Die letzten 20 Kilometer fuhr ich eh nur noch im Stehen mit schwerer Singlespeedpace.
OK, der Hintern.. ich möchte nicht ins Detail gehen. Zum Glück hab ich Betaisodonna dabei, aber leider kein Desinfekt. Dafür Schnaps aus dem obligatorischen BTG-Flachmann.

BTG Tag 03 – richtung Franken


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170 km 2500 hm

nachts kam noch Peter, ein Iditaroad-Veteran (legendäres Rennen in Alaska. Am nächsten Morgen noch Jann, dann zu viert ins nächste Dorf zum Bäcker. Dort ein großes Gelage mit Holger und Andrew. Wir stellten fest, daß wir anscheinend das Mittelfeld anführen. Die Spitzengruppe verteilt sich weit vor uns.
Den ganzen restlichen Tag fahren ich mit Anja, wir haben heute ungefähr das gleiche Tempo – sie bergauf schneller, ich bergab, also schleift sich das ein. Wir quatschen viel und fahren durch die Wälder nach Aalen. Dort ein ausgiebiges richtig geiles Mittagessen, viel Salat und ein Flammkuchen. Ich habe endlich mal Zeit, meine Blogposts zu schreiben.
Heute war mein Plan wahnwitzige 220 zu schaffen, aber es ist klar, daß sich das nicht ausgehen wird, bis Erlangen. Wir peilen die 170 an.
Benni kommt zum Esstisch dazu, er überlegt, aufzuhören, weil er meint, es wohl nicht in 9 Tagen zu schaffen und mehr Zeit hat er nicht. Ich bin der Meinung, es ist schcon zu schaffen, wenn alles klappt. Er freut sich, eine andere Meinung zu hören, er war den ganzen Tag alleine unterwegs und hat sich so seine Gedanken gemacht.
Anja und ich fahren weiter, sie quietschfidel, ich ein bissl durch vom Essen und der Hitze. Später läuft es wieder und wir schrubben einige km. Das Gelände wird immer leichter gerade.
Irgendwann fallen wir in ein Hungerloch und essen irgendwo am Wegesrand Reste auf. Benni schließt auf und wir fahren zu dritt den ganzen Abend weiter.
Abends ab 19 uhr wenn es kälter wird, bekommen wir einen Lauf und es geht richtig schnell zur Sache.
Lange Geraden durch die Wälder in Aerohaltung. Wir kommen nach Franken, goodbye Bawü. In schillingsfürst ein Hefeweizen und dann weiter. es wird dunkel und Benni möchte sheltern, Anja und ich wollen weiter, weil läuft grad. Eulen vs. Lärchen. Benni fährt weiter mit, wenn auch nicht ganz zufrieden mit der Sache und Anja zieht uns bis auf die kapp 170 km bis ca 23 30
Wir finden ein gutes Shelter, ich häng die Matte auf und dann waren da noch die komischen Hubschrauber, die da einfach 200 Meter vor uns mit Lichtscheinwerfer irgendwas absuchten. Strange.

BTG Tag 02 Schwäbische Alb


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167 km 3300 hm

Kurz harter Start, auf 900 Meter wars recht kalt. Bald ein Landmetzger, dort wars sehr lustig, denn nach und nach Trudelten Rider ein und es gab Schnack, Kaffe und Woschd.
Dann hoch auf die Schwäbnische Alb SPEKTAKULÄR! Endlose Trails an der Abbruchkante der Alb, sehr flowig und Aussicht ohne Ende.
Checkpoint 1 mit Blick auf Burg Hohenzollern, dann weiter auf Trails.. Ich bin froh über meine Federagbel.
Weiter über höhenwege und durch sehr nette Dörfer, immer wieder Blick auf Vulkankegel.
Insgesamt eine harte Tour mit vielen Höhenmetern, aber fast immer fahrbar und flowig. Sehr guter Tag mit vielen guten Zufällen.. zB nette Gespräche am Dorfbrunnen mit älteren Herren, oder aber sowas wie „ich muss jetzt aber unbedingt scheissen“ und zack: da ist ne öffentliche Toilette mitten im Wald, yay.
Später am Abend gehts die „Teck“ hoch, langer Aufstieg und oben holt mich Anja wieder ein. Sie ist bergauf schneller als ich, aber anscheinend Faul?:D ich dachte, sie wär vor mir. Wie fahren wieder 2 Stunden zusammen, schnelle Wege über die Hochebene, wir reissen noch richtig km.
Zum schluß nochmal eine Packung 1000miles: Sausteil, unfahrbar, schieben eine qual. Aber dann das rettende Shelter. Gut, diesen Berg heute noch gemacht zu haben, zum Frühstück wärs ein scheiss gewesen.
Fazit: schnell, hart, flow, wieder genau im Plan.

BTG Tag 01 Rhein Wutach Bienen


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198 km 2500 hm

Text folgt noch, in aller Kürze: Geil schneller Start mit 70 Leuten, hab mich gleich vorne ran geschmuggelt, eine Zeit mit Morgan geheizt, dann mit Anja und Benjamin und größtenteils immer zw. 12 und 20 geblieben.
Sehr cool am Rhein, die Wutach hoch und dann duch eine tiefe Schlucht das Bike hochgetragen, viel Hitze, ganz tolle Landschaft und nette Mitfahrande.
Größeres zusammentreffen bei km 120 an einer Imkerparty mit viel Kuchen und Brotzeit.
Bin gefahren bis 24 Uhr, letzte 2 Stunden mit Anja, bin dann aber hinten abgeblieben und meine letzte halbe Stunde war hart, bis der passende Pennplatz kam. Hängematte an Bäumen ohne Harz war grad schwer zu finden.
Tagesfazit: nur Geil, Hörner abgestossen, Kilometerplan erfüllt. Tiptop

BTG Tag 0 minus 1 – Damm demmeln bis Basel


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125km

Super geschlafen, kein bisschen kalt und das ohne Isomatte. Die Sonne weckt uns. Wir fahren in den nächsten hübschen Ort und frühstücken. Nach unseren Dammerfahrungen gestern, versuchen wir den Rhein erstmal zu vermeiden. Nächster Ort: Rust. Der berühmte Europapark. Crazy. So groß wie der Ort. Die Menschen pilgern. Crazycrazy. Kurz Rhein, dann noch ein Ausflug ins Landesinnere. Wir streifen den schönen Kaiserstuhl. Und finden das Obstparadies und klauen die besten Kirschen der Welt. Dann gehts wieder an den Rhein. Dammdammdamm, eintönig, es wird schon früher heiß als gestern. Ich kreislaufe und daher beschließen wir, ein Stück den Zug zu nehmen – bis Weil- und nur noch die letzten 15 km durch Basel zu fahren. Ich bin sehr froh. Gesagt getan. Noch schnell für die Grillerei am Abend eingekauft, mit dem Regionalexpress hingetuckert und dann durch das sehr hübsche Basel gefahren. Am Fluss war die Hölle los, im Rhein wird gebadet, auf dem Weg werden wir von einem jungen Kerl angeschnackt, der auch bei der Tour mit fährt. Bikepacker erkennt Bikepacker… Wir kaufen noch Bier (im angeblich besten Supermarkt Deutschlands. Hieber. Die Bierauswahl war schon mal gut, das selbstgebraute ebenso) und dann gehts zum Treffpunkt: ein Freibad, in dem ein großes Stück für uns zur Verfügung steht. Die Hängematten werden ans Rheinufer gehängt und wir schnacken ein bisschen. Ca. 40 – 50 von den Angemeldeten sind schon da. Schwer international: neben Deutschen und Schweizern, auch Tschechen, Polen, Esten, Franzosen, Ami, Israeli etc. Crazy. Natürlich mehr Kerls, ein paar wenige Mädels. Insgesamt eher 30 / 40 +, bis in die 60. Die Fahrräder werden mehr taxiert, als die Fahrer, Fachsimpelei, wer hat schon welche Tour gemacht. Alle gut drauf, aber es wird früh geschlafen, denn wir müssen um 6.30 raus aus dem Schwimmbad und alle sind eh auch ein bisschen aufgeregt.

BTG Tag 0 minus2 – Wiesbaden ääh Karlsruhe gen Basel


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100 km

Halb 6, der Wecker klingelt, die Räder sind gepackt. Schnell zum Bahnhof. Fast hätten wir noch den Zug verpasst, ich hatte den Helm vergessen… 2x umsteigen, dann sind wir in Karlsruhe und haben in 2 Tagen „nur“ knapp 240 km nach Basel, wo Petes Bikepacking Transgermany startet. Aus Karlsruhe raus und zum Rhein geht supereasy, durch viel Grünfläche, am Fluss entlang. Chapeau. Und dann gehts immer am Rhein entlang, beeindruckender Fluss. Erst mal sehr schön schnörkelig, durch nette Dörfer, mal am Damm entlang. Drüben winkt Frankreich. Getrieben von der frankophilen Grauel kreuzen wir über eine schwerbefahrene Straße und fahren dann recht tröge knappe 20 km bis zum nächsten Ort. Hier gibts Mittagessen: Quiche lorraine und Wurstsalat. Sehr lecker. Dann nehmen wir die Fähre zurück (umsonst) und fahren in Deutschland weiter. Viel Damm, das finden wir erst super, irgendwann rädert es uns und wird ohne jeden Schatten bei 30 Grad auch gut heiß. Aber so ist es und die Hälfte wollen wir heute schon machen. Aber dann bin ich platt und suche händeringend bzw. Verzweifelt demmelnd einen Schlafplatz. Weg vom Damm findet sich eine etwas versteckte Obstwiese. Perfekt. Mit Storch. Mit Esel. Die anfängliche Mückenplage bekommen wir mit reichlich Antibrumm in den Griff. Schnell was essen. Gute Nacht.

BTG Tag 0 minus3 – Rad gepackt

Es ist halb 3 uhr nachts, ich muss um 6 aufstehen daher nur kurz und bündig.
Die Räder sind perfekt gepackt, morgen früh gehts los mit dem Zug nach Karlsruhe, dann gemütlich den Rhein runter in 2 Tagen bis Basel.

Tag 26 – Zwischen dem Regen

Nachts regnets, morgens regnets. Gründlich. Was ist eigentlich los mit diesem ach so heißen Andalusien? Ich schlaf also aus, schließlich hab ich heute nicht viel vor. Schuhe an, Rucksack auf, am Strandrand entlang, fast ein bisschen Weg, dann bleibt die Wahl zwischen Straße oder Strand. Ich nehm wen möglich den Strand. Ein zähes Stück rund um Atlanterra. Aber hier stehen ein paar Hüttchen (leer) – mein liebes Lieschen…. die zweite Atlantarrabucht auch durchschritten geht’s hoch zum Leuchtturm. Kurz, aber steil. Oben treffe ich die ersten Menschen des Tages – in 50 m Entfernung. Dann geht’s über einen entzückende Nudisten-Strand (keiner da) gen militärisches Sperrgebiet, wo die Wegführung – wie immer – etwas zu wünschen übrig lässt. Ich entscheide mich (warum auch immer) gegen die Umrundung der Halbinsel und irre erst mal ca. ne Stunde durch diverse Dickichte, Trampelpfade oder annäherendes, Flußläufe, Ziegenpfade. Alles ausser klar, Gps weißt ein grobe Richtung. Aber dann kommt auch hier ein schöner großer breiter Weg und das war’s auch schon an Abenteuer. Kurz bergauf, dann bergab, da ist diese große Düne (’n Haufen Sand halt), die römische Ausgrabung und ich such mir lieber schnell eine Unterkunft (schwierig genug, da alles zu), denn der nächste Regen droht schon – und kommt. Holla, wird das schnell nass. In Bolonia bin ich übrigens. Klitzeklein, eine kleine Ansammlung Häuser und ein bisschen Infrastuktur. Einen Bankautomaten haben sie schon mal nicht. Ach, und ich glaube, ich kann Afrika schon sehen…

Tag 25 – Steilküste, Müll, Meer

Meine Übernachtung war nah am weiterführenden Weg, aber nichts desto trotz geh ich noch mal zum Surferhotspot Las Dunas zum Frühstück. Auch hier und jetzt: quasi keine Menschen. Das ist also Off-Season und das bleibt so. Gestärkt geht es an die Steilküste. Die Wegfindung ist fürs Grauelchen schwierig. Ich folge diversen mal mehr mal wniger trampeligen Trampelpfaden (manchmal ganz schön nah, schmal und holprig am Abgrund, ziegig-steil und durch viel stacheliges Ebbes von Ginster bis Wacholder durch, mannshoch) und ich denk die ganze Zeit: das ist ja ein krasser Weg. Ich bin verdammt froh, dass vor mir ein spanisches Paar läuft, die mit gefühlter Sicherheit voranschreiten. Ich folge. Irgendwann finden wir gemeinsam raus, dass wir noch einmal durchs dichte Dickicht müssen und da ist dann der fix eingezeichnete, idyllisch, breite Pfad durch Pinien oder was der Geier was. Vorbei das Abenteuer, ein bisschen langweiliger, immer noch schön und endlich wieder die geplanten 4 km/h… Und so ist man dann schnell am Ziel- Torre, oben auf der Steilküste und auf einmal fühlt sich alles touristisch, leicht begehbar und somit fast schon ein bisschen beliebig an. Ich folge dem kollektiven (vielleicht 15 Menschen, aber das ist für mich gerade echt ne Horde) Taptap und lande in Barbate. Hier wollte ich ursprünglich nächtigen. Aber nein. Barbate fehlt es völlig am bisher erlebten Surfer-Charme. Ausserdem wird’s grad grau und die Häuser haben mehr als 3 Stockwerke. Ein Nogo. Also beschließe ich weiter zu laufen nach Zahara. Auf dem Weg raus aus Barbate, sehe ich doch noch ein bisschen Altstadt, die nett ist (aber zu spät), dann geht’s über den Fluss mit den Schiffsbauern, durchs Marschland, an der Straße lang ubd mit ganz schön viel Müll. Ob’s jemals wieder schön wird? Ja, wird’s. Ich bin froh, als ich entdecke, dass ich die Straße verlassen und dem Strand folgen kann. Der ist erst noch struppig, dann wird er toll, quasi so wie gewohnt. Breit, sauber, einsam. Ich laufe, laufe, laufe, mal einfach, mal mit viel zu weichem Sand, dann kommt das schöne Zaharra de los Atunes. Einer der Hotspots für Thunfischfang (schon bei den Römern, sagt man). Heute ist es auch ein sehr netter Tourismushotspot, es gibt unendlich viele Bars, Restaurants, Kneipen, tolle kleine Läen. Aber die Saison bleibt schlecht gewählt: die Hälfte von allem hat zu, die andere Hälfte ist max. zu 10% gefüllt. Und das am Freitag! Ok, halt kein Halligalli, noch gut essen und dann regnet’s eh. ich komm hier noch mal her, wenn temporada ist.

Tag 24 – playaplayaplaya

Der neue Plan für die letzten Tage ist da: (danke Pete, danke Nils) Wieder laufen, von (nicht Cadiz, da ist erst mal hässlich) Conil nach Tarifa. Bus nach Conil (sehr nettes Örtchen) und dann am Strand lang bis Los Canos de Meca. Ist das der Hammer -strand strandstrand, feinster Sand, breit, leer, Meer, Wellen, Dünen (Hinterland übrigens gerade grün). Ich laufe den ganzen Weg barfuss. Erinnert an Sylt, nur dass die (wenigen) Häuser hier weiß sind und nicht reetgedeckt. Im Laufe des Tages wird der starke Wind stärker. Der gemütlliche Strandspaziergang somit etwas tougher, den Leuchtturm in canos sehe ich lange, der Weg zieht sich, mein Besuch bleibt kurz – so weht es hier. Es freuen sich die Unmengen an Surfern und Kitern. Auf dem Wasser ist schwer was los. Was ne Freude zu zu sehen – wenn man ein windstilles Plätzchen findet. Ansonsten ist in Canos de Meca heute eher gar nichts los: fast alles hat zu, in der Saison ist es hier vermutlich ziemlich paradisisch. Und ein bisschen Paradies finde ich doch auch noch: erst eine kleine Butze, die Weine bzw. Sherrys anbietet. Supergemütlich (allerdings bleibe ich der einzige Gast) und dann noch ein hervorragendes Restaurant. Ich mag die spanischen Tresen, insbesondere in Restaurants, an die man sich so gut alleine zum Essen setzen kan und ein bisschen plaudern kann, wenn man will. Es bleibt ein Sherry-Abend, sollte mehr getrunken werden.

Tag 23 – fast rundrumum Cadiz

Ich hab mich schon wieder verdallert, daher kommt der Cadiz-Tag kürzer als ihm gebührt…. Morgens in den Zug in Sevilla, ab ans Meer. Endlich wieder. 1,5 h dann kommt mein Zug in Caiz an – dahin fährt er am Ende über ein schmales Band, das die ehemalige Insel mit dem Festland verbindet. Der Bahnhof ist gleich an der Altstadt. Bevor ich mich aber mit Bleibesuchen beschäftige: ans Meer, Frühstücken. Ist das schön. Der perfekte Tag. Eine Bleibe ist schnell gefunden, dann laufe ich die Stadt ab. Erst mal drumrum, Hafen, Mauer, Festung. Allerhand Historie hat dieses Cadiz schon wieer: wichtigster Hafen, Römer, Mauren, Spanien, Kolmbus mit Amerika…. Sieht man. Kurz rein in die Altstadt, dann zum Strand und dem folge ich ziemlich lange. Ich meine was von 9 km gelesen zu haben. Super schön. Ok, auf der linken Seite stehen allerhand nicht so idyllische Kästen. Ich glaube eher Apartments als Hotels. Irgenwo müssen die 100.000 Menschen auf dem kleinen Fleckchen ja untergebracht werden. Das Meer ist zauberhaft, das Sundownerbier ebenfalls. Hier geht die Sonne übrigens erst so gegen halb 9 unter un auch erst so gegen 8 auf. Finde ich einen sehr guten Rhythmus. Abends dann noch durch die vielen tollen Altstadtgässchen, eine wirlich große Fußgängerzone, viel los. Es kommt mal wieder Fußball und ich lande in einer Eckbar in der der Vater kocht, die zwei Kinder den Service machen, wobei Sohnemann immer wieder vom Fußball abgelenkt wird (hier ist der fussballschauende Spanier, wie ich ihn mir vorgestellt habe. Emotional und alles kommentierend) und am Tresen eine Andalusin um die 75, die mir einen Heidenspass macht. Gut gelaunt, lautstark, kennt jeden der vorbeikommt, mit allen am quatschen, gegen 10 kommt noch ne Freundin vorbei, der frittierte Fisch wird von den Gräten gezuzelt. Hach, ein bisschen mehr Spanien könnten wir schon auch gebrauchen….

Vueltas in Sevilla

3 Tage Sevilla, ich fass mich kurz. Sehr coole Stadt. Die Orangen blühen gerade, intensiver, ein bisschen artifizieller Geruch. Abgefahren. Parallel hängen die Früchte dran I Unendlich viele Touristen. Ryanair fliegt mittlerweile auch nach Sevilla. Vor den Hauptmonumenten lange Schlangen. Mach ich natürlich nicht. Kathedrale, Palast, euch schau ich online an I Die Semana Santa läuft noch. Ein völliger Wahnsinn. Die ganze Stadt ist dicht mit Umzügen. Kapuzen, Kerzen, gefühlt alle Sevillanos von alt bis jung sind ganz tief drin im Thema (jeder weiß, welche Musik was bedeutet, wo als nächstes welcher Paso statt findet I danach: die Hauptwege in die Stadt sind vollgetropft mit Wachs, ich freu mich schon, wenn die Sonne drauf knallt I unendlich viele Bars und Kneipen und ich versteh einfach nicht, wann was aufhat. Sehe mittags eine coole Bar (Wein und Tapas), offen, leider nur drinnen. Will um 20 Uhr hin: zu. Dadurch wechselt auch ständig das Stadtbild I ich geh ständig verloren. Was für ein Straßenwirrwarr. Googlemaps geht auch ständig verloren. Die
Chance, dass ich in die richtige Richtung starte, liegt bei 10%. Alle anderen Fremden irren ähnlich irrlichtig durch die Gegen wie ich I am Dienstag ist die schöne Stadt mit roten Bayerntrikots geflutet. Ich hoffe, dass ich nicht sonderlich deutsch, sondern eher europäischinterntaional aussehe. eh nicht I am Sonntag ist der erste Stierkampf des Jahres. Ich frage neugierig, ob es noch Karten gibt. Nein, 18.000 tickets ausverkauft (vermutlich auch viel an Touristen) I Immerhin schleich ich um die Arena drum rum, es riecht nach wildem Tier. Irgendwo draußen steht ein Wagen zur Live-Übertragung. Da sammeln sich alle ohne Ticket und schauen zu. Junge Mädels gehen vorbei, schauen hin und rufen voller Freude: que torro bonito! I am Fluss ist die ganze Tradition ein bisschen ausgeschaltet, mehr das gängige, allgemeine, hippe, jugendliche Halligalli. Die Spanierinnen aber wie gewohnt schwer schick. Alle hochhackig oder mit Plateauschuh – zumindest in Spanien wieder in. Die Füße sehen ungefähr so aus, wie Pilgerfüße: voller Pflaster. Spaß ist was anderes I am Sonntag Abend zum Abschluss der Semana Santa und nach der Corrida platzt noch mal jede Bar aus allen Nähten. Ich lande in einem spontanen Flamenco-Konzert. Der Schlager des Andalusen I noch mal Semana Santa: dank dem Philosophie Professor Manuel (inner Kneipe kennengelernt) am Samstag noch mal tief ins Thema eingestiegen. Selber in einer Hermandad, seine Nichte ist mitgelaufen. Ja, nachts hinter so nem uralten, sauschweren Bildnis herzulaufen (getragen von 26 Männern, die danach offene Stellen am Rücken / Nacken haben), Musik und hochemotionale Sevillanos ist schon beeindruckend I die Semana Santa ist vorbei, ganz Sevilla scheint über die Feria zu sprechen, die in zwei Wochen beginnt. Hier ist alles Flamenco, ganz Sevilla deckt sich von 0 – 90 mit Flamenco-Klamotte und Fächer ein. Das muss ein großes großes Fest sein I sportlich sind sie. Es wird unglaublich viel gejoggt und gerudert. Das sieht sehr sehr toll aus I und auch toll: die Beleuchtung nachts: ganz warm-orange. Der einzige Zeitpunkt, zu dem man es an Kathedrale gut aushalten kann I apropos: tagsüber bei der Kathedrale schnappt sich natürlich eine Zigeunerin meine Hand: ich werde lange leben, immer glücklich und gesund sein, bin sehr verliebt, habe ein großes Herz und werde 2 Söhne haben. Alles Geld etc. habe ich auch noch I Tapas kann ich langsam nicht mehr sehen und Weißbrot echt auch nicht. Nur noch morgens mit Tomate I zum Fußballspiel: natürlich will ich’s in ner Bar schauen. Touriehre. Ich find was nettes, Fernseh am Start, setz mich, bestell was zu essen und check irgendwann: die zeigen hier nicht Sevilla, hier läuft Juventus – Madrid. What the fuck… damit konnt ich doch wirklich nicht rechnen, aber ja, völlige Anfängerin. Also essen und dann Barwechsel. Denkste. Ich bestell die cuenta, bekomm ein cerveza. Schaff es erst zur Halbzeit in eine Sev-Bay-Kneipe. Und da war das Ding (wohl) schon gelaufen. Meine Baramigos waren zumindest eher ruhig, konzentriert, aber relativ geschlagen I
jetzt Schluss mit Sevilla. Die Würfel sind fürs Meer gefallen. Cadiz und wenn alles passt, lauf ich ab morgen gen Tarifa.

Tag 19/20 – die letzten Kilometer

Tippend sitze ich schon in Sevilla. Ich gebs zu: die letzten Tage war ich etwas bloggunlustig, vielleicht auch zu wenig zu erzählen. Tag 19 von Almaden nach Castillblanco war so zäh wie erwartet. Ich hatte am Abend zuvor noch eine Dänin getroffen, die völlig fix und fertig von diesem Weg war. Immerhin bin ich ihn tendenziell bergab gelaufen. Der Anfang war noch ganz gut, zwar ersmal steil bergauf, aber dann schöne Wege durch das übliche Grün, Kuhherden, die hupend von Weide zu Weide dirigiert werden. Aber nach der Halbzeit gab’s Asphalt. 16 km eine ziemlich tröge Straße lang. Ich habe mir das erste mal was ins Ohr gemacht. Aber es blieb trotzdem lang und langweilig. Als ich nachmittags ankam, hatte ich also knapp 30 km abgerissen und in Castillblanco waren schon wieder alle Tassen oben. Es war deren Prozessionstag, die war morgens schon durch und ab mittags gab’s Halligalli. Zuviel Olé für mich. Ich hab noch schnell was gegessen, mir ein nettes kleines Zimmer gesucht (eins für mich alleine!) und den Abend lesend und schlafend verbracht – ausserdem hat’s eh geregnet. Und zwar ordentlich. Dann stand schon der letzte Lauftag vor der Tür, nach Guillena. Getsärkt habe ich mich dafür mit frischen Churros. Fettiges Spritzgebäck – schon ziemlich gut, aber vielleicht nicht die beste Laufbasis?! Aber ging schon. Schöner Weg – noch mal das übliche Grün. Immer mehr fängt an zu blühen. Ganz toll. Der letzte Ort vor Sevilla ist Guillena. Ich habe beschlossen, ab hier nicht mehr zu laufen. Das sieht nicht schön aus, das Straßennetz wird gen Sevilla immer dichter. Ich komm nachmittgas an, um 6 fährt tatsächlich ein Bus. Die Zeit verbringe ich mit Bier, plaudernd und nach mal mit feinem Schinken.

Und das war’s dann schon mit der Via de la Plata. Jetzt Sevilla und was ab morgen passiert, steht noch ein bisschen in den Sternen.

Tag 18 – happy birthday

Alles Gute zum Geburtstag, lieber Papa. Und fröhliches Wandern!

Weiterer Text folgt – vielleicht. Stichpunkte: kurzer Weg, sehr schöner Trail, perfekt temperiert, viele km mit nettem Begleithund, viele Wachhunde bellend, schönes Dorf, nett geschnackt.

Tag 17 – fiftyfifty

Guten Morgen! Wie (fast) jeden Morgen frühstücke ich ein formidables tostada mit tomate. Das wird zu Hause einführt. Getoastetes Brot, Öl (bevorzugt mit Knoblauch versetzt) und Tomatenmatschepampe drauf. Saulecker. Geht immer. Adios, nettes kleines Monesterio, von der Karte und den schlauen viadelaplatabüchern schwant mir horroriges: Autobahn und Asphalt. Und der Tag spaltet sich auch tatsächlich ganz klar in eine hässliche und eine idyllische Hälfte. Die ersten 10 km verlaufen auf Schotterpiste, Landstraße oder Rumpelpisten in nächster Nähe zur Autobahn, die mich schon die ganze Zeit begleitet. Aber selten so nah. Übrigens heißt auch die Autobahn Via de la plata, ne ganze Menge LKWs unterwegs, wie passend. Zum Laufen: unschön. Ich hoffte auf’n Tramp, aber auf meiner Piste ist nichts los. Irgendwann führt zwischen Autobahn und Dorfstraße ein Trampelpfad in einer Eukalyptosanpflanzung. Sofort ist das Lüftchen viel frischer. Dann gilt es noch eine große Kreiseleinheit für die Autobahnauf- und abfahrt zu überwinden (zur Belohnung gibt’s ein Eis) und dann kommen 10km des (schon gewohnten) Idylls: Wiesenwiesenwiesen mit Eichen und vermutlich höchst glücklichen Schafen, Schweinen und Kühen. Ich zumindest bin schwer neidisch auf deren saftige und schattige Wiesen – alles eingezäunt, mir ist der Zutritt zur gechillten Fletzerei untersagt. Nun gut, die heutigen 20 km sind recht fix geschafft, trotz auführlicher Pausen (am Wegesrand). Kurz vor Dorf (El real de la jarra) verlasse ich übrigens die Extremadura, ab jetzt: Andulsien. Private Herberge geschnappt und – bis auf eine kurze Dusche – sitze ich auf dem Dorfplatz und lese, trinke und schaue. Als die Sonne weg ist, gehe ich rein und bestelle doch so langsam was zu essen. Das gleiche Spiel wie gestern: ich finde mich unglaublich cool, weil ich erst um 21 Uhr an essen denke. Meine Tapas sind durch (jetzt ist halb 11) und das Restaurant füllt sich gerade so richtig. Ihr wisst schon, andere Länder…

Tag 16 – que tranquilidad

Die Nacht, bzw. der Unterschläfer, ist so laut wie befürchtet. Holla die Waldfee. Geht auch vorbei. Zwischenzeitlich habe ich geträumt, ich hätte mein Oropax im Schlafsack gefunden. Es blieb ein Traum. Zum akkustischen Ausgleich werde ich morgens von idyllischem Vogelgezwitscher geweckt. Wie schön. Noch kurz in der Markthalle vorbeigeschaut und Proviant für den Tag geholt (21 km mit nada dazwischen), meinen cafe con leche getrunken und los. Das Dorf ist klein, da bin ich schnell raus und laufe von dann an völlig einsame Wirtschaftswege: auf und ab, erst durch Äcker, dann durch Wiesen, am Ende durch Eichenhaine für die Viehzucht. Außer Schweinen, Rindern und Schafen sehe ich nur Pilger. Schon relativ früh stellt sich mir eine Furt in den Weg, Schuhe aus, Flipflops an, durch. Und da das Wetter so schön und das Nacktfussgefühl so herrlich ist, schlappe ich weiter. Von der Flixbus- zur Flippflopppilgerin… die Halbtzeit meines Weges erkenne ich wie immer daran, dass ich auf einmal größere Mengen an Pilgern treffe, die alle gen Santiago laufen. Auch hier eine Furt – da die relativ tief ist, findet hier ein spontanes Pilgerhappening statt. Nach kurzem Spuk mit Plauderei übernimmt wieder die Einsamkeit. Ich pausiere unter Korkeichen (die hier übrigens anscheinend nicht geerntet werden) und nach einer herrlichen Pause in der Sonne fällt mit das Weiterlaufen etwas schwer. Aber gut, muss, keine Hängematte dabei. Übrigens: ich finds heute so warm, dass ich nachmittags den Schatten suche. Sonniges Weichei. Zum Ende des Weges geht’s noch durchs Auenland, dann komm ich ins Dorf und auf der Suche nach meiner heutien Herberge frage ich ein älteres Ehepaar, die mich netterweise noch die 10 Minuten bis dahin begleiten.
Jetzt wird’s grad dunkel, gleich kalt, die Rothautgrauel kühlt runter. Ich habe in der Apotheke noch neue Oropax ersteigert (heute wieder ein 12er Zimmer) und jetzt geh ich noch was essen. Vielleicht noch mal so herrlichen Schinken von diesen glücklichen, hübschen Schweinchen…?

Tag 15 – durch die Walachai

Der Tag fühlte sich länger an als er war, da ich ca. 6 km Straßenumweg laufen musste, gerade aerger ich mich mit dem Bilderupload rum und das größte Problem: ich hab mein Oropax verschlampt und fürchte heute mit einem der fortgeschrittenen Schnarcher das Zimmer zu teilen… Ansonsten aber alles fein. Buenas noches, oder so was in der Art, morgen Text, da ich zumindest grad das Bildkuddelmuddel gelöst habe – teilweise. .

Tag 13/14 – Faulenzerei

Auch am nächsten Tag bleibt Merida meine Nichtlieblingsstadt. Römer, Araber, Welterbe hin oder her, aber hier fehlt mir was, vielleicht habe ich auch einfach immer noch nicht verstanden, wie Spanien funktioniert. Museen mit Ausgrabungsstücken interessieren mich nicht, halb 11 haben 3/4 der Läden noch zu, die Fußgängerzone ist halbtot, wann kann ich wo was essen, warum gibt es hier ein nur halbtgutes Croissant, wenn die doch sonst immer super sind, warum ist das Gras des Nachbarn heute grüner, ach jetzt ist die Stadt auch endlich voll, überall wo ich mich draußen hinsetzen will, zieht’s wie Haubitze, ich geh zum Bus nach Zafra, der Bus hat keinen Platz mehr frei, ok, ich lauf quer durch die Stadt zum Zug und schnapp mir den. An allen Ecken ist’s kantig hier in Merida. Zafra hingegen ist ein Knaller. Klein, sieht aus wie in Mexiko (bzw. vermutlich andersrum. alles 2- max. 3-stöckig, Flachdächer, weiß mit pastelligen Farben) zentraler Platz, bzw. zwei davon (Plaza grande und chica), spottbilliges und sehr nettes Hotel (mit Heizung und Heißwasser), ein riesen Haufen Kneipen, Bars und Restaurants, Feierlaune. Ich fühl mich wohl. Na gut, ich feier nicht richtig mit, aber höre die ganze Nacht das Halligalli auf der Plaza Grande und die Stimmung ist großartig und wär’s warm, säße ich die ganze Nacht auf der Plaza und würde völlig zurfrieden dem Treiben und Trinken zu schauen.

Heute ist nun übrigens der erste Tag der Semana Santa, d.h. die wichtige Osterwoche mit all ihren Ritualen und in Spanien daher mit all ihren Prozessionen. Natürlich bin ich hin. Eine durchaus langwierige Geschichte, die von 20 bis 24 Uhr sehr langsam durch die Stadt wankt mit Pauken und Trompeten, Büßerkapuzen (wahlweise für Kinder und Erwachsene) und zwei Schreinen (?), die von nicht sichtbaren Menschen getragen werden, die da drunter entsprechend auch nichts sehen und auf Kammando laufen, Richtung wechseln und Schrein auf- und absetzen. Hm. Und so geht das jetzt jeden Tag bzw. Abend bis Ostersonntag. Ok. Beeindruckend und seltsam zugleich.

Die gute Nachricht: ich habe jetzt zwei Tage gechillt, häufig (nicht immer) gut gegessen, guten Rotwein (de la tierra) getrunken, die Füße fühlen sich gerade sehr wohl, das Wetter sieht gut aus. Na dann: morgen wird wieder gelaufen.

Tag 12 – grau in grau nach Merida

Die Steffi, da hat sie (wie immer) die Finger in die Wunden gelegt…. oh doch, die Füße haben weh. Die ersten Meter lauf ich, wie voraussichtlich standardmäßig mit 99 (Oma Maria als Maßstab), irgendwann wird es einen Hauch eleganter und weniger schmerzhaft, aber da ist noch ordentlich Luft nach oben. Und die zweit Wunde ist das Wetter: heute ist es grau und immer wieder nass, morgen sehr böig, übermorgen wieder nass. Daher macht die Schönwettercaminante Grauel eine Pause für die Wetter- und Fussgötter.

Aber zum Anfang des Tages: schon früh wird gekruschpelt. Mit Ruck- und Schlafsack und Gedöns ist es tatsächlich nicht möglich, leise ein Zimmer zu verlassen. D.h. ich bin mit den ersten wach und dann geh ich halt auch los. Noch ist es hell, noch ist der Weg ähnlich schön, wie gestern. Und es fängt überall an zu blühen. Hallo Frühling. Das wird toll, in den nächsten Tagen. Der Start ist schön, dann wird’s grau und der Weg asphaltig. Ich kehre ein. Sandwich vegetal. Was könnte wohl drauf sein? Ja, Tomate und Eisbergsalat ist dabei. Der gemüsig-vegetarische weitere Belag besteht aus Thunfisch und Pressschninken. Irgendwas versteh ich hier immer noch nicht…. Aber gut, der Hunger ist weg. Dann wird’s endgültig trist, 6km an der Straße entlang bis nach Merida. Bus zum Ausweichen gibt es natürlich nicht. Dafür ein anderes natürlich: Merida ist natürlich W…. Genau, Unesco Weltkulturerbe. Die Römer waren schon hier, vielleicht zwischenzeitlich noch die Westgoten, die Araber und nu schon ein bisschen länger die Spanier. Man sagt, in der Altstadt habe niemand Lust irgendwas zu bauen, da man immer auf irgendwelche Altertümer stößt und dann ein mords Bohei am Start ist. Viel hab ich von Merida noch nicht gesehen, ich bin schnell in mein Airbnb geschlüpft, eine Runde ausgeruht, da spansische Wohnungen gerne aber auch keine Heizungen haben, bin ich in die Kneipe geflüchtet. Sehr guten Fisch gegesssen, u.a. Ceviche de Bacalao… und jetzt daller ich von hier nach da. Morgen schnapp ich mir einen Zug nach Zafra und mach noch’n bisschen Fusspflege durch Wenigbelasten und Wettervorüberziehen lassen…. Mein persönlicher Spanieninformant hat mir schon gesagt, dass die kommnden Kilometer rein optisch eh nicht wirklich lohnen. Na dann: Dolce vita…

Tag 11 – Korken, Oliven, Sonnenschein

hallelujah – morgens 7 Uhr, das Kloster erwacht und das allseits bekannte händelsche Hallelujah schallt in aller Ausführlichkeit in meine kalte Zelle, deren fenster fast schon mit Eisblumen verziert sind. Okok, ich steh ja schon auf. Schnelles Frühstück in der Bar um die Ecke (pantomate, geht immer) und ich ziehe mal wieder den Hut vor den „barristas“, was die in Stoßzeiten an Kaffees, Frühstcks, hier zahlen, da Sonderwunsch wegstemmen. Hochachtung. Dann mach ich mich auf meinen einsamen Weg, die ersten paar Kilometer sind relativ monoton, einen Kiesweg entlang, erst durch Dorfausläufer, dann durch struppige Pampa, die mich a weng an namibischen Bush erinnert…. und ich schaffe es natürlich, mich zu verlaufen. 4 Kilometer umsonst. Gps verdusselt, erst als ich die Autobahn höre, check ich’s. Bleibt nur umdrehen und zurücklaufen. Aber dann endlich die Landschaft, warum alle sagten, es wär ein toller Weg (und ich dacht schon, die wären alle ein bisschen ästhetisch verküruzt). Es ist ein super Weg, perfekt wunderschön: offen, weit, grün, Korkeichen, Oliven, Hinkelsteine. Und mein Highlight: die kleinen, süßen un nicht zuletzt leckren Pata Negra Schweinchen. Sind die nicht entzückend?! Hat ich ein Spaß mit diesen grunzenden Schweinchen! Weil ich so bummel, der Weg schön und weit ist (und ich ihn noch 4 km länger gemacht habe), entscheide ich mich in der Kleistadt Aljucen vor Merida, dass ich hier in der Herberge bleibe. Die Sonne scheint noch, direkt vor der Kirche ist ne nette Bar, da hängen schon ein paar Pilger rum… Da bin ich dabei… ! ich starte durch in einen 100%-Pilger Tag. Sehr nette Herberge, ich habe Glück und bekomme ein unteres Bett im Vier-Bett-Zimmer. Quasi ein Pilger-Jackpot. Wir plaudern bei Bier und Wein im sonnigen Innenhof und gehen abends auch noch tutti (ca. 10 – 15) zusammen essen. Das 3-gängige Pilgermenü für 7,50, inkl. Getränk, nicht wahnsinnig gut, aber schon ok. (als manche sagen, die via de la plata wäre ein teurer Pilgerweg, werde ich doch ein bisschen nervös).
Eine kurzer Einblick in die Pilgerrunde gewünscht? Eine Münsteranin, mit zwei erwachsenen Kindern, die seit 1.3. im Sabatical ist, und die ganze Zeit voller Freude strahlt, Benito, der schon 66 ist, den ich auf 45 geschätzt hätte und der seit Anfang des Jahres von seinem Entwicklungshilfe Job in Indien zurück ist, weil eines seiner 6 Kinder ihn und seine Frau jetzt in Deutschland zu Großeltern gemacht hat. Tamsin, eine Schottin, die seit ein paar Jahren immer wieder untwegs ist, in der Gap zwischen Kinder-erwachsen und Eltern-keine-Unterstützung. Sie gibt Shiatsu und reist viel a la Wandergeselle: tausche Behandlung gegen Obdach und Essen. Philippe, Franzos, der lange in Argentinien mit seiner Frau gelebet hat, Ehe vorbei, zurück in la France. Martina, Buchhalterin aus Hamburg, die auch schon mehrfach gelaufen ist, und sich minutiös vorbereitet (für wie viele tage reichen 50 ml Conditioner, Packung mit exakt 50 Brillenputztücher (für jeden tag eins), ich hab sehr gelacht). Sebastian, freier Kameramann aus Köln, der anscheinend das halbe Jahr wanderend verbringt und schon 8tkm auf dem Jakobsweg verbracht hat. Alter Hase. Anderer alter Hase: Dieter, 70 aufwärts, ordentliches Kaliber, käme er nicht aus Darmstadt, hätte ich gewettet, er sei so’n richtiger Bayer. Sehr entspannter Herr. Joe, Amerikanerin, die gerade gestern angefangen hat. Anfang 30 und nur 7 Tage. Domenico, Südtiroler, der leider nichts sprach ausser Italienisch und ein bisschen deutsch. Und noch einiges mehr, und ganz klar: deutscher Überhang. War tatsächlich sehr nett, und ich freu mich trotzdem, dass ich von ihnen allen weg laufe.

Tag 10 – Estremadura

Eine kalte Nacht gehabt, früh aufgewacht, es wurde gerade hell. Da es überall ca gleich kalt ist, macht laufen am meisten Sinn. Meine peregrinos companeros von der Nacht (16 Stück in der Herberge, einen einsamen Weg stelle ich mir anders vor) laufen alle gen Norden, ich lauf der Sonne entgegen. Yeah! Heute ist (sobald die Sonne richtig da ist und den Frost vertrieben hat) der perfekte Lauftag. Strahlend blau, wenig Wind, volle Sonne bei vielleicht 14 Grad. Es läuft sich sehr smooth durch schöne Landschaft, landwirtschaftlich genutzt, aber völlig idyllisch. Olivenbäume, Korkeichen, Kühe, Schafe, Reben. Zwar habe ich gefürchtet, dass die Strecke nah an der Straße ist, aber das war wenn überhaupt eine völlig ungenutzte Landstraße. Die Extremadura ist dünnbesiedelt und wohl auch ein sehr armes Fleckchen (eher Fleck, so groß wie die Schweiz) Spnainens. Einziges Hinderniss sind immerwieder die feucht, gesättigten Wege und die überbordenten Wasser, denen ich ausweichen oder über (dankenswerter Weise vorhandene) Granitblöcke steigen muss. Hier möchte ich wahrlich nicht vor ein paar Tagen mit noch mehr vorhandenem Wasser gelaufen sein. Kein Wunder, dass gestern alle so platt von ihrem bisherigen Lauf waren. heute aber: alles tranquilo. Mir kommen immer mal wieder ein paar Pilger entgegen, mit riesem Gepäck, eingepackt als wärs noch vorgestern. Sie schauen mich relativ irritiert an, weil ich in die falsche Richtung laufe, bekehren wollte mich aber noch keiner (bisher). Die Spanier, mit denen ich rede, feiern mich, weil ich in die Sonne und nach Andalusien laufe. Sehr nett ist es in Aldea del Cano, netter Laden, nette Dame in der Bäckerei (quak, quak, quak). Im nächsten Ort grüßt mich ne Lady, wir quatschen kurz: stellt sich raus, sie war in den 50ern in Fulda als Arbeitsmigrantin. Sie lädt mich noch zu sich auf einen Kaffee ein. Sehr sehr nette Dame. Und jetzt bin ich in Alcuescar. Untergekommen in einem Kloster (ich muss noch mal meine Zelle fotografieren), bitterkalt, aber ich habe hier nichts anderes gefunden. Ich hoffe, Schlafsack, 2 Kolter und volle Klamotte machens erträglich. 21.30 ist Zapfenstreich, 8 Uhr morgens ist rauskehren. Morgen wird’s voraussichtlich ein noch längerer Tag (dann 34 km…) olala. Aber dann wird erst mal wieder gefaulenzt und Füße gepflegt. Der nächsten Regenfront sei Dank.

Tag 9 – auf die via, plata, los

Kurzer Versuch mich zu konzentrieren, aber das wird quasi unmöglich. Sitze in einer Bar (also eher ne Kascheme) und es ist vorhin eine Lady nach der anderen reingeschlappt. Alter zw. 60, aber eher 85. Und die sind soooooooo laut, dass ich ab und zu meinen Koopf einziehe und meine Händer unkontrolliert zucken….. Also: keine Garantie für das, was da heute steht.

Heute morgen um 6 in Caceres angekommen. Kühle 2 Grad, alles noch zu. Ich verstecke mich erst mal im Bahnhof, bis die ersten Butzen aufmachen und ich mich bei Kaffee und Croissant aufwärmen kann. Denn Caceres will ich mir schon anschauen: Weltkulturerbe. Wieder mal so ne Stadt mit viel altem Gemäuer, seit lang schon erhalten und sehr, sehr schön. Könnt ihr wahrscheinlich nicht mehr hören 😉 Dann finde ich ein sehr nettes Kaffee, wo ich mich hinter einer großen Scheibe sonnen kann, fühle mich wie eine Katze und werde langsam wieder richtig warm. Denn: die Sonne scheint zwar, aber der Wind ist garstig kalt. Die russische Peitsche schnalzt noch immer und anscheinend leider auch noch die nächsten paar tage. Dann lauf ich zumindest mal eine kleine Etappe, 11 km. was ein Unterschied. Weiter Blick, idyllische Viecher, grün und blüh. und da sind sie dann, die ersten ernsthafen Pilger. Natürlich deutsche. sind seit Sevilla auf dem Weg, klatschenass den ganzen Weg und heute noch kräftig Gegenwind. Noch denke ich: alles richtig gemacht. Die 11 km sind recht fix geschafft, allerdings mein linker fuß macht mir etwas Sorgen. Blase zwischen Ballen und Groß- und Zeigezeh. Die kenn ich schon, die ist garstig und der ist bisher nicht bei zukommen, da quasi zwischen Haut und Hornhaut. Keine weiteren Details. Ich komme heute in einer klassichen Pilgerherberge unter. Karg wie gewohnt, mal schauen wie ich schlafe. Alle erzählen die gleichen Horrorgeschichtte, nass, nass, nass und kalt. Ich habe ja die Hoffnung, dass ich so langsam gen Süden laufe, dass sich die feuchtigkeit im Boden bis dahin verflüchtet. Der eine Deutsche meinte gerade, dass wäre optimistisch und unrealistisch… Nunja, sollen die mal weiter in den kalten, eh nassen Norden. Jetzt gerade was kleines gegessen, mit allerhand Pilgern zumindest kurz geplaudert, primär ältere Herren, alle ganz umgänglich. Und jetzt haben die Damen den Laden gestürmt. Daher nicht viel mehr von mir. Drückt mir alle Wetterdaumen, die ihr habt. Spanien scheint wohl wirklich wie lange nicht gehabt zu ersaufen und zu erfrieren….

Tag 6/8 – Standortwechsel

Am Sonntag wache ich im schöen Palafrugell auf und entscheide mich die Segel zu streichen, die Bettenburgen auszulassen, das Meer zu verlassen. Eine Abschiedsrunde gibt’s aber noch, denn dieser Abschnitt soll noch mal sehr schön sein. Ist er und verbindet aufs vortrefflichste das schöne Hinterland mit spektakulären Buchten. Aber mein erstes Highlight: in Palafrugell ist Markt, sonntags. Ein toller Markt und ich hätte furchtbar gerne sofort eine große Küche, um den ganzen Tag durchzukochen und essen. Aber ach, ich hab nicht mal ein Messer dabei (Flieger, Handgepäck). Auf geht’s.Ich laufe wieder durch Reisfelder (alter Hut) und checke dann, dass es hier ausserdem auch noch Korkeichen gib (neuer Hut) und freue mich sehr drüber. Sehr schön Bäume mit rauhem Stamm und kleinen Krumpeleichenblättern. Dann geht’s zur ersten Bucht, die Küste entlang und zu zwei weiteren Meerdöfern. Schaut euch die Bilder an. Viel schöner geht’s nicht mehr. Apropos Bilder: ich merke, dass ich die Kamera verloren habe. Shit. Das heißt bis zu 1,5 Stunden Küstenweg zurück, suchen und auf mein Glück hoffen. Das Glück ist (mal wieder) größer als erhofft: kurz nach dem Schreck und Umdrehen kommt mir ein Jogger entgegen gesprungen, den ich vorhin gekreuzt und gegrüßt habe – und hat meine Kamera in der Hand. Dank Selfie hat er das wandernde Blondchen als Besitzerin identifiziert und ist mir nachgesprungen… Schaffe es nicht, viel mehr als muchas gracias zu sagen, aber das kommt so was von von Herzen! Als ich am Ende der Tour von der Küste wieder abbiege, zieht es sich langsam zu. Das trifft sich gut, ich habe beschlossen, heute noch den Bus nach Girona (im Hinterland) zu nehmen und von da weiter zu fahren. Mit Girona tue ich mir erst mal schwer, es ist kalt, regnet und wegen Sonntag sind viele Restaurants geschlossen. Hinzu kommt, dass ich merke, dass ich hier gar nicht so gut wegkomme, wie in der Theorie möglich. Alle sinnvoll ankommenden Züge sind ausgebucht. Ich grummel vor mich hin, esse noch (sehr guten) Fisch und geh früh schlafen. Am nächsten morgen Girona von seiner Sonnenseite, ich revidiere alles: super Stadt! Natürlich treibe ich mich nur im historischen Stadtzentrum rum, umgeben von einer alten Stadtmauer, ganz tolle Läden, viele Studenten, einen Fluss, Blick auf die schneebedeckten Berge. Schlicht superschön. Zum Rest der ansonsten doch recht großen Stadt kann ich nicht viel sagen, Touristin. Unnd ich entscheide mich für den nächsten Schritt: Nachtbus nach Caceres, meinen neuen Startpunkt der Via de la plata zu kommen. Das ist umständlich genug. Erst nach Barcelona, Bahnhofwechsel, auf Ticket hoffen (mein onlinekaufversuch hat nicht funktioniert) und dann in den Bus und 12 Stunden Fahrt. Nunja, jetzt ist’s geschafft, hing um 6 erst noch mal am Bahnhof ab, weil’s kalte 2 Grad hat und alle Cafes noch zu hatten. Jetzt ein offenes gefunden und warte auf die Sonne. Die genieße ich noch in Caceres und dann lauf ich ein erstes Stück auf der Via.

Warum ich doch noch mal kreuz und quer durch Spanien bin? An der Costa brava wollte ich nicht mehr weiter, weil die Schönheit im Großen und Ganzen vorbei war, zurück ist auch blöd und ansonsten hätte ich nur Stückwerk machen können, das jedesmal mit Übernachtungssuche und Busgehoppe verbunden gewesen wäre. Hier geht’s ganz klar gen Süden, nach Sevilla…. Einfach. Vielleicht.

Equipment de hoy: der Tolino. Zwar hat er mich auch fürchterlich genervt, weil es nicht wirklich praktisch ist, von unterwegs was runter zu laden, aber wenn’s dann mal geklappt hat, kann man ganze lange Busfahrten durchlesen 😉

Transit

Nachtbus nach Caceres. Ca. 12 Stunden und aktuell mit Zwischenstopp im Nie
rgendwo. Ob das vollkommen sinnvoll ist? Aber so ist es jetzt halt. Bis morgen

Tag 5 – das liebliche Hinterland

Gut geschlafen (quasi wie sonst auch), der herzlichen Christine Adios gesagt und noch in ihrem Cafetipp gefrühstückt. Sehr gut, mit einer dieser spanischen heißen Schokoladen, bei der gefühlt eine ganze Tafel eingeschmolzen wird. Das macht satt. Die heutige Wanderung geht komplett durchs Hinterland. Was ein Unterschied: grün, saftig, maximal leicht hügelig, mit weitem Blick und mit Landwirtschaft. An diesem Fleckchen (Torroella und Palafrugelles) war man zurückhaltend beim Tourismusboom, setzt heute eher auf „hochwertigen“ Tourismus und daher sind beide Orte und das Land drumrum noch recht ursprünglich und funktionieren – so erzählte Christine. Ich schlappe also von Ort zu Ort, einer mittelalterlicher als der andere, das touristische Highlight ist Pals, das ziemlich komplett aus Mauerwerk besteht. Ich hab eher ein Herz für die Kaschemmendörfer, ohne Creperie und Krams. Ihr wisst schon, mit BarTabaco und so. Ach, aber einer der Knaller ist, dass tatsächlich an so manchem Fleck auf meinem Weg Schnee liegt. Der muss gestern im Gewitter runtergeommen sein. Ausläufer der russischen Peitsche, oder was? Mir ist morgens bei voller Sonne trotz nur 14 Grad natürlich wieder ordentlich heiß, im Laufe des Tages zieht es aber zu, wird fröstelig und grau ist alles schon auch nicht mehr so schön. Wie sagte mir heute einer: el sol ayuda.- si hombre. Mein zweiter Knaller: die bauen hier Reis an. Das mit dem Reis habe ich noch nicht so ganz verstanden, ich dachte immer, der braucht viel Wasser. Das hat er hier nicht unbedingt. Nunja, ich laufe, laufe, laufe also, lass mich auf 3/4 Weg von ner netten Bar aufhalten, wo sie ein hiesiges Craftbier haben (mit Reis, lecker) und komme im Grauen in Palafrugell an. Meine heutige Herberge ist ein ehemaliges Convento. Nicht luxeriös, aber sehr nett. Und nach ner großen Runde Ruhe, die ich heute brauchte, bin ich jetzt noch in der Stadt, die wirklich gut ist. Lebendig, viele kleine Geschäfte, viele Kneipen mit Tisch und Stühlen draußen (und das, obwohl ich wieder Cashmere trage), viele Leute. Spanien halt, aber sehr entspannt und von hier. Geheimtipp 😉 Ich glaube, ich bleibe noch eine Nacht hier (nächster Stopp wäre la Paloma, davor habe ich ein bisschen Angst „oh la paloma blanca….“), drehe ne Runde ans Meer und dann schaue ich, wie ich langsam mal auf die Via de la Plata komme… Das wird ein mittlerer Akt. Und nachdem mich heute Zwanzigundnbisschen km schon wieder platt gemacht haben, habe ich höchsten Respekt vor Ü30…. Dem Tag die Sorge.
Ach übrigens: ich hab euch ein paar Bilder mit den gelben Schleifen für die Unabhängigkeit Catalunias eingebaut. Waren bisher überall in Palafrugell heute nicht.

Ach und noch ein übrigens: ich freu mich sehr über eure Kommentare und dass ihr lest und schaut.

Tag 4 – kein Meter gelaufen

Na klar war ich früh genug wach. Aber die Sonne schien so schön auf die Terasse, die Plauderei war so nett, der Weg nicht als herausragend schön angekündigt (jammern auf hohem Niveau) und mir wurde ein Fahrrad offeriert. Gehört, getan, den Wanderstock in die Ecke gestellt, rein in die Retorte Empuriabrava. Renterparadisisch artifizell. Nicht schlecht, aber nicht mal ein Bar Tabaco irgendwo für schnellen Kaffee und billiges Bier… hm, das ist ja wohl kein Spanien. Der Strand aber schön: breit, lang, leer. Ich fahre bis ans Ende der Promenade, hier geht am Rande eines Vogelschutzgebiets ein Fahrradweg. Schön, aber so plump geradeaus, wie das gesamte Rentnerparadies, so dass ich mich in Kürze langweile. Umso erfreuter schlägt meine kleines, europäisches Herzlein als ich in der alten, historisch gewachsenen Stadt mit steinernen Gemäuern Castello d’Empuria ankomme. Welch Herrlichkeit. Kaffee (der mir hier tatsächlich schmeckt) und zurück. Zum Bus. Der fährt um die Uhrzeit nicht mehr ganz so optimal. Merken: dieses ganzen Orte sind schlecht mit einander verbunden, nur über Stichverbindung, so dass man immer zu einer der nächsten großen Städte im Inneren muss. Und das sehr rar über den Tag verteilt. So lande ich in Figueres (Geburtstadt Dali, der der auch in Cadaques Urlaub gemacht hat) und geht dort natürlich….: ins Dali-Museum. Allerdings erst nachdem die Sonne hinter Wolken verschwunden ist. Das Museum ist toll. Tolle Sachen hat der Kerl gemacht. Einzig: ich muss mich mit Horden an Schülern rumschlagen, eine einzige zähe Masse. Dann fährt der zweite Bus, der der mich nach Torraella de Montgris bringt. Während der Fahrt regnet’s gründlich. Bei der Ankunft reduziert es sich auf Blitz und Donner und ich lauf noch zum meinem Airnb. Das war’s für heute. Noch mit meinem Host geplaudert (schon wieder Französin, der dritte Abend in Folge. Und, es überrascht mich selbst, Französisch sticht Spanisch). Jetzt noch großartigen Fisch gegessen, katalanisches Craftbier getrunken. Super. Und morgen: Endlich wieder laufen. Bei Sonnenschein und vielleicht 4 Grad mehr (bin jetzt mit meinem Cashmereteilchen unterwegs und mir ist nicht zu warm).
Equipment de hoy: das Fahrrad. Sowas hätte ich gerne in klitzeklein un ultraleicht für Ausflüge von der Laufstrecke. Das wär perfekt.

Speichern. Dann erst Fotos.

Tag 3 – das spanische auf und nieder: arriba. abajo.

Im schönen Cadaques aufgewacht, mit dem Gedanken: wenn’s gestern so easy lief, dann heute doch noch easierer. Zeigt sich: Pustekuchen. Aufgestanden, noch ist es grau, ich packe meine 7 Sachen (vermutlich eher 37. und ichhabeschonversuchtdasGepäckkleinzuhalten), decke mich beim Gemüsehändler und beim Bäcker (GT) ein und mache mich aus dem Dorf raus. Relativ entspannter Weg auf die Hügel auf die andere Seite der Halbinsel, die Mimosen blühen schon – hoffentlich frieren sie nicht zu arg – und stemme mich immer wieder gegen den heftigen Wind, frühstücke in alten, halbverfallenen Weinbergsmauern (die Reblaus hat dem Weinbau hier wohl den Garaus gemacht, jetzt gibt es ab und zu Oliven). Es weht wirklich heftig. Wie soll das werden, wenn die Wetterapp mit rotem Fähnchen warnt? Noch ein Blick zurück auf Cadaques, dann bin ich über den Hügel und das, was sich zu recht Küstenweg nennt, beginnt. Hammer. Schmal, direkt am bzw. überm Meer und die Sonne kommt raus und brutzelt richtig fein. Der Weg nimmt jede Bucht mit. Jede. Runter, hoch, runter, hoch… irgendwann wünsche ich mir weniger schön, mehr Plattitüde. Frevel. Aber ich war dann doch mal platt. Pling. Und schon wird mein Wunsch wahr. Die andstrengende Herrlicheit ist vorbei: schneller als gedacht die ersten Häuser von Roses, immer mehr Häuser, gegenüber winkt Santa Margarita mit Bettenburgen. Na bravo. Auf einmal ist die Costa Brava nicht mehr idyllisch, sondern eher rumpelig. Zack. Irgendwann die langatmige Promenade durch, hoch zum Busbahnhof. Mein Airbnb-Bett steht heute in Empuribrava, das ist zu weit und hässlich für den Fuß. Die Stadt allerdings ein Kracher, bzw. andere art von Kracher: eine 50-Jahre alte Retorte, komplett auf Maritim gemacht, mit mehr Kanal als Amsterdam, vielleicht auch Venedig. 20% Spanier, mehr französischsprachig als spniasch, über 100ebes Nationalitäten. Vielleicht schau ich mir das Retortenbaby morgen mal an. Und dann muss ich schauen, wie’s weitergeht. Habe von meinen heutigen Hosts noch mal so viel Input bekommen, dass ich gar nicht mehr weiß, wohin vor lauter spanischer Herrlichkeit. Und als teuflischen Konterpart dann noch das Wetter…

Equipment de hoy: definitiv mein smartes Handy samt Karte und Gps und Gpsx-tracks. Ohne wäre ich noch in den Hügeln aus Versehen zurück nach Cadaques gelaufen, hätte mehrfach noch später bemerkt, dass mein aktueller steiler, steiniger Geisenpfad mich ins falsche struppige Nirgendwo führt. Man sagt ja, alles sei gut ausgezeichnet. Ich sehe das anders….

Tag 2 – hasta Cadaques

In meiner Rumpelkammer früh aufgewacht (ja, ich habe bevorzug in meinem Schlafsack genächtigt) und mich schnell fertig gemacht. Langer Tag, so sagt die Expertenwebseite und schön ist es hier eh nicht. Auf dem Weg raus treff ich noch auf meinen Zimmernachbarn. Der der gestern durch die Wand sooo laut telefoniert hat, dass Oropax versagte. Spanier. Was ein Stimmvolumen…. egal. Das Wetter ist großartig, ich laufe runter durch die weiterhin quasi ausgestorbene Stadt (immerhin die Fernstraße ist belebt) und komme schnell an den Strand. Es folgen ca. 8 km Küstenpromenade, tiptop ausgebaut, wunderschön und Autos sind maximal zu hören. Und wirklich nur abundzu. Liebe Lagomaggorianer, hier könntet ihr euch ein paar Scheiben abschneiden. Und nee, keine Ausreden, steil ist es hier auch. Ich laufe durch knallige Morgensonne, schnell wieder im Shirt, menschenleeeeeeer, lausche Meeresrauschen, Bienen und Handwerkerlein, die die ganzen leerstehenden Butzen Instand setzen. (Ab Semana Santa brummt’s hier wohl wieder). Es riecht nach Rosmarin, Blüten, Meer, Kiefern. Das ist ein olfaktorischer Knaller. Nach 8 km auf und ab komm ich in den sehr hübschen Ort Port de Selva. Und habe Glück: es gibt ein offenes Cafe (Kaffee und Croissant), einen offenen Bäcker (Teilchen oder auch gt, geile Teilchen) und einen offenen Supermarkt (Obst, wohlschmeckendes Wasser, leider on Plastok). Volltreffer. Entsprechend ausgestattet setze ich mich ans Meer und genieße insbesondere mein Blätterteigapfelteilchen aus der Bäckerei – Blätterteig können die hier wirklich, halleluja – und dann geht es bergan. Steil, steinig, rauh, grob, schon wieder wunderschön und einsam. Irgendwann wird’s wegsamer und ich treffe immerhin mal ein paar Mountainbiker (E). Ihr Radfahrer da draußen: merken, cooler Kiez, aber tough. Und das war’s dann aber auch schon an menschlichen Wesen auf der Route. Kühe gab’s noch. Und dann wird’s windig, wolkiger und kühler. So geht’s irgendwann runter ins hübsche Cadaques. Dali war schon hier und daraufhin auch allerhand andere Künstler. Entsprechend schnuckelig und mondän. Es gibt allerhand gutaussehende Restaurants, Kneipen und Bars, hochwertigen Krusch zum Shoppen. So lässt es sich zumindest erahnen, 3/4 hat wieder mal zu. Man sagt, in manchen Monaten würde die Zahl der Touris die Zahl der Einwohner um ein 10-faches übersteigen. Heute nicht. Der Wind ist geblieben und ziemlich heftig, stürmisch geworden, daher sitze ich drinne und tippe. In meiner heutigen Bleibe habe ich schon eingecheckt, heiß geduscht und ne Runde gechillt. Klitzeklein, aber tipptopp. Geht doch. Davon gibt’s natürlich kein Bild, Schönes wird vorenthalten, ich heische nach Mitleid. Und jetzt schau ich noch mal was ich zu essen finde. 20 Uhr durch, so langsam könnten die Restaurants aufmachen – ich hoffe, es sind zumindest noch ein par Touris da, nicht das ich die Erste bin.

Achso, und wie das Laufen war? Ging verdammt gut. Füße gut, Rücken gut, sehr sehr cool. Equipment de hoy: definitiv meine Schuhe, die mich ohne Blase, ohne Weh und mit ca. 8 kg mehr aus dem Stand so weit transportiert haben.

Update 23.27 im nem super Restaurant gelandet. Casa Anita, seit immer schon am Platz, leutseliger Chef, charmantes Franzosenpaar zur Seite, Kauderwelsch spanisch-französisch im Kopf, Weißwein im Glas, frischer Pescado auf’m Teller. Schön. Und nun müde. Ein gutes Bonne Nuit. Nur die nächsten Etappen muss ich noch überdenken.

Zur Info noch: nicht wundern. Bilder in willkürlicher Reihenfolge. Nee, ich hab nicht alles im Griff 😉

Alles anders, nix Peregrina

So kanns gehen, bei anspruchsvollen Girls: Wetter nicht entsprechend des Gemüts und zack wird alles umgeworfen. Also: Salamanca und die via de la plata liegen nicht etwas plötzlich am Meer, sondern ich habe aufgrund der andauernden Schlechtwettervorhersage umgeswitcht und bin gestern von Madird aus nicht nach Salamanca sondern nach Barcelona gefahren. Hier an der Küste gibt es den Fernwanderweg GR92, der den Schlängeln der Costa brava folgt. Ich hatte gestern noch einen Abend in Barcelona (eine großartige Stadt, auch montags) und bin dann heute morgen zum Regionalzug, der mich innerhalb von 2,5 h an die französische Grenze gebracht hat: Portbou. Das wird anders ausgesprochen, als ich selbstbewusst gedacht habe und können tu ich’s weiterhin nicht. Dort hab ich mir ein schnelles Mittagessen reingeschraubt (das ganze Dorf scheint vorbeigekommen zu sein, die Tassen hoch) und dann gings los auf den gr92. Steil. Das Laufkonzept ist also ein anderes als gedacht. Die Etappen sind nicht ungelaublich lang, aber dafür immer wieder in Bergziegenmanier. So auch gleich die ersten paar Meter. Die Sonne kam noch raus und schon stand ich im Shirt da, schwitzend und rotgesichtig, dankbar für meine zwei Stöcke, die mir beste Dienst tun werden. Aber wunderschön ist der Weg. Kark, der Rosmarin blüt, überall Kakteen und steinige Wege. Irgendwann geht’s wieder bergab, zum nächsten Dorf, der nächsten Bucht. Das Dorf war ziemlich leer, die Bucht völlig entspannt. Dann ein bisschen hoch, über ein Halbinsel drüber. Überall Kiefern und es riecht nach Sommer im Süden. Nach der Halbinsel lauf ich ein großes Stück durch das „Dorf“ oder „Vordorf“ durch. Schöne Häuser, aber anscheind alle gerade leer, da Ferienhäuser. So ging es auch im eigentlich Dorf weiter. Alles dicht, kneipen dicht, Läden dicht, dummerweise auch Hotels und Pensionen dicht. Das ist der Grund, warum ich am tristesten Ort meines Lebens untergekommen bin. Mehr Fernfahrerhotel geht nicht. Das Wlan auch nicht. Daher bin ich in die erste offene Kneipe geflüchtet und jetzt in der zweiten (Zwiebelsuppe, Manchego, abends ist’s nämlich auch noch wirklich kalt). Hier werde ich bleiben, bis ich unglaublich müde werden und dann Bonne nuit tristesse. Morgen früh auf, laaaaange steile Etappe. Mal schauen, wie es mir morgen Abend geht. Sicherheitshalber habe ich schon mal völlig spießig eine Unterkunft gesucht. Und auch mal schauen, ob die gesamte Costa Brava im Winterschlaf ist. Nix mit Halligalli scheint’s, doch wieder Pilgerstyle. hmmmmm… A demain (hier sprechen übrigens aufgrund Grenznähe auch ständig Menschen franzöisch).

1000miles – jetzt nach Hause!

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25 km 350 hm


insgesamt gefahren: 2785km

Aufwachen. Ich hab soooo Körper. Alles zwickt. Kaffee, packen, schnacken. Jan und die Crew hatten sich ja gestern noch gewundert, wo ich bliebe. Es ist äußerst unüblich, vor dem Ziel nochmal 10 bis 12 Stunden zu schlafen und anscheinend war auch meine SMS 4 Stunden vorm Ziel nicht angekommen.

Er fragt mich, ob ich die Tour gute oder schlechte Erfahrungen gemacht hatte mit Leuten. Ich kann viel Gutes berichten, nix Schlechtes. Ich war auch immer gut drauf, bis auf 3-4 Situationen.

Ja liebe Leute, auch wenn es sich anders las, hatte ich wirklich kaum Frust. Ganz im Gegensatz zur letzten 1000miles 2015, da war ich wirklich oft schlecht gelaunt. Diesmal waren es 2 mal Dauerregen im nassen Schlafsack, das Aufkommen des Bremsenproblems und der Vormittag mit extemen Hüftschmerzen. Ansonsten hat mich kein Steilhang frustriert, keine Teufelei des Trackdesigns hat mich genervt. Ich wußte, was da kommt und ich hab jeden teuflischen Abschnitt als Challenge gesehen und mich gefreut, ins nächste Level zu kommen. Real life adventure game.

Ich hätte das viel schneller fertig machen können, das weiß ich. Ich hab viele Leute überholt, gerade am Anfang. Von der Fahrperformance her einwandfrei. Aber ich hatte viel Schlafbedarf und so einige körperliche Tiefs aufgrund der Nässe. Ich bin immer gegen meine eigene letzte Zeit gefahren und hab gleich nach 3 Tagen 1,5 Tage reingeholt. Aber im Schnitt bin ich bei 1 Tag stagniert und das war knapp zu halten!

Ich kann noch viel über Essen reden und über Rhytmus, aber ich sitz im Zug eine halbe Std. vor Wiesbaden und möchte das Thema Performance hier erstmal zu machen.

Also ich musste dann nochmal richtig Gas geben, um nach Selb in Schland zu kommen. Dort völlig stinkend und verschwitzt ein Ticket gezogen und jetzt sitz ich hier als Penner im Zug und schreibe die letzten Blogposts.

Liebe Leute, vielen, vielen Dank für die vielen aufmunternden Kommentare und daß ihr mir so die Stange gehalten habt! Ich freue mich sehr, daß dieses Blogexperiment gelungen ist! Es wird sicher nicht das Letzte sein!!

1000miles Tag 16 – Erzgebirge, Finish!

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125 km 2400 hm

bisher gefahren: 1720km

(HINWEIS: ich hab den Text von Tag 14 nachgereicht, lohnt sich also nochmal nachzulesen.)

Ich mag nicht aus dem Schlafsack. Endlich mal nicht nass, nicht kalt. Ich habe 10 Stunden geschlafen. Scheisse, jetzt haben mich sicher 10 Leute eingeholt. Die ganze Nachtaktion fürn Arsch. Ich bin in einem dieser Hurenhausdörfer an einer Bundesstr. in Grenznähe. Ein gelbes Etwas fährt vorbei. Lukasz? Es war Jakub, wie sich abends herausstellt. Den hatte ich zuletzt im Regen an der Bunkerstrasse vor X Tagen gesehen.

Also hopp, los. Diese Schlussetappe hatte ich beim letztem Mal um 5 begonnen, ca 30 km vorher, bin also jetzt um halb 9 im selben Takt ca. Allerdings, oh meiomei. Ziehen in den Beinen. Keine Energie. Ich quäle mich durch. Nicht langsam, aber ohne Spaß.

Stunden später Dorf, letzte Einkäufe, Mittagessen. Jetzt muss ich hoch zum Klinovec, nochmal ein 1250er mit ordentlich Vorbergen. Am Fuß des Hauptberges schlafe ich nochmal 1 1/2 Stunden auf einer harten Holzbank. Ich werde immer desolater im Kopf, also was ist den da so schwer, diese verfickte Schlussetappe fertig zu machen?! Also hoch. Es ist schwül. Oben regnet es wieder mal. Der Downhill runter bringt mir mein Adrenalin zurück. JAWOLL!! Das Handicap mit der fehlenden Bremse tut sein übriges. Immer die Frage, kann ich das hier ungebremst durchballern? Manchmal sogar die bessere Entscheidung. Ich verschmelze immer mehr mit diesem Bike, seit über 4 Wochen ist das mein Arbeitsplatz. Cyborg.

Unten kurzes Telefonat mit Anne. Jetzt Endspurt! Vollkommen zurück in der alten Form. 120% ich zieh durch. Fahre gegen meine alte Uhrzeit von damals, selber Sonnenstand. Aber da war ich auch auf 120%

Das Higlight ist ein ellenlanges Tal mit Abendsonne. Genau wie damals. Seht selbst die Fotos.

Dann wieder laange Abfahrt nach Kraslice. Der Belag hält immer noch. Dann wieder alles rauf auf 800m, es dämmert, wie damals. Oben zieh ich die Lampe auf, da kommt jmd. „Hello Pete!“ und fährt vorbei. „who is this?“ „Jakub!“ 10 min später überhole ich ihn. Er ist müde. Zuviel nass die letzten Tage.

Mir gehts blendend, ich zieh durch. Zum Schluß nochmal ein paar kleine Teufeleien auf dem Weg, zb Faustgroßer Schotter auf Ebene, nasse Wiese bergab, Schlamm, verwinkelte Trails usw.  aber egal, läuft.

Pfeifens komme ich in Skalna an. Organisator Jan fotografiert mich vor dem Zielballon. Viel ist nicht los, ich hatte viele Rider erwartet, aber die sind schon heim. Aber Christian ist da, ich freu mich. Hatte ihn am Altvater vorm CP2 kennengelernt. Er musste bei 500 miles abbrechen wg. Knie. Wartet nun auf seinen Kumpel Jakub.

15 Tage 9 Stunden. Ein Tag schneller, als beim letzten Mal.

Ich trink mein Bier, dusche. Jan meint, beim letzten Mal hätte ich mehr Party gemacht. Ich erzähle ihm von der jetzt schon legendären Lagerfeuerparty am Samstag. Telefoniere, geh ins Matratzenlager, schlafe. Es endet also unspektalkulär.

1000miles Tag 15 – durch

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85 km 1600 hm

bisher gefahren: 1585km

keine große zeit mehr zu tippen, daher Kurzfassung:

um 8 kurz vor Gipfel Cinovec bzw Zinnwald aufgewacht. Sonne. Oben im Dorf eine Family mit Tipi auf Abenteuerspielplatz, der sie für 1000miles Fahrer als Supportpoint anbieten. Kaffee, Toilette, Ich esse den lecker Kuchen von meiner Lagerfeuerparty.

Dann die heftige 20 km Wurzelpassage, meistere ich besser als beim letzten Mal. Nochmal 300 m Steilhang hochtragen, auch gut. Bin fest entschlossen, durchzufahren.

Der rest des Tages ist durchwachsen, sonnig, schwül aber kalt. Die Wälder dampfen aus. Mein Körper ist durch von Kälte und Nässe, ich komm nicht so recht in den tritt mehr ab Nachmittag. Dann alles auf halber Bremse, bergab macht überhaupt keinen Spass, weil ich den Belag regwlrecht abschruppern höre und mir jedesmal denke, schaff ich das ohne Laufen müssen bis Ziel?

Ich fahre die letzten  4 Std körperlich nur noch auf 30% dann um 9 Schlafplatz auf nem Spielplatz mit Pavillon.

Noch 110 km glaub ich, weiß nicht so genau

 

1000miles Tag 14 – Elbsandstein

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100 km 2200 hm

bisher gefahren: 1500km

den Text muss ich nachreichen, die App hat gerade 40 min Getippe gefressen und ich hab keine Zeit mehr.

Kurzfassung: Dauerregen morgens und Abends, zwischendurch schwül. Alles Nass, hintere Bremse kaputt, Beläge sehr knapp, keine neuen bekommen, Nachtschicht im Regen bis 6 uhr morgens, dann 2h Schlaf.

Vielen Dank an die Lagerfeuerparty, die mir nachts um 2 Hänchenschenkel, Wein, Kuchen und sehr nette Unterhaltung gegeben haben!

noch 190 km
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UPDATE
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nachgereichter Text:
Der Waldbiergarten auf 600 Meter. Ich wach auf, es regnet. Und zwar mal wieder richtig, es tropft das Tarpseil entlang in den Schlafsack und ich habs nicht gemerkt. Genervt pack ich mein Zeug und los gehts. Kaaalt! Scheiße ist das kalt, auch diese Nacht wieder gefroren.
Keine Bilder vom Elbsandstein, da Regen. Ein so schönes Tal, wie vor 3 Wochen an der Waldnaab. Sandsteinwände links und rechts. Leider düster und nass. Nicht anhalten, kalt. Hunger, durst. Ironischerweise ist das Wasser alle, seit 18 Stunden keine Möglichkeit gehabt.

Nach dem Tal nochmal ordentliche Berge. Durchziehn, muss nach Decin, es ist Samstag, um 1 machen Bikeläden dicht.

Regen endet. Ein Dorf, ein Laden. Meine Rettung erstmal. Tütenkaffe, Joghurtdrink, Wasser, Wasser. Ich möchte die Kolben der hinteren Bremse mobilisieren, denn durrch den Schlamm scheinen die zu zicken, denn ich muss beim Bremsen immer 2x Pumpen, um Druckpunkt aufzubauen. Ergebnis: Aus dem Hebel läuft Öl aus. Ok, Bremse hinten hat sich nun komplett erledigt. Danke auch. Bleibt eine sketchy Wackelei auf der Vorderbremse.
Ich telefoniere Bikeshops in Decin, keiner hat Beläge für Vierkolben Maguras. Ich lerne: auf solchen Trips kein Schnickschnack, NUR gängiges Material und am Besten mechanische Bremsen. Mit der Avid BB7 Seilzugbremse bin ich beim letzten mal einwandfrei durchgekommen. Scheiß Ölkram, unterwegs biste aufgeschmissen ohne Werkstatt.

Ich schaffs auch eh nicht nach Decin vor 3. Es ist alles immer länger, als man denkt. Ich esse für drei, Sonne scheint, ich fühl mich wohl. Überhaupt hab ich mords Energie heute. Lukasz schlägt auf, setzt sich zu mir. Wir quatschen lange, beide haben großen Redebedarf. Die Einsamkeit in der Wildnis fordert. Er zieht weiter, ich mache Blogposts. Btw., ganz sicher hat die Bloggerei am End auch einen ganzen Tag gekostet.

Billa, ich kaufe Unmengen. Schäme mich fast, mit soviel Gewicht loszufahren, aber morgen ist Sonntag und es wird viel Wildnis sein.

Platzregen, Gewitter, danach schifft es sich für 3h ein. Weg hoch zum Tafelberg hinter Decin. Keine Regenjacke an, nur Shirt, laufe auf Vollast. Es ist halb 8, ein rübezahliger Holzfäller drängt mir Schnaps auf. Ich erwarte Zuckerfusel, aber der hier ist saugut.
Jetzt der steile Steig auf den Tafelberg. Genau DAFÜR habe ich trainiert! Völlig bescheuert x mal Bikelifting, das bepackte Fahrrad zuhause die Downhilltrails auf die Hohe Wurzel raufgetragen. Der Berg hier macht mich nicht mehr fertig!

Oben spektakuläre Fotos. Mit genügend Restenergie fahre ich die technisch anspruchsvollen Trails auf der Fläche oben, statt zu schieben. Bei sowas baue ich immer Adrenalin auf. Deswegen entscheide ich mich, durchzufahren.
Unten eim Bushäusl, drin liegen Lukasz und noch 2. Sie meinen, es wär noch Platz. Es regnet, es ist kalt, mein Schlafsack ist nass. Vor mir sind 30 km schwieriges Sumpfland, die Wege werden eh matschig, pfützig oder völlig gesättigte Wiesen sein und eine Unmenge Kraft kosten. Das kann ich nicht brauchen morgens, also Lampe auf und los.

Es ist so kalt. Ich muss Vollgas geben, um auf Betriebstemperatur zu bleiben. Jede Pinkelpause Geschlotter und 2 min Muskelziehen danach. Die Wege sind schwierig zäh, man muss eh schnell sein, um überhaupt durchzukommen. Melasse. Stetig bergauf. Tieraugen links und rechts. Ein Schild „Militärgelände“ Es wird immer verwegener. Ich komme mir vor, wie auf einem fremden Planeten.

Regen läßt nach. Es ist halb 2 oder so, ich sehe Häuser. Höre Stimmen. Ein Lagerfeuer. Soll ich da mal hin? Ich überlege, brauche auch wieder Wasser.
Die Leute, alle so mitte 20, scharen sich um mich, sind voll interessiert, stellen viele Fragen. Ich kam stundenlang durch Sümpfe und spudele vor Energie und Eloquenz. Fühl mich pudelwohl, wärme meine Mushroom-Füße, esse 3 Hähnchenschenkel, bekomme Bier, Wein und Kuchen. (Letzteren hebe ich fürs Frühstück auf) Alles, was ich wollte, ist diese kalte Nacht durchbringen und jetzt bin ich auf einer Samstagabendparty mit super netten Leuten. Mitten im Nirgendwo.

Ich werde herzlichst verabschiedet, aber der Cowboy muss weiter gen Westen ziehen. Es ist 4 oder so. Aufstieg Cinovec bzw Zinnwald. Es dämmert, kälteste Zeit der Nacht. Weiter weiter. Ooooh meine Füße! Sie sind gesättigt mit Wasser, brennen, sind geschwollen. Diese nassen Wiesen… Also nur kurz anhalten, eincremen, neue Socken. Auf einem halbwegs trockenen Kieshaufen ausruhen. 2 oder 3 Stunden später wache ich auf, es ist hell, neuer Tag.

 

1000miles Tag 13 – Nordkap

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120 km 2600 hm

bisher gefahren: 1402km

Die Nacht war so kalt, daß ich wirklich alles an hatte. Lange Unterbux, Softshell, Hardshell, Daunenweste als Hose mit den Beinen durch die Ärmel zum Hüfte wärmen, Buff, Kapuze, Mütze, Rettungsfolie und sogar das Tarp als Decke. Trotzem schlecht geschlafen und dann verschlafen. Auf einmal schlug die Crew vom Checkpoint auf, früher Vogel hhnnngarrng…… eile kommt auf, so gehts ja nicht.

Ein Dorf, ein Laden, alle kaufen ein, gemeinsames Frühstück und Schnack. Ich esse 7 süße Teilchen.

Dreiländereck Polen, Cesko und Schland, dann Grenztrail. Ich laufe immer noch auf Adrenalin, körperlich bin ich seit der Hotelnacht in Höchstform.

Irgendwo fotografiere ich einen netten Beagle, wie er auf einem Asphaltpatch sitzt. Eine Minute später beisst er mich ohne Ankündigung von hinten in die Wade. Ich verfalle in apokalyptische Raserei. So ein Pfefferspray ist auch nie so schnell gezogen, wie man ihn braucht, aber ich hätte fast das Fahrrad auf diese Kotschleuder geworfen.

Nach Betaisodonna und Wundpflaster gehts weiter. Nix Schlimmes, nur ärgerlich.

Später sehr leckeres IPA. Falkenstejn. Immer, wenn ich IPA trinke, regnet es danach. Jacke an, Jacke aus. Zu hohe Betriebstemperatur.

Pete die Lok ist bereit für den gefürchteten Nordkap. Wurzeltrails die praktisch unfahrbar sind. Egal, es dämmert eh. Mit Licht stolpere ich den Scheissdreck einfach durch, mittlerweile hab ich einen Gleichmut entwickelt, wie ein Ackerochse.

Ich bin der Meinung, die steilen Arschlochberge nach dem Nordkap auch noch machen zu müssen, damit ich sie nicht morgen früh als Erstes auf dem Teller hab. Außerdem muss ich morgen am Samstag rechtzeitig in Decin sein, um mein Bremsproblem zu lösen.

Auf 600 Meter an einem unbesetzen Waldbiergarten bau ich mein Lager auf und möchte noch bloggen, schlafe aber mit Handy in der Hand ein.

1000miles Tag 12 – Riesen, Iser, Checkpoint 3

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100 km 2700 hm

bisher gefahren: 1282km

natürlich komm ich nicht vor 8 aus dem seltenen Bett. Ganz klar. Aber wenigstens hat schon der Bäcker offen und ich hau mir 5 süße Teilchen und 3 Kaffee rein. Dann geh ich in der Morgensonne die 600 hm Aufstieg an. Geht schneller, als ich dachte.

Es ist sehr kalt. Sicher nur 5 Grad. Auf 1350 ist eine Art Berghotel und die haben auch ein Matratzenloch für 1000miles Fahrer eingerichtet. Das hätte also gestern noch klappen können, wäre aber weniger gemütlich gewesen, so tropfnass.

Runter muss ich größtenteils schieben, so will die Regel des Krkonosz Nationalparks, wie das Riesengebirge hier heißt. Es ist auch explizit Regel bei 1000miles.

Im Touri Bergdorf Spindlermühle gehe ich in 3 Bikeshops und bekomme keine Magura MT5 Beläge. Mist. also weiter. Einige Steilhänge sind zu machen, dann ein schneller Schweinebraten in einem Bergrestaurant. Es geht ins Isergebirge. Die Hochstrasse auf 1100 m lässt sich ganz flowig fahren, beim letzten Mal hatte ich ziemlich gezetert. Da war ich wohl schon durch.

Dann 1km Grenzweg nach Polen, Sumpf und nasse Füße. Naja ich wußte ja, was kommt. Der Morast hier ist schwarz. Es ist kühl, also trete ich den Höhenweg durch Polen rauf zum Steinbruch. Dort ein ausgiebiges Vorräte fressen und ich kann sogar die Schuhe etwas trocknen, obwohl der Rückweg nach Tschechien ja nochmal morastig werden wird.

Runter vom Isergebirge. Ich fühl mich gut, daß der Sumpfscheiß meine Laune nicht verdorben hat, und jetzt kommt der Flowtrail bei Hejnice als Belohnung. 15km Pumptrack und mein Adrenalin schießt auf Anschlag. mit diesem Schwung laufe ich am Checkpoint 3 ein, trinke ein Bier, schnacke, lass mich mit Süßigkeiten beschenken, schau mir das Elend mit meinen Brakepads an und ziehe noch vor Dämmerung weiter. Meine Strategie ist, die Arschlochberge immer abends zu machen und mir was für morgens zum Einrollen zu suchen.

An einem Wegweiser bau ich meine Sachen auf und bekomme die kälteste Nacht der Tour.

1000miles Tag 11 – Riesengebirge

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96 km 2450 hm

bisher gefahren: 1182km

Am morgen um halb 6 weckt mich ein Pilzsammler, der sein Mopped direkt an meinem Baum abstellt. Früher Vogel und so. Also hopp. Sonne scheint.

Dorf, einkauf. Viele von uns, auch die Gruppe wieder. Ein Radladen hat meine Beläge nicht, zu exotisch.

Sonne, es geht richtung Adrspach. Hier im Wald sollen schöne Sandsteinformationen sein, aber wir kommen da nicht vorbei. Dann wieder bergauf, Grenztrail durch Heidelbeeren, nach Polen. Ein super steiles Stück bergab folgt, ohne Downhillbike und Todesmut unfahrbar. Ich stolpere runter.

Es geht ein Stück in Polen lang, dann wieder ein langer Anstieg. Zwei von der Vierergruppe sind vorgeprescht, mit denen hab ich ein längeres gegenseitiges immer wieder überholen.

Vor dem Riesengebirge muss ich aber anhalten und essen. Ein Abstecher ins Dorf stellt sich als Humbug heraus, die Lokale sind zu. Bei einem Metzger kaufe ich Knacker, damit die Aktion nicht ganz für die Katz war.

Ich esse meinen Rucksack leicht. Jetzt kommt der Anstieg. Hier treffe ich immer wieder die beiden hinteren der Gruppe, Gaby und Milosch.

Der Aufstieg auf 1150 geht durch Polen und ist insofern hart, weil man 2 mal mehrere hundert Höhenmeter vernichtet. Ich bin im Tageszeitlichen Gleichtakt mit vor 2 Jahren, bis auf den einen Tag Vorsprung halt. Also weiß ich, was ich heut noch schaffen kann. Andscheinend waren wir hier aber 2015 besser drauf, viele Rampen hatte ich weniger anstrengend gespeichert.

Es fängt wieder schiffen an, wieder so richtig. Oben an der Grenze ist ein Strassenpass, dahinter Restaurants. Ich lese „Brauerei“, ein Schickimickigebäude lacht mich an. Drin die beiden aus der Vorhut, sie wurden also nicht nass. Ich trinke IPA vom Fass, sowas gutes gab es lange nicht mehr. Palatschinken. Die beiden anderen kommen. Gaby spricht deutsch mit mir, die 3 Männer können nur etwas englisch.

Draussen regnet es und vom Bier todesmutig stelle ich mich der nassen Abfahrt. Es ist 19 uhr, um acht sollte ich in diesem einen Skiort sein und dann kann ich ja noch die 600 Höhenmeter auf 4 km durch die Nacht schieben.

Doch dann verlässt mich der Mut, bzw die Idee ein Zimmer mit heisser Dusche zu nehmen, ist zu verlockend. Wir reden hier von 1350 Meter, wo meines Wissens eine Berghütte ist. Von der ich jetzt nicht weiß, ob sie offen ist… so rationalisiere ich mir das zurecht und gehe zum Hotel, wo ich damals mit Nik war. 27€ sind gern gezahlt für eine lange heisse Dusche. Ich schlaf mit den Handtuch um sofort ein und löse eine Alarmkette aus. Als ich um 1 aufwache und das Handy aus dem Flightmode nehme, lauter SMS und verpasste Anrufe. Ich habe meine obligatorische Status SMS an 1000miles nicht geschickt, außerdem ist der FollowMe Tracker nicht zu sehen. (Klar, Rad steht im Keller) Ich mache Schadensbegrenzung. Oh man. Und noch so viel zu tun, Sachen aufhängen, 2 Tage Blogosts schreiben. Jetzt ist es gleich 3 Uhr, noch 2 Stunden Schlaf.

1000miles Tag 10 – Polen, Ostfront

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100 km 2400 hm

bisher gefahren: 1088km

Dauerregen. Ich lieg in der Matte und denk mir, oh nee, ne? Da hab ich so gar keinen Bock mehr, das erste Mal so richtig. Suche schon wieder Zugverbindungen raus. Ok, dafür müsste ich aber auch aufstehen. Packe also meine Sachen und trappe frustriert los. 

Oben ist schon der erste Weltkriegsbunker. Ich komme bald an die lange Bunkerstrasse. Aber erstmal ein Dorf, Einkauf, Frühstück. Ich sitze am Trinkerbänkchen und spachtel schon wieder Unmengen weg. Unglaublich, wie viele Mengen ich die Tage esse. Beim Einkaufen denke ich immer, bist du bescheuert, so viel schleppen? Und dann verschwindet alles im Lauf des Tages. Mittlerweile esse ich auch zusätzlich permament Riegel während der Fahrt. Am Lenker links unter dem Gps ist eine extra Riegeltasche und ich achte, daß die immer voll ist. 

Es regnet weniger, dann wieder platz. Nach einem technisch anspruchsvollen Wurzeltrail komme ich auf die Bunkerstrasse. Alle paar hundert Meter steht ein vermooster Betonsaurier im Nebel. Das ist hier jedesmal das Gefühl, als wär man Moorsoldat. Ich kacke in einen metertiefen Bunkerschacht, der offensichtlich genau zu diesem Zweck angelegt wurde: es ragen mehrere Rohre aus dem Bunkerinneren. Den ganzen Tag noch werde ich mich darüber lustig machen. 

Der Berg hier zieht sich langsam von 500 bis auf 1050 hoch und dümpelt dann oben rum. Ein Projekt. Es schifft wieder komplett, die Klamotten sind gesättigt, mir ist es jetzt auch echt schon wurscht, ich trampel wie eine Lok und esse Riegel. 

Im Nebel auf der Grenze zu Polen steht ein Restaurant. Ich sehe es nicht, aber ich weiß es vom letzten Mal. Wäre ich vorbeigefahren, käme erstmal für heute nichts mehr, denn vor mir liegt eine Etappe polnisches Niemandsland. 

Drin sind viele nasse Wanderer und ein paar Leute von uns. Ich setze mich dazu. Alle haben sie ihr Kompletttief, das hab ich ja schon seit dem Morgen hinter mir. Suppe, Schnitzel, Palatschinken, Kaffee, Bier. Blogpost machen. Weiter gehts. 

Polen klart dann etwas auf, man sieht sogar Landschaft. Ich treffe öfters eine Vierergruppe, die mittags im Restaurant geschlafen haben und ziemlich durch aussehen. 

Dieser Abschnitt ist sehr schön, ich bin nass, fit und gut drauf. Abwechslungsreiche Strecke mit Wiesen, Trails, Almen, Wald. An einem Ort namens Karlov muss ich hinten wieder (!) Bremsbeläge wechseln. Jetzt wirds kritisch, wenn so hoher Verschleiß ist. Keine mehr übrig. Ist das der Schlamm? Nach dem Wechsel hab ich immer noch einen beschissenen Druckpunkt, muß immer mehrmals mit dem Hebel pumpen, bis die Hydraulik Druck aufbaut. 

Es ist schon dunkel, aber ich kann noch ewig. Aufstieg zur Grenze, dann einen schweren Sandsteintrail runter. Ich pfeife durch den Wald. Irgendwan in Tschechien baue ich mein Haus auf. Später noch fährt die Gruppe vorbei, die haben jedenfalls einen längeren Atem offensichtlich. Ich esse noch die restlichen Vorräte komplett auf.

1000miles Tag 09 – Schneeberge

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90 km 2400 hm

bisher gefahren: 988km

Irgendwie verpenne ich. Oder will einfach nicht aufstehn um 6, um 8 dann muss ich noch 2 tage blogposts nachholen, was mich dann irgendwann kirre macht. Ständig verlassen Rider das Camp. Dann noch die Dusche mitnehmen, packen, es zieht sich.

Tilo hat nir ein Carepaket hinterlassen: 2 Riegel und Energypulver. Ich freu mich sehr. Also hopp los, es ist nach 11, als ich hier loskomm. Das soll sich noch rächen. Dann noch einkaufen,   denn jetzt kommt lange nichts.

Die Etappe ist total neu für mich. Letztes mal sind wir wegen Sturmschäden über Strassen und Dörfer geführt worden, daher habe ich keine Vorstellung, wie einsam dieses Gebirge sein wird. 70 km durch Fichtenwald, ein landschaftliches low light. Nach versumpften Grenztrails, die schonmal ein Vorgeschmack auf den Hochmoortrails im Isergebirge sind, wechselt Schotter mit Asphalt. Viele Höhenmeter. 650, 800, 700, 950, 750, 1150, 980, 1180 und so weiter in mäandern am Hang entlang der Schneeberge, wie meine Mutter sagt.

Keine Menschen, keine Infrastruktur. Aber 4G Internet. Podcast runterladen. Es ist schwül, ich trinke Wasser aus einem Gebirgsbach. Es gewittert, es ist wieder schwül, es gewittert wieder. Jacke an, Jacke aus. Keine Menschen. Warum auch hier?

Meine Pläne gehen nicht auf, das Ding ist einfach zu lang. Als wieder im Tal Häuser auftauchen, ist es schon 8. Eine Pizzeria hat zu. Ich esse die letzten Vorräte. Dann einen Steilhang hochstemmen in ein kleines Zwischengebirge, es ist schon dunkel. Müde. Und noch Planenkonstruktion machen, es wird ja wieder regnen. Ich chatte mit Anne, fall in Schlaf.

1000miles Tag 08 – Altvater, Checkpoint 2

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138 km 3200 hm

bisher gefahren: 898km

Morgens ist es nochmal schwer, aber dann läufts bald Ok. Ich fahre immer noch gegen meine alte Zeit an, bisher stagniere ich seit 4 Tagen auf 1 Tag schneller. Heute kommt der Altvater dran, keine leichte Tour. Vormittags hat in einer kleinen Stadt ein Laden offen, trotz Sonntag. Treffe einige Fahrer. Einer ist auch Franke, aus Nürnberg. Er möchte bei 500 meilen am CP2 aufhören, hat Schmerzen. Ich bin froh mal wieder fränkisch zu reden.

Mittags will ich im letzten Dorf vor dem großen Berg nochmal Wasser aufladen. Eine Familie läd mich zum Grillfleisch und Wein ein! Fragt mich immer wieder, ob ich nochwas will, ich sag jedesmal ja. Was ein Fest! Die Kinder springen um mich rum, bewundern mein Fahrrad. Diese netten Menschen haben mich heut reich beschenkt!

Der Aufstieg zum Vorberg des Altvater macht spaß. Hart aber gut, das meiste fahrbar. Es geht wieder runter, dann lange und steil hoch zum Pumpspeicher nr2 dieser Tour. 600 hm, ok Projekt. Ich teile es mir in gedankliche Häppchen ein. Gewitter zieht auf, eine halbe Stunde vorm Gipfelbecken! Wieder Angst vor Blitz. Aber die Zelle zieht weiter, zum Hauptberg des Altvater, an meinem Ziel vorbei.

Oben dramatisches Licht. Ich laufe am Damm entlang, dann Abfahrt. Nun die harten Teile, die mich beim letztem Mal zermürbt haben, es gibt nochmal elende Ziehwege und zum Schluß nochmal 450 Höhenmeter, die auf,der karte ganz harmlos aussahen. Aber ich weiß ja was mich erwartet und ziehe gut gelaunt durch. Um 22:30 komme ich im Checkpoint 2 bzw Ziel 500 Meilen an.

1000miles Tag 07 – Schmerz

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87 km 1700 hm

bisher gefahren: 767 km

die nacht war mal nicht kalt, aber immer noch ist alles feucht und klamm. bei meiner Morgendehnerei schmerzt mein Oberschenkelmuskel innen, ich krieg ihn nicht weich. Die nächsten 10 km laufen gar nicht. Ich kann nur unter Schmerzen fahren. Jagthütte, Frühstück, bissl Schlafen. Weiter, der Schmerz zieht ins Gelenk. Ich quäl mich zur einfachstes Terrain. 

In der Sonne hänge ich meine Sachen mal komplett alle zum Trocknen auf. Ich hänge 3 Stunden nur rum, denke an Aufhören. Suche mir schon Züge raus. Wie soll ich denn fahren, wenn ich hier nur 1/4 laufe? frustriert zieh ich dann weiter. Langsam läufts, aber nur mit Schonhaltung. 

Raus aus dem langen Wald. Ich erinnere mich an ein Restaurant und esse erstmal Suppe und Braten. Schreibe einen Blogpost. 

Weiter gehts und die Schmerzen sind komplett weg. Ich vermute ich hatte mir einen Zug geholt? Naja beobachten. Aber es geht easy über leichtes Land, ich ziehe wieder durch. Ich sehe Schilder, wo irgendwelche Fahrer von uns angefeuert werden. Ich komme also ins Fanland? Gut!

Bei einem Vietnamesenladen decke ich mich pfeifend für den Sonntag ein. Er fängt auch an zu pfeifen, so von wegen hier in dem Laden bin ich der, der pfeift. Draussen fahren 2 Rennradler vorbei, halten an, kommen zu mir und sprechen mich an. Ich so: english? Sie sagen radebrechend daß sie das 1000mil vom Internet kennen, daß sie das mega krass geil finden und daß ich doch verrückt sei! Ahoi! 

Die nächsten Stunden hab ich wieder meine alte Form und fahre bis 1 Std nach Dämmerung. In einem Feriengebiet voller Dacias suche ich mir einen Carport. 

1000miles Tag 06 – Grenzland

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80 km 2500 hm

bisher gefahren: 680 km


um 5 zieht mich die feuchtigkeit raus. Flussnähe. Ein betrunkener vom Staff bietet mir Bier an, ich lehne dankend ab. Am Feuer steht tatsächlich ein Rider mit Pivo in der Hand, ob er sich Mut für die Flussüberquerung antrinkt?

Tatsächlich ist da, wo der Track rübergeht, keine Untiefe. Boden ist nicht zu sehen, auch kein Pfad oder sowas. Wieder so eine Teufelei, letztes Mal war unsere Furt 2 km weiter unten. Soll ich da hin? Ich sehe leider kein Versuchskanninchen. 

Irgendwann finde ich eine Stelle. Ich trage Rucksack und Bike getrennt rüber, ist zwar nur, hüfttief, aber der Fluss hat ordentlich Druck und unten liegen lauter rutschige Pebbles. 

Drüben nutze ich den Fluss, mich und Klamotten zu waschen. Letzteres wird sich noch als Idiotie herausstellen. 

Das alles frisst Zeit, jetzt ist es bald halb 8. Ein paar Paddelcamper auf dem Weg den Fluss entlang bieten mir Kaffee an und Brownies. Das rettet mich gerade, ich bin super dankbar. 

Ein Laden. Ich decke mich ein mit Riegeln und Brotzeit, treffe andere Riders. Alles Leute, die ich den ganzen Vormittag sehen werde, und dann nicht mehr. Ich falle seit Tagen zurück. 

Aufstieg ins Grenzgebirge. Es gewittert. Eine Verlegenheitspause unter einem Baum stellt sich als sinnlos heraus, denn es wird 5 Stunden dauerregnen. Das teils steile Grenzgebirge ist super schlammig. 

In Tschechien angekommen brauche ich lange, um den Flow zu finden. Es hört auf zu regnen, ich hänge meine dauerfeuchten Schlafsachen über einen Zaun, esse und schreibe 2 Blogposts. 

Weiter auf steilen Schiebestrecken, es wird sonnig. Auch in mir geht eine Sonne auf. Meine Mitfahrer, denen ich sporadisch begegne, können auch mal lächeln. 

Trotzdem, diese kleinen Gebirge sind hart, steiles auf und ab wie beim Herrmannsweg auf dem Cherusker Track. Dann kommt noch ein Stück, da ich nicht kenne, neue Zusatzkilometer. 

Lauter kleine Verzögerungen. Jacke an Jacke aus, Bremsbeläge wechseln, Pissen, Schaltung ölen. Ich komm einfach nicht voran, ich wollte doch km schrubben. 

In Visovice einkauf. Mikal oder Michael, mein Mitschläfer aus der Bushalte taucht auf. Sein Gps hat dem Wasser nicht standgehalten, er navigiert mit Smartphone, was aber nicht wasserdicht ist. Verschärftes handycap. 

Sturm zieht auf. Ich gehe noch in einen Biergarten, aber eher um das Klo nutzen zu können. Dann los, es wird dunkel. Ich möchte noch 40 km machen, scheissegal wie. Hab erst 60. 

Was jetzt kommt ist nur noch schieben, bzw stemmend schieben. Üble steilheit. Bissl runter, dann wieder supersteil rauf. Aufsteigen lohnt fast nie. 

Gut, die Arbeit muss gemacht werden. Besser jetzt als morgen früh. Im Kopfhörer läuft eine Analyse über die Serie Westworld. Das hilft. 

Ich suche gg 12 einen Pennplatz. Weit bin ich nicht gekommen. Aber Augen sehe ich permanent wegen der Kopflampe. Die Tiere flüchten nicht, sie schauen mich nur an. Hasen, Wiesen, Rehe. Ein junger Iltis. 

Auf einer Wiese in 700m finde ich ein verlassenes Haus. Vollmond. Im Schuppen nebenan hänge ich die Matte auf. Ich erwarte immer noch Gewitter, es hat mehrere Zellen links und rechts. 

1000miles Tag 05 – Checkpoint 1

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100 km 2700 hm

Ich bin schon bei Tag 6 während ich hier 2 Blogposts für 4 und 5 tippe und warte, daß ein paar Sachen trocknen, aber dazu morgen. 

Ok also der Verkehr treibt mich aus dem Bushäusl und los gehts in das von mir getaufte „Gebirge, das keinem weh tut“. Es regnet. Ich ergänze den Namen um ein „fast“. Um halb 7 oben frühstücke ich mit schlechter Laune, weil es nicht schmeckt, diese Wurst und der Käse, der beim Beissen quietscht. 

Um 8  in der Kleinstadt Nitrianske Pravno stehe ich vorm noch geschlossenen Bikeshop, aber der „Bike Doctor“ (sic) kommt schon an. Was ein cooler Typ! Gibt mir 2 Espresso und zufällig hat er auch einen Maxxis Tubeless reifen, den er mir binnen 10 Min aufzieht, mit Milch und allem pipapo. Ich hatte schon befürchtet, mit Schlauch fahren zu müssen. Er schenkt mir noch Energiegel und Traubenzucker und macht noch ein Foto für sein Facebook. 

Dann Einkauf und währen ich frühstücke, trocknen meine Schlafsachen in der Sonne. 

Ok also ich muss jetzt mal weniger Details erzählen, das Getippe frisst viel Zeit. Der Tag war sau anstrengend, aber auch sau gut. Ich hatte meine Essintervalle und Energie gut im Griff, das Wetter war gut und die vielen bergauf und abs dieser harten Bergetappe nicht frustrierend. Die steilen Rampen zum Ende, wo Nik und ich damals eigens eine Arschlochbergskala entwickelt haben, hatte ich ja kommen sehen und gut gemanagt. Rampen, teilweise zu steil zum Schieben, da zahlte sich mein Tragetraining auf der hohen Wurzel aus. 

Dann kam ich beim Checkpoint 1 an, der berüchtigte Partycheckpoint. Eigentlich wollte ich noch die Flussüberquerung und 30 km machen, war auch voll mit Adrenalin, aber schnell hatte ich 2 Bier und 1 Schnaps intus, also lieber Kleine Projekte wie Hose nähen, Körperpflege, Ordnung machen, Kette ölen, Bilder aussuchen. Mit dem Handy in der Hand dann eingeschlafen. 

1000miles Tag 04 – Magura, Kriszna

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90 km 2800 hm

Die Nacht war wirklich wieder saukalt. Alleine das Tippen des gestrigen Blogposts mit klammen Fingern war abenteuerlich. Also kam die Rettungsfolie aus dem Medipack zum Einsatz, in der sich leider auch die eigene Feuchte sammelt. 

Naja um 5 treibt mich die Sonne raus, immer noch skurill, wie früh das hier losgeht. Also schön Dehnübungen in der Morgensonne an diesem sehr schönen Morgen, schnell wird mir wieder warm. Gepackt und schlag 6 nach dem Nightbanverbot rein in die Zone. Meine beiden Nachbarschläfer brauchen noch ein bissl, aber unten im Einstieg lauern schon 2. Bald sind wir 5 und Robo aus Pilsen, den ich gestern im Biergarten kennengelernt habe, freut sich, mich zu sehen. Wir schnacken, aber bald fehlt die Puste.

Der erste Aufstieg am Magura vorbei fällt mir leicht, ebenso der Downhill. Es ist etwas tricky mit der Temperatur, entweder ist mir zu kalt oder zu heiss, Jacke an aus an aus. 

Unten im Tal der Holzrücker finde ich Wasser und dann wieder aufwärts. 

Es gibt später 2 supersteile lange schiebepassagen, die eine weniger verschlammt, als beim letzten Mal, die andere aber killt mich. 

Kopfschmerz, der Downhill macht keinen Spass mehr, im kleinen Dorf unten kaufe ich ein paar Sachen und weiß gar nicht, was ich jetzt wo am besten machen soll. Verkehr, irgendwie hab ich auch gerade Kulturschock. 

Hinter einer Kirche trockne ich meine Schlafsachen in der Sonne, döse etwas, creme Füsse ein. Jens kommt an, wir schnacken kurz. Er meint, er hat etwas Angst vorm Wetter. Ja es ist auch potentiell instabil, genau wie vor 2 Jahren. 

1000 Höhenmeter am Stück liegen vor mir. Nightbanzone wieder, dh ich muss um 8 das Gelände verlassen haben. Der Kriszna ist ein guter Berg. 1600m, höchster Berg der Etappe und sieht aus, wie eine hochskalierte Wasserkuppe. Lässt sich 600hm fahren, der rest wird geschoben. Oben gibt es einen kurzen, aber saugeilen Downhill bis zum Restaurant. Wie ich so dahinballer, werde ich gefilmt. Es müsste also in 2 Tagen oder so ein Video auf Youtube sein. 

Einmal Schnitzel, einmal Huhn, ein Bier. Bei der  Abfahrt spüre ich was Hartes ins Hinterrad einschlagen. Ich halte an, Milch spritzt aus dem Hinterreifen. Ich halte meinen Daumen drauf, wie bei einer Wunde und versuche den Schlitz mit einer Rettungswurst zu kitten, er ist jedoch zu groß. Der Kamerajeep kommt, ich werde gefilmt, wie ich notdürftig den Reifen von innen mit Flicken und Gaffa patche und einen Schlauch reinziehe. Da die verschiedenen Versuche viel Zeit fressen, wird es jetzt doch knapp mit dem Ende der Nightbanzone vor 20 uhr. Zum Glück kann ich fahren, aber ich weiß, das hält nicht die morgige Etappe. Ich brauche einen neuen Reifen. 

Ich schaffs noch locker raus aus dem Kriszna Gebirge, aber ohne viel kucken und foto machen. In der nächsten Stadt haben die Läden schon zu, ich setze mich in einen Biergarten, esse und mache meine Bildauswahlroutine.

 Als ich im Dunkeln über Land weiterfahre, sind überall um mich rum Gewitterzellen. Ich habe sehr viel Angst vor Blitzen. Auf einmal, mitten in der Pampa ein Bushäuschen. Vollbremsung, jes die Rettung. Da liegt auch schon einer drin. Wir babbeln kurz, ich hänge die Matte an die Sparren und bin auch hundemüde. Es fängt an zu regnen. 

Alles in allem ein guter Tag mit Tiefen, das mit dem Reifen hat jetzt nicht für Frust gesorgt, weil ich musste 1. nicht laufen und ich habe 2. einen Bikeshop in 20km auf dem Weg ergoogelt, das sollte morgen vom Timing her passen. 

1000miles Tag 03 – Niedere Tatra

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102 km 2300 hm


5 std Schlaf, die Kälte treibt mich raus. Müsste so 5 grad haben. Zack, los, warmfahren. 

Ich bin seehr schwach. Heute ist der 1200m hohe Pumpspeicherberg in der niederen Tatra dran und die Vorhügel am Hang entlang ziehen sich auf und ab, 750m, 900, 700, 1000 und so weiter. 

Ich hab mega Hunger und knappes Wasserbudget, 50 km Wildnis voraus. Esse meine karge Brotzeit zum Frühstück, hätte aber lieber Pasta. 

Irgendwann schlaf ich ne halbe std auf einer Almwiese in der Sonne, dann kommt Thilo und noch ein anderer Deutscher, dessen Name mir grad nicht einfällt. 

Thilo hat Öl besorgt. Guuuder Mann. Gibt mir was davon ab, Ölverbrauch ist sehr hoch die Tage, heute schon 2x
Der Pumpspeicherberg ist zäh und schmerzt heftig.  Ich lenke mich mit Podcasts ab. Zum Ende noch das Schmankerl, Fahrrad den Damm hochtragen. Naja ich hans ja gewusst, also nicht mehr soo schlimm. 
Ich eile unten dann zu einem Restaurant. Schnitzel, Krautsuppe, Obstsalat mit Huhn, Kofola, Bier. Der Akku muss dringend voll werden. 

Es ist 15 uhr, ich beschliesse, dass ich den Magura in ca 45 km nicht vor 8 uhr überwinden kann ohne Zeitstrafe, weil diesef fiese Berg in einer Nightban Zone liegt. Also stelle ich mich auf hincruisen ein, besuche einen Laden um für die nächste Wildnis vorzusorgen und halte dann nochmal an einem Bierstop. Überall treff ich Fahrer, denen es auch so geht. 

Ich fahre mit einem bis zum Anfang Nightban, um 9 sind wir da. Endlich mal Zeit zum Bloggen und dann Schlafen. Allerdings hab ich mir die Rettungsdecke aus dem Medipack geholt, es ist jetzt schon saukalt, hier auf 700m

Morgen wird härter, der 1600erter steht bevor. 

1000miles Tag 02 – läuft

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140 km 3000 hm

um 6 nach knapp 3 Stunden Schlaf treibt es mich aus der Matte, weil schon wieder lauter Fahrer unterwegs in ca 20m an mir vorbeirauschen. 

Das zähe Ende vorhin hängt mir noch im Nacken. Beim kleinsten Anstieg tut alles weh und Kaffee gibts auch nirgends. 

Im übrigen wird dies ein sehr guter Tag werden, nur weiss ich das noch nicht. 

Erstmal treff ich einen, dem die Schaltung abgerissen ist. Mit Singlespeed möchte er zur nächsten Stadt fahren, nur reisst ihm alle paar km die Kette. Ich kann ihm nur Glück wünschen. 

Dann 2 km bergauf durch eine Ackerspur. Dieser Boden ist wie Superkleber und wickelt sich zusammen mit Grashalmen zu einer Art Beton um die Reifen, der sich dann am Rahmen festfrisst. 

Im letzten Ort vor den Bergen treffe ich meinen Mitstreiter Thilo am Supermarkt und wir frühstücken. 

Der erste Anstieg ist gut und macht Spass. auf halber Höhe an einer Berghütte hat sich das Orgateam eingenistet und ich schnacke mit den Leuten und mach den 1. Blogpost. Ein Fotograf zeigt mir Bilder von mir, nachts mit Unterhose durch die Furt. 

Überhaupt werde ich den ganzen Tag Fototeams treffen, die auf Fahrer an neuralgischen Punkten warten, es gibt also sicher einige Pics von mir auf der 1000miles seite. 

Das 2. Gebirge nach einem Stausee hats nochmal gescheit in sich, ich erinnere so einige Frustmomente vor 2 Jahren. Aber heute gehts saugut durch die schöne Landschaft. 

Hinten runter freue ich mich um meine 150mm Federgabel, denn ich kann heute einwandfrei runterballern, statt mit tauben Händen zu eiern. 

Das Tal danach zieht sich, dann viel auf und ab  bis zu einer Stadt. 

Pizza Margherita. 

Zieh mich warm an und fahre im dunklen zu einer Stelle, wo ich mit Nik damals die 3. Nacht gemacht hatte. Bin also heute 1/3 schneller. 

1000miles Tag 01 – 1000 Worte für Morast

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160 km 2067 hm

nach einer sehr angenehmen Nacht im EuroNightTrain ging es nochmal 2 Stunden mit dem Bus bis zum Start am Dreiländereck Slowakei, Polen, Ukraine. 

Einige nette Kontakte mit deutschen Mitfahrern geknüpft, dann gings schon los pünktlich um 15 uhr. Ich fuhr nonstop die ersten 60 km, musste mir erstmal die Hörner abstossen. kurze Pause, weiter, schon 3 Gebirge. 

Teils viel Schlamm, bei der ersten schlammigen Abfahrt 3 mal über den Lenker gehüpft. Ok, vorsichtiger sein. 

Dann die erste Furt. Niemand nimmt die durcjs Wasser, man müsste Schwimmen. Einfach zu tief und schnell heute. 

Die regel ist, nimmst du nicht den Fluss, nimm die nächste Brücke in 8 km, aber du musst beide Flussufer nach Gps Track anfahren. Das ist insofern hart, weil die Wege zum Ufer total Morastig sind. Fieser Morast, der sich überall fest frisst. 

Es wird dunkel. Ich umfahre also mit Kette rechts, vollgas, Gegenwind. Einmal drehe ich mich um, erschrecke kurz, in meinem Windschatten sind ca 10 Mitfahrer! Ich spiele das Spiel noch 4 km aber keiner löst mich freiwillig ab, also gang runter und hinten eingereiht. 

Die 2. Furt ist passierbar, also Hose aus, rad geschultert und durch. Schuhe sind nun nass und bleibens auch. 

Dann weiter durch Morast, dann 20 km Strasse, dann wieder Schlamm. Meine Schaltung streikt, zugspannung nachziehen, Öl zum 3. mal. 

Dann das letzte Gebirge, ich will das heut noch machen, es ist 23 uhr. Ich treffe meinen bekannten Thilo vom letzten Mal und wir quälen uns rauf. Oben will ich nicht schlafen, die Abfahrt wird schwer. Morast morast. Ich steige 3 mal über den Lenker. 3 cm Schlamm auf den Reifen, oder 5 kg. 

Kurz vorm Dorf, Hägematte, es ist 3 uhr und dämmert bereits. In der Ostslowakei geht um 4 die Sonne auf. Ich schlafe ein. 

WI-Prag Tag 15 – every fucking inch!

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60 km 405 hm

Gesamtwegstrecke: 1039,2 km

Höhenmeter: 8582 hm

Höhe max: 774 m (Rhön)

reine Fahrzeit: 72,5 Stunden

Schnitt in Bewegung: 14,1 km/h

Nachts tuckern noch die Boote über die Moldau und die partylustigen Tschechen erzählen sich Witze. 

Irgendwann fängts an. Ich hänge ziemlich nah am der Plane und der Wind kommt von rechts. Erinnerungen kommen auf, als ich letztes Jahr in Rumänien nur in Unterhose bekleidet 20 min lang die Plane gegen den Sturm gehalten habe, damit Anne und unser Zeug trocken bleiben… damals hats geklappt, heute nicht. 
Es schifft soo viel, soo lange und so heftig. Die Siffe tropft,von allen Seiten rein, der Schlafsack nässt sukzessive immer mehr zu, irgendwann ist mir das auch latte und ich schlaf einfach weiter. 

Morgens meint Anne wir sollten das Zeitfenster ausutzen, denn oh, es nieselt! Nur! Also los, packen, abfahrt. Noch 55 km bis Prag. 

Naja bald schiffts wieder aus allen Löchern. Schuhe halten ca 20 min, Regenjacke 30. Hoffentlich hält das Outdoorhandy. Naja ich packs lieber weg. Gute Idee wie sich später rausstellt, denn die Gummis vom Akkudeckel sind scheisse verklebt. So viel Regenlast hält das nicht aus, von wegen IP68. 
In einem Bushäusl essen wir unseren Rest Wurschd und Käs, wenigstens ist der Rucksack fast leer. Weiter, es hört eh net auf. Die kurze überlegung, den Bus zu nehmen, löst sich in Wasser auf, denn der kommt nur morgens und Abends. Also: EFI, every fucking inch!! 
Ganz kurz feiern wir!!! 1000km!!! Bergab in ein recht hübsches Tal, viele schöne Dacias, aber: die saufen grad alle ab. Der Bach hat sich in einen reissenden braunen Drecksfluss verwandelt. Feuerwehr, Anwohner mit Ponchos… jeder zückt das Handy um die Wassermassen zu filmen. 
Wieder unten an der Moldau müssen wir auf einer Schnellstr. fahren. Die meinens heut aber echt nicht gut mit uns. Unsere Spur führt durch fiese Pfützen ohne sichtbaren Boden. Irgendwann rechts eine Ruderfähre, abgefahrn. Auf der anderen Flussseite endlich ein akzeptabler Radweg. Wir fahren durch bis Prag, bisher hat es geregnet ohne Pause. 
In Prag müssen wir noch warten auf unseren Host,  aber wir machen es uns in einem Restaurant gemütlich, so nass bis auf die Knochen wie wir sind. 
Aber wir sind guter Dinge. So viel geschafft, das nimmt uns jetzt auch nicht die Laune. Zum Glück können wir uns ja bald bei unserem Gastgeber trockenlegen. 

Alles in die Waschmaschine und ab ins Bett.
Geschafft! Hallo Prag!

WI-Prag Tag 14 – schwül & heiss

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63 km 620 hm

bisher gefahren: 979 km

Wie schon gedacht wird die Nacht feucht (rueckblickend nichts im Vergleich zu dem was noch kommt), der morgen laaaaange neblig. D.h. wir bleiben in der Haengematte. 

Endlich aufgestanden und zusammen gepackt, geniessen wir den Luxus gestern noch einen Aufstieg mitgenommen zu haben. Zum Fruehstueck geht’s bergab, Mittagessen und einkaufen gibt’s gleich im naechsten Staedtchen (Zdice, nicht mehr als halb gut). Zum Mittagessen gibt’s einen kraeftigen Schauer, zum Nachtisch deftige Schwuele. Pete findet einen netten Flussweg aus der Stadt raus, der uns ein exzellentes Pausenplaetzchen am Flussufer offeriert. Nehmen wir wahr. 

Danach ist die Temperatur akzeptabel, aber jetzt wollen wir noch unseren Plan umsetzen: an die Moldau. Das heisst Berg Nr 1, ich kotze, die Tschechen ueberholen beim Feierabendradeln lockerflockig, ich kotz dementsprechend mehr. Kurze Pause bergab und eben, Berg Nr. 2. Der scheint schier endlos und wir muessen uns beeilen, da der Weg zur Moldau noch weit ist. Alle Zipperlein melden sich nacheinander. 

Irgenwann sind wir an dem Punkt, von dem aus es bergab geht. Weite Felder, Abendsonne. Sehr schoen. Weiter. Die Moldau wartet. Runter auf die Halbinsel Cholin, recht dicht besiedelt, die Kueste ansonsten steil und stark bewaldet. Auf der anderen Seite winkt ein klitzekleiner Hafen mit haengbaren Baeumen. Den nehmen wir, es ist nicht mehr viel Zeit und wir haben Hunger. Waehrend wir aufbauen, kommen die Tschechen gutgelaunt von ihren abendlichen Boottrips zurueck. Es wird dunkel und wir bauen uns noch das Tarp gegen das angekuendigte Gewitter auf. Nicht mehr reden, schlafen.

WI-Prag Tag 13 – Rakovnický potok

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62 km 620 hm

bisher gefahren: 916 km


Morgens ist es kalt. Wir lungern noch in den Schlafsäcken rum und erinnern uns an die Wildschweine nachts. Ich dachte ja, da laufen Menschen, aber als ich rausleuchtete, schaute mich ein Rudel an, in ca. 20m Entfernung. Und sie wühlten weiter im Laub. 

Dann waren da noch die Feldlerchen, gestern Abend schon völlig aufgedreht piepsipieps wie so ein Aufzievöglelchen hingen die in der Luft über den Wiesen, bis die Sonne unterging. Dann schlagartig Ruhe… und heute früh gleich als erste noch vor Dämmerung wieder los pieeppiepsipips was das Zeug hält. 
Es nieselt uns aus den Matten. Wir fahren durch Hopfenfelder und Mohnwiesen, ein paar vereinzelte Dörfer bis Rakovnik. In dieser netten Kleinstadt gibts ein super Essen und Einkäufe. Während wir unter Schirmen essen,  gibt es mega Platzregen – alles richtig gemacht! Wir suchen fotos aus, anne textet und dann geht es im Nieselregen durch das zweitschönste Tal nach der Waldnaab, den Rakovnik Bach entlang. 
Später ein ordentlicher Aufstieg und bald schon schauen wir wieder nach Plätzen aus. Prag ist schon so nah, man könnte am selben Tag noch durchfahren. Wir entschließen uns, die letzten 2 Tage noch einen Schlenker zur Moldau zu machen und von direkt Süden her nach Prag zu stechen. Die 3. oder 4. große Planänderung schon für die tschechische Route. 
Unser Platz zwischen zwei Dörfern am Waldrand unter Kiefern ist ganz ok. Die Dämmerung fühlt sich feucht an, es könnte nachts ungemütlich werden. 

WI-Prag Tag 12 – tschüss, Eger

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58 km 610 hm

bisher gefahren: 855 km


Am Fluss und unterm Fels war es so schoen, dass wir bei gemaechlichem Rauschen ewig in der Haengematte lagen und gleich dort auch unsere Reste verfruehstueckt haben. (Das Brot aus Bamberg ist aus, sehr schade).

Als es dann los ging, ging’s natuerlich erstmal bergauf. Und so bleibt’s. Ein sehr schoener, aber anstrengender Flussradweg, der Huegel hoch Huegel runter, durch Dorf durch, um Dorf drumrum und wieder runter zum Fluss nach Kadan fuehrt. Da wird gegessen (ok) und dann versuchen wir Lebensmittel einzukaufen. Ein Desaster. In der ganzen Stadt finden wir keinen Baecker, Metzger oder sonstigen Lebensmittelhaendler. Nur einen der ueberall zu findenden Asiatenshops, der aber ausser gezuckertem Wasser wenig ess- und trinkbares fuehrt. 

Also raus aus der Stadt und 2km in entgegengesetzte Richtung. Ein Kaufland. Wahrlich kein Happening, aber immerhin gibt’s Brot. Jetzt aber weg. 

Wir folgen wieder unserem Egerradweg Nr 6. Hoch geht’s, leider diesmal an einer recht stark befahrenen Strasse, aber irgendwie muss man wohl an diesen 2 Akws vorbei. Oben verlassen wir unseren Radweg schlagen uns auf Petes Route ueber Huegel und durch Doerfer. 

Endlich geniessen wir wieder sehr schoene Landschaft, aber der Tag hat uns muerbe gemacht. Und wer spaet aufsteht, kann auch frueh Feierabend machen. Daher machen wir uns auf die Suche nach 3 Baeumen fuer unsere Haengematten. Ein schier unmoeglichrs Unterfangen. Baeume gibt’s gerade nur als Allee, am Friedhof, am Flussufer oder mit unendlich viel Gestruepp oder Brennesseln.  2 Stunden folgen wir mit Suchabstechern unserer eigentlich morgigen Route bis wir ihn finden. Den idyllischen Platz unter Eichem am Waldrand mit endlosem Blick aufs Erzgebirge und Sonnenuntergang und Dosenbier. Ein Traum. 

Und Zeit zum Reifenflicken bleibt mir auch noch, denn er ist wieder mal Platt…

WI-Prag Tag 11 – Radweg Nr. 6

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68 km 530 hm

bisher gefahren: 798 km


wir schlafen recht lang aus, da sich rausgestellt hat, daß ein Schnitt von 50 km am tag dicke reicht, um am Donnerstag bei unserem gebuchten Zimmer in Prag aufzuschlagen. So langsam kommt schon Blues auf, weil die größte Zeit schon rum ist. 

Wir fahren runter von unserem hübschen Birkenberg, was anscheinend eine Abraumhalde ist, wir sind ja immer noch mitten im Braunkohlerevier. 2km weiter wird noch aktiv abgebaut, das Kraftwerk läuft und überall sieht man die aussenliegenden Rohre von der Fernheizung. Lokale Energieproduktion und Zentralheizung mal anders. naja. 

Der Eger-Radweg Nr. 6 wird immer idylischer, das Tal wird schluchtig und an diesem Sonntag sind auch viele Radler unterwegs.
Außerdem etliche Paddler, die Eger ist da ziemlich super zum Paddeln. 

Wir kommen an einen Ort namens Loket, der als komplette Burg auf einer Halbinsel liegt, optisch vergleichbar mit Rothenburg oder Sighisoara/Schässburg.
Es gibt Braten und Serviettenkloß und dann gehts weiter. Wir waschen nochmal ein paar Unnerbuxen im Fluss und uns selbst unnerum, man hat ja nicht immer die Möglichkeit, ne. 

Karlsbad ist dann eher eine seltsame Stadt, gut, daß wir schon satt sind, hier wöllt ich nicht hungrig nach gutem Essen suchen. Schöne alte Häuser zwar, aber alles Einkaufsmeile und Leerstand. Es gibt Eis und Karlsbader Oblaten. 

Hinter Karlsbad spritzt mein Tubeless-Hinterreifen weisse Milch.
Wohl ein Loch so groß, daß die Dichtmilch das nicht hält… schwester Anne presst die Wunde zu, während ich meine Packung Maxxalami Rennwürste raushole und erstmal esse… ähm nein, die Gummiwurst mit der Ahle mit recht viel Gewalt ins Loch reindrücke… super, hält. nicht mal platt. kurz restluft aufgepumpt, weiter gehts. 

Wir kommen wieder in eine Art Niemandsland an einem Truppenübungsplatz entlang. Der Radweg Nr. 6 hat seinen Autobahncharakter verloren und wird kurzzeitig zu einer Mountainbikestrecke. 

Später, wieder auf Asphalt, hat Anne einen Platten. Hier wird klassisch geflickt: Mantel auf, Schlauch raus, Loch suchen, TipTop drauf,  rein, aufpumpen.
Wir müssen raus aus dem Loch hier, drum geben wir gas, bis die Landschaft sich wieder öffnet. Die Suche nach Schlafplatz ist wieder mit etwas Arbeit verbunden, aber dank gemeinsamer  Hartnäckigkeit und Intuition finden wir ihn, den perfekten Platz. Am Flussufer mit einem Kletterfelsen im Rücken, und eine Lagerfeuerstelle vorbereitet mit Holz, müssen sie nur noch anzünden. 

WI-Prag Tag 10 – Egerland

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65 km 420 hm

bisher gefahren: 730 km

Ahoi!

Hinter der Grenze aufgewacht und da es dort noch etwas unwirtlich war, gleich mal reingestuerzt in dieses Tschechien. Erste Zeichen der Zivilisation: ein Asia Markt. Na bravo. Vorbei an den Platten rein ins Innen sehr huebsche Cheb, wo wir unsere Reste aus Deutschland wegfruehstuecken, eine ganze Weile chillen und dann noch ein ganz formidables Eis essen. Geld wird auch noch gewechselt, Kronen braucht’s hier ja. Abends faellt uns auf, dass der Unsympath in der offiziellen Wechselstube eine horrende Gebuehr (14%)  genommen hat. Noch mal bravo. 

Aber immerhin merken wir es erst abends und starten jetzt gut noch gut gelaunt. Durch Franzensbad (eine Kurstadt, wie man sich eine Kurstadt vorstellt) mit einem Abstecher nach Skalna, Petes Ziel nach den 1.000 Miles. Ein Zielfoto in Saftundkraft aufgenommen, mal schauen, wie er da in ca. 3 Wochen stehen wird… 

Und jetzt endlich auf unseren in der Oberpfalz waermstens empfohlenen Egerradweg. Und der ist tatsaechlich wunderschoen! Sanft am Fluss entlang zwischen Wiesen und Feldern. Auf dem Fluss wird fleissig gepaddelt, tschechische Padelpiraten laden uns zu Rum ein. Und hier nun zum Ahoi – das sagen nicht nur die Piraten, sondern so gruessen sich die Radfahrer. Und davon gibt’s hier viele. Fuer alle, die es nicht wussten (ich): die Tschechen sind eine Radfahrernation, haben ein tolles Radwegenetz und daher wird man staendig von topfiten ü70jaehrigen ohne E ueberholt. Und das nach einer Woche im Sattel. Aber wir geniessen eine lange Stecke die tolle Landschaft. Ich schicke Pete noch mal ueber seinen Lenker. Mit Durst einen Brunnen entdeckt, hart gebremst und Pete war zu nah und vertraeumt. Abgerollt, nichts passiert. 

Dann kommen wir nach Sokolov. Braunekohlerevier. Viel Platte. Kurz Schluss mut Idyll. Da wir nicht wissen, ob wir spaeter noch was finden, essen wir hier. Leider die schlechteste Pizza der Welt. Ich wusste gar nicht, was man bei einer Margharita alles falsch machen kann. Schnell weiter, Schlafplatz suchen bzw hart erkaempfen, aber da ist er dann: lichte Birken auf einem Huegel.

WI-Prag Tag 9 – Waldnaab

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70 km 600 hm

nach einem Rundumschlag am Frühstücksbuffet und einer Dusche gehts frisch rasiert ins Waldnaabtal. Der Wirt hatte uns am Vorabend mit jeder Menge Tips versorgt, drum planen wir einen Zickzackkurs Richtung Nordost.
Die Waldnaab ist beeindruckend. Viele Sandfelsen, schluchtig, mäandernd.
Weiter oben kommen wir an vielen Waldseen entlang und fahren dort eine Ehrenrunde. Eigentlich ein super Pennplatz, aber es ist erst 14 uhr.
In Wiesau gibts wieder einen Zoiglgarten, mit Metzgerei. Ich esse Obatzda und Anne saure Würschd. Ein Platznachbar, Junglehrer, klärt uns über die Gegend auf. Viele Seen sind Kaolinlöcher für die damalige Porzellanherstellung. Noch viel mehr Seen sind mit einem komplexen Verbindungssystem geschaffen worden, von Mönchen für die Karpfenzucht im großen Stil. Die konnten sie auch während der Fastenzeit essen.
Am Vizinalbahnradweg kommen wir an eine Aussichtsplattform, wo durch eine Ausstellung und ein Protestplakat deutlich wird, wie sich Kulturlandschaftsethik und Tierschutzethik gern mal quer liegen können. Biber und Kormorane z.b. bedrohen hier die 1000 jahre von Mönchen gemanagte ^Natur^.

Über Hügelland kommen wir nach Waldsassen, der letzten Einkehr für uns vor dem Grenzübertritt.
Jetzt sind wir irgendwo im ehemaligen Niemandsland auf der tschechischen Seite. Platz auf Sicht finden war nicht ganz einfach, die Felder sind groß und die Bäume unterholzt.
Aber wir finden schlussendlich was Gutes.

WI-Prag Tag 8 – Hitzefrei

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50 km 600 hm

bisher gefahren: 594 km


So nervig die Nacht mit den Muecken war, so schoen ist der Morgen! Im klaren und frischen Baggersee schwimmen, Waesche und uns waschen. Waehrend die Waesche trocknet, wird’s langsam heiß. 34 Grad werden heut erreicht. Als wir auf’s Fahrrad steigen, merkt man sie schon. Wir fahren fix nach Pressath, um uns ein Fruhsteck zu holen, dann ruf ich Hitzefrei aus. Wir fahren noch ein bisschen am Fluss entlang, bis wir einen schattigen Platz fuer die Haengematte finden. Schwer genug. Vor 5 geht’s nicht weiter und mein Tolino kommt endlich zum Einsatz. 

Dann fahren wir erst mal durch den Wald – gerade folgen wir nicht mehr einem Radweg sondern kreuzen rueber Richtung Windischeschenbach. Am Anfang passt der Weg, aber dann fahren wir entlang der huebschen, aber recht brackigen Naab. Die Fliegen toben. Nach nicht furchtbar vielen, aber zaehen Kilometern kommen wir in Windischeschenbach an. Hier gibt’s einen Zoigl Kommunenbrauerei, der weiße Schwan (Tipp von der gestrigen Baggerseebekanntschaft). Das ganze hat Aehnlichkeit mit ner Strausse: eigenes, frisch gebrautes Bier, selbstgemachtes typisches Essen, beides guenstig und saulecker. Hier gefaellt’s uns, die Oberpfaelzer sind gut drauf, wir bekommen Tipps fuer unsere weitere Route und da das Gewitter vielleicht nicht kommt  vielleicht aber doch, bleiben wir im weißen Schwan. 

Noch’n Zoigl, Bett, Dusche. Das haben wir uns verdient.

Ausrüstung – Werkzeugrolle

Hier meine selbstgenähte Werkzeugrolle. Die Hülle ist eine gekaufte, die ich noch mit einer schwarzen Innenhülle verlängert und haltbarer gemacht habe.

Schnur, Kabelbinder, Kettenglieder,

Flicken, Reifenheber, Gaffa,

Multitool, Bremsbeläge, Endhülsen,

Draht, Isolierband, Schaltseil, Beilagscheiben,

Öl, Öllappen,

Tubeless Reparaturwürste, Mini-Taschenmesser,

Flickenkleber, Knipex Cobra,

Tubeless-Ersatzventil, Tubeless-Wursttool, Ventilausdreher

WI-Prag Tag 7 – Jura, Creussen

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92 km 800 hm

unsere Pläne ändern sich… freunde in Nürnberg und Regensburg haben keine Zeit, also beschliessen wir, im Zickzack richtung und durch die Oberpfalz zu fahren. Wir haben ja noch 8 Tage und man könnte schon locker in 4 Tagen bis Prag kommen!

Also hochwärts, frühstück in Bretzenstein. Ich bin etwas durch nach dem Frühstück und muss erstmal bissl liegen. 

Weiter gehts nach wunderschöns (joa ok) Pegnitz, dort ein Eis und Kaffee, die gestrigen Bilder ausgewählt und hochgeladen, ne Melone gekauft und weiter nordwärts. 

Später, in der Oberpfalz, ein super schöner Radweg, „Creussen Radweg“ durch dünn besiedeltes Hügelland.  Es läuft trotz der Hitze saugut bei uns, irgendwie fühlen wir uns, als hätten wir uns eingefahren. 

( ich schreib das grad nen tag später bei 35° in der Hängematte und kanns kaum glauben, heute geht vor 16 uhr nicht viel )

Später eine erste oberpfälzer Brotzeit bei einer sehr netten Wirtin. 

Es geht am Bach lang durch mittlerweile komische Fichtenwälder. Wir sind auch ganz nah am ziemlich großen Kriegstestgelände Grafenwöhr. Wir sehen eine Gruppe Militärtransporter in der Luft mit 4 Propellern, ich dachte zuerst kurz, das seien Predator Drones. 

In Grafenwöhr kaufen wir nochmal ein und wollen dann etwas weg vom Ort kommen, richtung Schlafplatzsuche…

Irgendwann finden wir einen Baggersee, wie gemacht für unser Vorhaben. Wir krallen uns eine vorgelagerte Halbinsel mit vereinzelten Birken, es sind noch Leute zum Baden unterwegs, aber die werden bald weg sein. Wir schwimmen und essen deftig.

Nach der Dämmerung haben wir Ärger mit Mücken.  Es ist ein super Ort, aber er hat seinen Preis. Nahe an einer Bundesstr. und viele Militärhubschrauber. Gelegentlich rummst es. Ich kuck auf die Karte, um mich zu vergewissern, daß ich nicht schon nahe der Ostukraine bin. 

WI-Prag Tag 6 – Fränkische Schweiz

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54 km 680 hm

Anne hier, hallo! Unter den Kiefern wachen wir frueh auf, doch trotz der Tageshitze war die Nacht frisch und feucht, daher faellt uns das aufstehen schwer. Packen, Fruehstueck suchen. Das gibts in gut beim Baecker in Heiligenstadt (es gibt einiges an guten kleinen Baeckern in Franken!). Gesaettigt geht es ein sehr schoenes Tal runter und da wir in der Fraenkischen Schweiz sind, gibt’s – wieder hopphoch vom Tal – auch eine Hoehle. Die Binghoehle in Streitberg. Hier fuehrt uns ein lilalustiger Frangge durch die tolle (und erfrischende 9 Grad kalte)Tropfsteinhoehle mit Stalagdidden und Stalagmidden. Hoehlenberg runter und rein in die Hitzr treffen wir auf einen Obststand mit erstklassigen Ananaserdbeeren. Nach Ananas haben sie nicht geschmeckt, dafuer aber gut. An der historischen Bahnlinie und der idyllischen Wisent mit Kajakisten und Fliegenfischern entlang, dann schnell den Berg hoch ochsen nach Goessweinstein, damit wir dort noch was zu essen bekommen. Das gibt’s grad noch so bei der Post (mmmh geraeucherte Forelle)  und dann gibt’s erst mal nicht viel: Haengematte am Baerenstein am Dorfausgang bis die groesste Hitze vorbei ist. Nach schlappen 5 Stunden Mittagspause ochsen wir wieder einen Wald hoch und wieder ein Tal  (Trubachtal) runter. Hier wird in der Trubach gekneipt und Unmengen an Salz vom Gesicht gewaschen. Hopp hoch nach Hiltpoltstein, das uns – sehr huebsch – trotzdem enttauescht. Kein Essen. Kein Bier. Weg hier. Das Bier findet sich dann wenige Kilometer weiter ausserhalb des Dorfs in einem halbprivaten Biergarten entdeckt. Auf zwei Bier setzen wir uns in die lustige und ganz eigene Runde, dann geht’s weiter, Schlafplatz suchenA Festplatz ausserhalb des Dorfs spannen wir die Hangematten auf. Wieder mit Blick auf Hiltpolstein wird noch unsere Brotzeit genossen.

WI-Prag Tag 5 – Itzgrund, Bamberg

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68 km 700 hm




















Wir fahren vom Christenstein weg, einen kurzen knackigen Trail, dann über Flussauen und lustige Fachwerksdörfer in den Itzgrund. Der Fluss Itz fliesst hier Richtung Bamberg und aufgrund der aufkommenden Hitze entscheiden wir uns, nicht den Umweg über den Berg rüber zum Obermain zu fahren, sondern direkt nach Bamberg.

In Lahm frühstücken wir bei einer Dorfbäckerei mehrere süße Teilchen.

Es gibt sie noch, die guten Bäcker.
Bei den Sandgruben an der Mainmündung bei Rattelsdorf chillen wir an einem Baggersee, schwimmen und waschen uns. Zwei Ommsen sind da auch auf der Durchreise, mit ihren vollgepackten alten Damenrädern Richtung Mainawärts.
Die Fahrt rein nach Bamberg ist irgendwie kein Spaß. Der Radweg, der kaum einer ist, führt durch langgezogene, verkehrsreiche Vororte – ganz anders, wie wir das von Städten bisher gewohnt sind.

Überhaupt ist Bamberg heute eher eine Enttäuschung… ein uns von seb empfohlener Burgerladen hat zu und was so um die Sandstrasse rum offen hat, taugt eigentlich nicht, die hohe Erwartungshaltung, die wir an die fränkische haben, zu erfüllen.

Wir essen Brotzeit am Flussufer und fahren weiter den Maindonaukanal runter, biegen dann links in die Richtung fränkische Schweiz. Hier finden wir einen richtigen Bierkeller bei bei Rossdorf.

Was ist ein Bierkeller?

Hier in der Gegend, ca 50-80km  rund um Bamberg gibt es viele, in den Hang getriebene Keller mit Holztür. Eigentlich hat jeder, der ein altes Dorfhaus besitzt, einen irgendwo kurz außerhalb des Dorfes.

Hier hat auch jedes Dorf eine Dorfbrauerei und jeder Brauer einen solchen Keller, gern mal mit Biergarten oder Schankhaus oben drauf.

Man geht also „aufn Keller“ für Kellerbier und gutes Essen, beides günstig.
So kommt’s, daß es hier an einem ganz normalen Montagabend gerammelt voll ist mit Einheimischen, die hier ganz normal aufn Keller gehen.

Nach einem Radler radeln wir weiter durch die Abendhitze, dann in einen Wald für einen ordentlichen Aufstieg hoch in die fränkische Schweiz rein. Oben der Schlafplatz ist wieder mal spektakulär, unter hohen lichten Kiefern mit Aussicht.

WI-Prag Tag 4 – Heldburger Land

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48 km 340hm

























Ein Tag voller fraenkischer Besonderheiten!

Huhu, Anne hier. Pete schlaeft noch in der Haengematte unter Kiefern. Ein grossartiger Schlafplatz, der es lohnt, nur recht wenige Kilometer zu demmeln.

Zu gestern: wir werden im feuchten kalten Nebel unsanft von einem mit sich und der Welt und uns unzufriedenen Jaegerlein geweckt. Er hatte – vielleicht wegen unserer Haengematten – einen morgen ohne Abschuss. Abgebraust, Pete grummelt, ich schlaf weiter und es ist wirklich noch feucht. Als der Himmel aufreisst, packen wir zusammen und fahren noch mal runter nach Koen, da hats einen grossartigen Baecker mit lecker fraenkischen Teilchen. Da wir zum Mittagessen mit Freunden in Sesslach verabredet sind, muss es huschhusch weitergehen. Durchs Grabfeld und Heldburger Land. Wunderschoen mit weiten Wiesen und Feldern. Es riecht nach Sommer.

Stop an der Saalequelle, fuer frisches Quellwasser. Dann gehts auch schon durch die ehemalige Sperrzone noch mit Wachturm rueber nach Thueringen. Wunderschoene, liebevoll restaurierte Fachwerkhaeuser und tolle Gaerten. Die Zeit wird mit den vielen Pausen knapp, daher verlegen wir den Treffpunkt zum Mittagessen nach Ummerstadt. Gut so, denn a) sondert mein Rad Geraeusche ab, die da nicht hingehoeren und b) trifft der bunte Hund Pete mitten auf der Strasse noch einen Kerl, den er noch von den letzten Cherusker und 1000 miles kennt. Kurzer Schnack, weiter zu den Thueringer Kloessen. Die waren so lecker, dass sie nicht mal fotografiert wurden. Und dann kehrte der Schlendrian ein… Mit Mel und Achim noch mal am Christenstein verabredet der nur 16 km weiter liegt. Gemuetlich hingefahren, dabei geschaut, ob wir mein Fahrrad wieder ins Lot bekommen – leider nein. Durchs wunderhuebsche Sesslach hoch in ein Waldstueck. Da ist er, der Christenstein, hoch ueber Heilgersdorf. Mit grossen Felsen , hohen luftigen Kiefern und tollem Blick. Sepp kommt noch dazu und bringt ein paar seiner selbst gebrauten Biere mit. Damit faellt die Entscheidung: wir bleiben an diesem tollen Ort, schnacken, trinken extrem gutes Bier (Red Ale!), essen unsere Picknickreste und wenn alle weg sind ab in die Haengematte und einen tollen Sonnenuntergang geniessen!

 

WI-Prag Tag 3 – Rhön-Grabfeld

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87 km 650hm


















weiter geht’s nach einem herzlichen Abschied die Fulda hoch bis Gersfeld, vorbei an vielen schönen Gärten und Wiesen.
Hinter Gersfeld ein recht steiler Anstieg. Wir sehen an der Wasserkuppe Regen aufkommen , fahren dem Wetter aber davon, runter nach Bayern. In Bischofsheim sind viele nette Gastwirtschaften, es ist aber momentan eine blöde Zeit nachmittags, keine hat die Küche offen. Also Brotzeit. Lecker Käse und aale Woschd.

Der Radweg von Bischofsheim nach Bad Neustadt ist furchtbar langweilig. Außerdem ist es kalt, so kalt, daß wir volle Montur anziehen.
Später, der Saaleradweg nach Bad Königshofen ist wieder wärmer und hübscher, trotzdem alles grau in grau.
In Wülfershausen gibt es beim Udo einen Absinth zum Aufwärmen. Ich kenne die Kneipe noch von früher, langsam kommen wir in meine alte Heimat.
Hinter Bad Königshofen finden wir eine schöne Aussicht unter lange nicht mehr gepflegten Obstbäumen.
Wir sehen die Saale, die Haßberge und die Königshöfer Kirche.

WI-Prag Tag 2 – Vogelsberg

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104 km 1000 hm


















Wunderbar an diesem Vogelschutzvereinshäuschen aufgewacht. Natürlich von Vögeln geweckt worden. 

Wir frühstücken an einer echten Landbäckerei mit Mini Supermarkt, wo eine nette Ommse am der Kasse sitzt. Sie meint, wir sollen unter der Dorflinde frühstücken, da war sie früher auch immer gesessen. 
Wir fahren gen Nordost Richtung Vogelsberg auf dem Vulkanradweg. Die Steigung ist Mäßig, aber beständig und hartnäckig. wir fahren auf einer ehemaligen Bahntrasse.

Ich kenne die Strecke vom mit dem Skateboard bergab fahren: 35 km gechillt durch die Landschaft laufen lassen und mit dem Bus wieder hoch, 3 Abfahrten pro Tag… 
Oben in Hartmannshain kehren wir kurz ein, leider nicht der Rede wert dort. Es geht wieder bergab, die Landschaft wechselt, langsam sieht man auch die Rhön. Das letzte Stück nach dem Kaliberg zieht sich, plötzlich teilen wir uns den „Radweg“ mit Autos. 
Wir halten bei Annes Schwester, es gibt lecker Pizza!

WI-Prag Tag 1 – Main

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86 km 215hm

so um halb 12 kamen wir los. noch bei Benny und Jessy vorbei, Benny hat uns noch die Messer geschärft und die beiden haben uns mit weissen Taschentüchern nachgewunken. 

In Bibrich an der Eisdiele habe ich noch einen sehr guten alten Freund getroffen, der mir nicht mal sauer war, daß ich mich so lange nicht gemeldet hatte. nach diese sehr netten Begegnung gings am Rhein lang zur Mainmündung, dann den Main hoch, nach Rüsselsheim. dort am Hessentag durch Volksfestathmosphäre an seltsamer Bundeswehrpromotion vorbei, Biketrial-Akrobaten, Miniskisprung, Riesenrad. 
Dann an Hoechst vorbei, rein nach Frankfurt. 

Es ist wirklich schön, so am Main lang durchs grüne durch Frankfurt zu fahren. Überhaupt war es heute immer nur ruhig, grün und autofrei, dank dem tollen deutschen Radwegenetz. Muss man auch mal sagen, ne. 
Äppler sauer gespritz und dann weiter, linkes Ufer nach der EZB: Technoparty. huiii…

Naja was mer net alls mache könnt… 
In Offenbach ein tolles Urban gardening Projekt vor Wohnbaukulisse. 

…weiter Richtung Hanau. es gewittert kurz. Am Ufer eine Bisamratte? Riesiges Viech.. hat null Angst und frisst einfach im Gras, ohne uns zu beachten…

durch Hanau und wir kriegen nix mit von der Stadt, der Radweg ist total super verwunschen und grün. Danke, tolle Routing App! von der Autobahn sieht Hanau ja aus wie ein Ondustriemoloch. 
jetzt sind wir irgendwo im ländlichen hinter Hanau an einer super Obstwiese eines Vogelschutzvereines. es gibt sogar ein Klo hier an der Hütte, nur keine Menschen. 

wir haben die Hängematten unter einem Kirschbaum, nach ner tollen Brotzeit. 
Das schlimmste, was uns heute passiert ist, daß das Zwiebelschmalz langweilt.

Was ein Luxus…

Cherusker 2017 Tag 03


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125 km 2300 hm.

Harter Start. Aber besser bei Sicht am Kanal entlang, dann schläft man wenigstens nicht ein.

Wir schlagen uns so durch, aber die Landschaft ist wirklich schön zwischen Kanal und dem ersten Gebirge. Kleinbauern, Kulturlandschaft.

An einem Tretbecken machen wir uns frisch. Es hilft, ab jetzt wirds besser.

Mittags an einem Edeka mega Fressorgie. Ayran, Buttermilch, Wurst, Käs, Schnittchen, Nüsse, Schoki, Bananen, Nektarinen.. 3 kg mehr im Bauch gehts weiter.

Wir halten weiter Tempo, irgendwann holen uns die Fatbiker ein. Was die sind hinter uns? Ich geh relativ am Zahn, die sind topfit.

Nochmals gescheit viel steile Rampen hoch runter hoch runter.. ich schraub ständig an der Federgabel rum, denn nach heftigen uphills folgen technisch anspruchsvolle schnelle downhills. Hier ist echt alles dabei, perfekte Testtour für die 1000 miles.

Später haben wir jeder mal so unsere Tiefs, ich muss mich 2 mal für 5 Minuten komplett hinlegen, weil die permanente Bewegung arg zusetzt. Verdauung macht langsam auch komische sachen, ich muss 5 mal kacken gehn…

Zum schluss nochmal viele Trails gerockt, aber ich kann sie nur halb geniessen. Lewin holt nochmal unbändige Kraft für diverse anspruchsvolle Stunts, wir wundern uns beide..

Schlußendlich kommen wir schlag 20:00 bei bestem Licht wieder an der Weserfähre an, perfektes Ende und dabei noch die gesamt Bestzeit von 2015 eingeholt.

Später wird sich raus stellen, die Fatbiker waren 1,5 std vor uns da, der Berliner vor 4 std.

Ein gelungenes Wochenende!

Cherusker 2017 Tag 02


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173 km 3650 hm.

Um 5 Uhr super aufgestanden. Ich bin wirklich überrascht, wie gut ich drauf war, für so eine Uhrzeit.

Fahrt durch einen kühlen diesigen Morgen, fettes Frühstück beim Bäcker in Lemgo. Vorbei an einem Pennplatz von vor 2 Jahren bei der 1. Tour hier mit Nik damals. Ich sollte Nachmittags nochmal an einem vorbeikommen, d.h. dann schon 36 Stunden schneller als beim letzten Mal.

Irgendwo mach ich beim Sattelverstellen während der Fahrt einen Fehler und schlag mir das Knie auf.

Sehr schnell und mit wenig Pausen, gehts Richtung Mittagshitze nach Bielefeld rein. Die Stadt gibts wirklich!!1
Lange Wartezeit beim Restaurant im Wildpark zw. 12 und halb 1, dabei hat uns wahrscheinlich der Berliner die Spitzenposition genommen…

Der Teutoburger Wald bzw Hermannsweg fordert seinen Tribut. Hoch runter, steilste Rampen treiben einem die Tränen in die Augen. Später treffen wir wieder die Fatbiker bei nem Edeka, sind uns immer knapp auf den Fersen. Das sind viel schnellere Treter, wirklich saufit, zwei von denen sind regelrechte Fitnesstiere. Aber sie machen halt auch viel mehr pausen, als wir.

Wir haben vor, den kompletten Teuto bis vor Sonnenuntergang zu machen, dann noch 2 Stunden die langweiligen 30km am Kanal entlang.

Wir kommen allerdings erst um 11 zum Kanal, die letzten 30 km sind Raubbau am Körper. Das wird sich morgens rächen. Wir machen noch 10 km am Kanal, bis wir erschöpft um halb 1 links liegenbleiben. Gegenüber läuft Techno. Um ca 2 uhr rauschen im Dunkeln die Fatbiker vorbei.

Cherusker 2017 Tag 01


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145 km 3450 hm.

Zur Vorbereitung auf die 1000miles bin ich nach Ostwestfalen gefahren, um bei der CHERUSKER 500 CHALLENGE mitzumachen. (Siehe auch http://fotorisiert.de)
450 km und 9500 hm durch Berge im vermeintlichen „Flachland“, die es in sich haben.
Gemeinsamer Start war um 11 in Bad Oeynhausen auf der Weserfähre Armanda.
Es waren ca. 20 Teilnehmer und es hat sich ergeben, dass ich zusammen mit Lewin, den ich am Fulda hbf mitgenommen hatte, das gleiche Tempo fuhr, also haben wir die Tour gemeinsam bestritten.

Zufällig war „Vattertach“ – ich habe noch nie so viele krass besoffene Leute im Wald getroffen, wie hier.

Dieser Tag ging relativ leicht von der Hand, 145 km bis ca nachts um halb 12. Wir waren größtenteils vorne, abwechselnd mit einer Vierergruppe Fatbiker und einem Solofahrer aus Berlin, die wir nachts beim Lager aufschlagen nochmals um ca. 15 km überholt haben.

Ein super Tag… sehr schnell und Wetter einwandfrei.